Bearbeitung von PTFE (Teflon®)

  • Hallo Christian,
    ich verfolge Deinen Bericht Umbau zur ölfreien und verschleißarmen Live Steam Lok mit Begeisterung. Kannst du bitte was zur Drehzahl an der Drehe und den eingesetzten Meißeln sagen (Freiwinkel, Schliff etc. für optimale Oberflächen).
    Ich beabsichtige Hartmetallplättchen für Alu einzusetzen diese Hochpositiven mit polierten Schneidflächen. Was empfielst Du?
    Beim Fräsen hab ich noch gar keinen Plan, wie ich die Spiegelgleitfläche der Muschelschieber bearbeiten soll. Hast du Fräs-Erfahrung mit PTFE?



    PS: Ich werde meine beiden Decauvilles wahrscheinlich im Zylinder- / Schieberbereich mit Teflon ausrüsten damit das Dampföl wegfällt und die Fahrwerksteile werden mit einem Öltröpfchen leben müssen vorerst....

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Peter!


    Ich habe mir erlaubt, mit Deiner Anfrage einen neuen Thread zu eröffnen, da es dazu sicher mehrere Meinungen und Erfahrungen gibt und das Thema einen eigenen Thread wert ist. Ich hoffe, Du hast nix dagegen :wink:


    Und nun zu Deinen Fragen:


    Nach Meinung vom Wolfgang sollte die Drehmaschine auf höchsten Touren laufen. Ich verwende teilweise Alu-Wendeplättchen und teilweise einen HSS-Stahl, der von Wolfgang eigentlich zum Abstechen geschliffen wurde. Über Winkel etc. kann ich Dir da nix sagen.
    Das Thema "Fräsen" wird erst bei den Flachschiebern aktuell ... :lol:


    vlg, Christian

  • Hallo Zusammen


    Ich kann zur Teflon-Bearbeitung folgendes beitragen:


    1. Die Stähle müssen rasiermesserscharf sein! Entweder CCGT, DCGT, TCGT oder VCGT Plättchen mit möglichst kleinem Eckenradius verwenden, oder dann HSS Stähle deren Schneide nach dem Schleifen noch mittels einem Abziehstein (am besten in Stabform, dann kann er wie eine Feile angewendet werden) geläppt wurde.


    2. Kleine Spanabnahmen (unter 0.1mm) wenn möglich vermeiden, da sich sonst das Werkstück wegbiegt. Ist aber natürlich auch eine Frage der Verhältnisse. Bei einem 3mm Stäbchen kann man schon mal feine Späne nehmen. Allerdings sollte dann dazu der Stahl möglichst keinen Eckenradius haben, denn jeder Radius bewirkt eine Querkraft. Das ist auch der Grund, wieso zum Beispiel mit einem Abstechstahl sehr feine Späne problemlos genommen werden können. Die gute Oberflächenqualität ist dann noch ein Ergebnis davon, dass die Schneide parallel (oder nahezu parallel) zum Werkstück verläuft.



    Über die Winkel kann ich auch nicht viel sagen; nur dass ich mit dem Längsdrehstahl gearbeitet hab, der ca. 5° Freiwinkel an Haupt- und Nebenschneide hat und als Spanwinkel ungefähr 10 bis 15 °


    Nach meiner Erfahrung hat die Drehzahl, sofern sie nicht allzu tief ist und die Stähle schön scharf sind, nicht mehr so einen grossen Einfluss auf das Drehergebniss.


    Gruss Florian

  • Hast du gut gemacht Christian! Bin auf die gesammelten Erfahrungen gespannt... :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann da den Ausführungen von Florian nur voll und ganz zustimmen - deckt sich vollkommen mit meinen Erfahrungen.


    Zitat von Kyrill

    Ich werde meine beiden Decauvilles wahrscheinlich im Zylinder- / Schieberbereich mit Teflon ausrüsten damit das Dampföl wegfällt und die Fahrwerksteile werden mit einem Öltröpfchen leben müssen vorerst....


    Beim Fahrwerk geht es da weniger um das Tröpfchen Öl - das auch bei Teflonlager hin und wieder nicht schadet, sondern einfach um den Verschleiß. Bei Reibung Metall auf Metall gibt es Abrieb - speziell dort, wo der Antrieb erfolgt (ähnlich wie bei der Kurbel eines Fahrrades) gibt es Druck von nur einer Seite und die Lager reiben sich oval aus. Das kann schneller gehen, als man glaubt. Ich hab da meine Erfahrungen, siehe z.B. Revision meines LumberJack an anderer Stelle :OW.
    Ovale Lager müssen dann aufwendig zentriert und neu aufgebohrt werden - das kann man sich alles später ersparen, wenn man es gleich macht.
    Außerdem läuft eine Lok mit Teflonlager "Null Spiel" einfach seidenweich ...


    vlg, Christian

    • Offizieller Beitrag

    Was noch gut ist, zu wissen:


    PTFE lässt sich auf Werkzeugmaschinen spanend bearbeiten.
    Die Halbzeuge können gebohrt, gefräst, gesägt, gehobelt und gedreht werden, ebenso ist Gewindeschneiden oder das Einbringen von Gewindeeinsätzen möglich.
    Nach entsprechender Oberflächenbehandlung (Ätzen mit speziellen Ätzmitteln) kann PTFE geklebt werden.


    Bei 19,7 °C unterliegt PTFE einer Phasenumwandlung, welche üblicherweise mit einer Volumenvergrößerung um bis zu 1,2% einhergeht. Dies hat zur Folge, dass Fertigteile, die bei 23 °C maßhaltig sind, bei Temperaturen unter 19 °C erhebliche Maßabweichungen aufweisen können.
    Bei der konstruktiven Gestaltung und Bemaßung von Teilen aus PTFE ist dies zu berücksichtigen.


    Bei der spanenden Bearbeitung ist darauf zu achten, dass bei eng tolerierten Teilen eine gute Wärmeabfuhr gewährleistet ist, da es sonst aufgrund der guten Isoliereigenschaften zu Wärmestau bzw. Wärmedehnung und infolgedessen nach Abkühlung zu Fertigteilen mit Maßabweichungen kommen kann.


    Da bei der spanenden Bearbeitung Polymerstaub entstehen kann, ist darauf zu achten, dass im Arbeitsbereich nicht geraucht wird!


    Interessantes zu dem Thema kann man hier lesen:


    http://www.polytetra.de/pix/presse/MM41-05S34-39.pdf