Meine Variante zur Räderfertigung

  • Hallo allerseits,


    ich möchte mal meine Variante der Räderfertigung vorstellen, aber auch gleich dazu sagen, daß ich mit einem kleinen CNC-Bearbeitungszentrum arbeite.
    Ich habe meine Konstruktion und CNC-Programmierung an einem Alu-Teil getestet. Das Radprofil ist nur angedeutet, da ich noch auf die Lieferung des speziell geschliffenen Profilfräsers warte.
    Die ganze theoretische Vorbereitung einschließlich Programmeinrichtung hat etwa 4 Stunden gedauert, die Fräs-Bearbeitung braucht zur Zeit etwa 12 Minuten. Wenn dann alles fertig ist, hat man dann aber auch alle Räder genau gleich.


    Aus einem quadratischen Zuschnitt werden das Radprofil, der Radkörper mit Ausgleichgewicht und der Ausprägung für den Kurbelbolzen gefräst. Bei einem Durchmesser von 38mm werden die Aufräsungen im Radstern natürlich ziemlich klein. Diese sind nur mit einem 2mm-Fräser zu machen. Auch die Bohrungen für Achse und Kurbelbolzen werden in der gleichen Aufspannung gebohrt. Das hat natürlich den Vorteil, daß Lauffläche und die Bohrungen zueinander exakt rechtwinklig stimmen.
    Nach der Fräsbearbeitung bleiben etwa 2,5mm Restmaterial an der Rückseite stehen, die dann problemlos auf der Drehmaschine abgedreht werden. Dazu benutze ich einen sogenannten Drehdorn (DIN 523). Das sind ganz schwach konische Dorne, auf die das Rad aufgedrückt wird. Diese Dorne gibt es für die Passung H7, aber auch andere. Dazu ist es erforderlich, die Achsbohrung entsprechend zu fertigen. Es sind auch nur kleine Späne möglich, es wird aber sehr genau.



    Das Licht in der Werkstatt war nicht das beste.


    Ich werde für die Mallet die Räder aus Messing fertigen und diese vernickeln. Soviel fahre ich nicht, daß unbedingt Edelstahlradreifen sein müssen.
    So, nun aber bitte nicht mit dem Finger zeigen wegen meiner Möglichkeiten. Ich kenne genügend Modellbauer, die auch mit kleinen, konventionellen Maschinen ausgezeichnete Modelle bauen.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael!


    Sieht seheeer schön aus! :B :B :B
    Mit welchen Programme, und welche Maschine arbeitest Du?


    Gruß
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

  • Hallo Pal, hallo Christian,


    ich mache die Konstruktionen mit SOLID EDGE V19, meine Maschine ist eine FEHLMANN Piccomax 55 CNC 2/3 mit 4.Achse und Steuerung Heidenhain TNC 426b.
    Verfahrwege X 500mm, Y 255mm Z 160 mm Verfahrweg Maschinenkopf 500mm
    Vorschubgeschwindigkeit 1-11000 mm/min
    Maschinendrehzahl 9000U/min, Positioniergenauigkeit der X- und Y-Achse 0,005mm, Z-Achse 0,01mm
    Damit muß ich nicht mehr allzulange mein Geld verdienen, ab Mitte nächsten Jahres werde ich nur noch dazuverdienen.


    Viele Grüße


    Michael

  • Guten Morgen Pal,


    kleine Korrektur, das ist nicht meine Maschine. Bei Fehlmann ist meine Ausführung durch eine neuere mit HSC-Bearbeitung ersetzt (P 60). Ich stelle Dir mal ein eigenes Bild ein.




    Ich kann die Maschine normal als CNC-Maschine nutzen, d.h., es werden alle 3 Achsen gesteuert (oder 4, wenn die zusätzliche CNC-Drehachse aufgebaut ist). Ich kann aber auch im 2-Achsbetrieb arbeiten, also wie eine normale Bohrmaschine, ich muß nur die Koordinaten eingeben und kann dann Bohren oder Gewindeschneiden. Das ist für meine Einzelteil- und Kleinserienfertigung ein sehr großer Vorteil.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael!
    Du solltest entschuldigen!
    Ich möchte nicht den Typ (habe keine 55 gefunden), sondern nur den Charakter kennen und zeigen!
    Gruß
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

  • Guten Tag,


    für alle, die Räder selbt anfertigen oder anfertigen wollen, hier meine Variante, die, zugegeben, nicht auf meinem Mist gewachsen ist, sondern dem Buch "Tips für die Werkstatt und zum Selberbauen" Autor Dietmar M. Carsten entnommen wurde.
    Zur Bearbeitung stehen mir eine Drehmaschine Proxon PD400 und eine Fräse Proxon FRF250 zur Verfügung.


    Nun eine Kurzbeschreibung am Beispiel der Räder für die BR80:
    Rad aus entsprechendem Material, hier MS, auf der Drehmaschiene wie notwendig bearbeiten.
    Rohling anschließend auf der Fräse mit Teilaparat bearbeiten. Für das Ausfräsen der Speichen habe ich mir einen genauen Arbeitsplan erstellt, um mögliche Fehler zu minimieren. Dann habe ich die Speichen, d.h. die Zwischenräume zwischen den Speichen herausgefräßt, 1,5mm Fräser. Anschließend habe ich die Speichen mit Schmirgelleinen "gerundet.



    Mein Bearbeitungszentrum



    Rad für BR01 in Bearbeitung


    Für die Anfertigung der Räder für die BR01 habe ich die gleiche Vorgehensweise gewählt, habe jedoch als Ausgangsmaterial kein Rundmaterial verwendet, da das Abstechen einer Schwiebe mit 63mm Durchmesser nicht einfach ist.
    Deshalb bin ich einen anderen Weg gegangen. Ich habe mit MS Flachmaterial in der nötigen Größe beschafft, hier 8 x 70mm, habe daraus quadratische Stücke ausgesägt, zentrisch in dieses Quadrat ein Loch (4mm) gebohrt, die Schiebe auf ein Reststück Rundmessing (40mm) geschraubt und zusätzlich weich verlötet.
    Aus diesem quadratischen Stück Messing habe ich auf der Drehmaschine den Radrohling gedreht, danach wieder vom Rundmessing getrennt und, wie schon beschrieben, bearbeitet.
    Für das ganze Prozedere habe ich einen Plan gezeichnet und auch wieder eine Anleitung für die einzelnen Arbeitsschritte geschrieben.

    Das Ergebnis war und ist für mich befriedigend. Der Zeitaufwand ist mit dieser Herstellungsart nicht unerheblich. Für ein Rad der BR01 habe ich alles in allem ca. 4Stunden aufgewendet.
    Das Ergebnis der Arbeit entschädigt für den Aufwand.





    Mit meinem Beitrag möchte ich zeigen und anregen, wie es auch ohne Hitech geht.


    Mit bestem Gruß


    günter

  • Hallo Günter,
    auch ich finde, dass die Räder sehr gut aussehen!
    Für die Vielfahrer ist es aber empfehlenswert eine Lauffläche aus Grauguss oder Stahl aufzupressen oder zu kleben, für die Radsterne kann man ruhig Messing nehmen.
    Mit Grauguss habe ich sehr gute Erfahrungen an der 71 gemacht, die die letzten 4 Jahre nicht gerade zimperlich behandelt wurde.
    Gruß Janosch

    Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt (Gotthold Ephraim Lessing)

  • Sehr beeindruckend die Räder. Absolut top.


    Darf man fragen wie viel Zeit zur Herstellung ein Rad erfordert?


    Viele Grüsse


    Christoph

  • Hallo Günter,


    vielen Dank für Deine perfekte Beschreibung!


    Ich weis nicht, ob ich mich an so eine Arbeit herantrauen würde...
    ...aber nach Deiner Beschreibung scheint es machbar zu sein.
    Wichtig für mich ist auch die Ermahnung, sich vorher einen genauen Ablaufplan zu machen.


    Tolle Arbeit!


    Grüße von
    Steffen

    "Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen!" Kurt Marti

  • Hallo, Christoph, hallo Steffen,


    wenn der nötige Maschinenpark vorhanden ist, (ordentliche Fräse, Teilapparat, Aufspannvorrichtung), dann ist die Fertigung von Lok-Rädern auch ohne CAD/CAM machbar.
    Zum Zeitaufwand z.B. Treibrad für eine BR01 vom Rohmaterial, bei mir Flachmaterial bis zum fertigen Rad brauche ich ca. 6Stunden. (habe die Zeit noch nie exakt festgehalten). Aber bei mir ist der Weg zur Lok das Ziel. Und ein selbstgefertigtes Rad dann in Händen zu haben, ist für mich einfach was schönes. Hinzu kommen die Kosten pro Rad, die liegen bei ca. 10 EURO inkl. alles in allem.
    Derzeit fertige ich wieder Räder. Wenn sich jemand ernsthaft für die Art der Herstellung interessiert, bin ich gerne bereit, eine genaue Anleitung hier ein zu stellen.


    Mit besten Grüßen


    günter

  • Hallo Günter,


    ich möchte mich (als nicht-Metall-Profi) auch mal an diese Arbeit heranwagen ... daher fände ich es toll, wenn Du eine Anleitung einstellen könntest!



    Vielen Dank schon mal und viele Grüße,
    Stefan

    ... der mit der blauen EKB :)

  • Hallo Günter!
    Auch mich begeister Deine Arbeit, vor allem wenn man sieht mit welchen Mitteln.
    Habe auch eine einfache Fräse von Proxon, und die kleinste Drehe von Erba.
    Möchte gerne auch Räder selbst anfertigen.
    Bitte um fortsetzung Deines Beitrags.
    Mit welchen Rundtisch arbeitest du?


    Mfg Franz

  • Eine Gruß an alle, die sich dafür interssieren, wie ich meine Räder gefertigt habe.
    Grob aufgezeigt habe ich dies bereits hier, auf Wunsch folgt nun eine detailierte Beschreibung (in Stichworten), wie ich bei der Räderfertigung für meine BR01 vorgegangen bin.
    Vorhandene Hilfsmittel: Drehbank Proxxon PD400, Fräse Proxxon FF250, Teilaparat sowie selbst angefertigte Hilfsvorrichtungen.
    Plan gezeichnet (Becker CAD7)
    Rohling gemäß Plan auf der Drehmaschine gedreht. Grundmaterial Messing Flachstange 10x70mm.



    Um das Rad (Rohling) auf dem Teilapparat befestigen zu können, wurde aus einem Alu-Block die Vorrichtung angefertigt. (Kann auch für andere Arbeiten verwendet werden)




    Herstellen der Kontur am Kurbelzapfen ist auf der Drehmaschine nicht machbar, deshalb gefräst.



    Rundung am Kurbelzapfen fräsen; Umsetzen des Rades, sodass Kurbelzapfen auf Mitte ist.



    Rad gefräst aber noch ohne Speichen.


    Zentrieren des Rades, sehr wichtig für das Fräsen der Speichen!


    Ausrichten des Rades, hier die Linie Achsbohrung, Kurbelzapfen am Teilapparat 0Grad, fräsen in X-Richtung.
    Man beachte die Späneabsaugung. (Am Ende des Rörchens ist ein Staubsauge Jahrgang 1957!!)



    Fräsen: Fräser 1,5mm; Ausrichten auf 0 Grad





    Fräsen beginnen: Rad um 9Grad drehen, Fräser ist jetzt auf Mitte der künftigen Speiche, Y-Achse um Minus 1,5mm verschieben, fräsen. (Geringer Vorschub, Tiefe 0,3mm) dann, Y-Achse auf Plus 1,5mm, andere Flanke der Speiche fräsen.
    Wenn dieser Schritt fertig, Y-Achse auf 0mm, Rad um 18Grad drehen, und wieder das gleiche Spiel.
    Wichtig, mindestens bei den ersten Rädern einen Arbeitsplan erstellen. (Bei den Rädern für meine BR80 mußte ich 9 Stück fertigen um 6 Stück zu haben!!
    Wenn alle Speichen gefräst, diese auf der Vorderseite runden. 240er Schmirgelleinen.


    Wenn alle Arbeitsschritte erfolgreich waren, dann sieht das Ergebnis so aus.


    Nachtrag: Die Ausgleichsgewichte aus MS-Blech ausgefräst, mit 1mm Cu-Nieten befestigt und weich angelötet.
    Das Räderanfertigen ist schon eine aufwendige Angelegenheit. Wenn man aber, wie ich, möglichst alles selber machen will, dann ist auch diese Arbeit machbar. Auch ist zu bedenken, dass bei Gussrädern auch noch eine Menge Arbeit ansteht, bis diese fertig zum Einbau sind. Von den Kosten ganz zu schweigen.
    So, das wars für heute.
    Fragen beantworte ich gerne.


    Beste Grüße


    günter

  • Hallo Günter,
    Den Beitrag von deiner Räderfertigung ist super beschrieben, war mir eine Große Hilfe für die Zukunft
    wenn ich es auch mal selber versuche.
    Nur mit meiner kleinem Fräsmaschine (Proxon MF70) werde ich wahrscheinlich nicht glücklich werden da muss ich mich wohl oder übel um eine andere umschauen müssen.


    Grüße Friedrich :lol:

  • Hallo Günther,


    eine schöne Arbeit sehe ich da, in Menge und Ausführung. Ich fertige mir Giessmodelle und lasse sie giessen in Gg. Gibt viel Arbeit, das stimmt. Aber die Adhäsion und Masshaltigkeit sind schon besser.
    Aber trotzdem für diese Arbeit hast Du meinen grössten Respekt.


    da