Fernsteuerung über Schiene

  • Hallo zusammen!
    Da ich auch elektrisch und digital betriebene Fahrzeuge auf meiner Anlage betreibe, ist meine Anlage auch dafür ausgelegt (z.B. vernickeltes Gleismaterial). Da lag die Überlegung nahe, die Echtdampfer auch über die Schiene zu steuern. Man hat nur ein Bediengerät zur Fahrzeug- und Weichensteuerung in der Hand und muß keine Fahrzeugakkus unterhalten. Der MX695 Decoder von Zimo hat u.A. 4 Servoausgänge und CV-Funktionen für die Echtdampfsteuerung. Eine Betriebsanleitung kann hier http://www.zimo.at/web2010/documents/MX695.pdf heruntergeladen werden. In Anbetracht des kleinen Anleitungsheftchens, lohnt sich der Ausdruck.
    Ausgewählt habe ich den MX695KN, ohne Soundfunktion. Dieser ist nicht vollständig bestückt und und hat u.A. keine Schraubklemmen für Funktionsfestspannungen (Beleuchtung) und Speicherelko. Auch die Steckanschlüsse für die Servos fehlen. Statt dessen kann die Stiftleiste 741565 von Conrad problemlos eingelötet werden um einen Anschluß der JR und Fuataba Servobuchsen zu ermöglichen.



    Für die Schienenstromabnahme in den Tenderdrehgestellen meiner Accucraft K36 habe ich mir die Stromabnehmer der elektrischen Variante kommen lassen. Links zwischen den Drehgestellen die Bohrschablone für die Befestigungslöcher.



    Als servobetätigten Dampfregler habe ich mir einen Drehschieberregler, ohne Anschlag, gebaut, den ich auf den Originaldampfregler gesetzt habe. Somit bleibt die Lok auch manuell bedienbar und ich kann bei Betriebende die Dampfzufuhr zur Maschine/Öler sicher abstellen. Links neben der Lok der noch unlackierte Servohalter für die Pfeife. Davor ein regelbarer Öler mit Drehschieberegler für die K28.



    Da mir das Pfeifenventil von Herrmann zu groß ist (oben), habe ich es verkleinert neu gebaut.



    Im Rahmen hat der BMS373 Servo von Blue Bird für die Zylinderentwässerungsventiele Platz gefunden. Mit einem Servotester wird die Funktion geprüft. Die Meßleitungen gehen zu einem Frequenzzähler, mit dem die Impulslängen bei den Soll-Endlagen gemessen werden. Damit kann ich den Decoder ohne die Lok programieren. Alternativ kann man über ein Y-Kabel einen "Meßservo" nehmen.
    Während elektrisch betriebenen Lok´s bei Gleisspannungsabschaltung/-ausfall die Antriebsenergie fehlt, kann die Echtdampflok nicht mehr gesteuert werden. Für solche Fälle bietet Conrad unter dem Artikel 205187 einen Fail Safe Baustein an, der zwischen Fernsteurempfänger und Servo geschaltet, bei Ausfall der Steuerimpulse den Servo in eine programierte Stellung fährt. Für diesen Fall mußte ich den Fail Safe und Servos, von Dampfregler und Richtung eine Spannung zur Verfügung stellen, damit diese in die Neutralstellung fahren können und die Lok anhält.



    Hier die kleine Relaisschaltung. Relais A schaltet die 5V vom Decoder zu den Fail Safe / Servos. Fällt die Decoder 5V und damit auch die Impulse aus, fällt das A Relais sofort ab und schaltet die vom Relais B für 1 Sek gehaltene Batteriespannung durch. Hierfür reichen 3 Mikrobatterien (4,5V AAA), die eher alterungsbedingt nach ein paar Jahren ersetzt werden müssen.



    Hier die Zusatzplatine mit der Relaisschaltung, den beiden Fail Safe und dem Batteriefach.



    Nun ein Blick in den umgebauten Tender. Unter dem Decoder befindet sich die Platine mit den Fail Safe. Die Speisepumpe von Regner ist der Handpumpe in Reihe geschaltet. An der anderen Tenderwand das Batteriefach und der Speicherelko. Der Widerstand an der Trennwand zum Wasserteil ist ein "Motordummy" der zum CV-Auslesen und -Programieren benötigt wird (max 56 Ohm). In den Fahrstufen bekommt der natürlich Motorspannung die er Leistungsmäßig vertragen muß, es sei denn er wird nur zum Programieren eingeschaltet. Bei mir heizt er so das Tenderwasser. In den übrigen Platz habe ich einen zusätzlichen Wasserkasten eingebaut, über dem nun auch ein Wassernehmen über den Tendereinfüllstutzen möglich ist.
    Zum Programieren des Decoders habe ich folgende Exeldatei mit einigen Berechnunghilfen erstellt: https://www.schienendampf.com/…49_cveinstellungen480.xls
    Auch sind hier die CV´s angegeben, die ich angefaßt bzw für wichtig halte und wie ich meine 480 (K36) programiert habe. Der Reglerservo bewegt sich mit der Motorspannung. Der CV 58 "Regelungseinfluß" ist unbedingt auf 0 zu setzen, da sonst der Decoder versucht den Motor nach den nicht vorhandenen Motorimpulsen zu regeln, was man dann am Dampfregelservo sieht. Eingestellte F-Tasten; F0 Licht fahrtrichtungsabhängig ein, F1 bei ein und Fahrstufe 0 Richtungsservo auf Mitte (Lok bremst), F2 Pfeife, F3 Zylinderentwässerung, F4 Speisepumpe und Kennleuchte im Doghouse, F6 Licht vorn und hinten und F7 vorn zusätzliches Signallicht. Weiteres aus dem trocknen CV Thema könnt ihr der Exel Datei entnehmen.
    Gruß Gerd

  • Hallo!
    Und nun zu den ersten Fahrtbericht. Bei der ersten Fahrt glänzte die Lok mit Kurzschlüssen verursacht durch Kontakt der hinteren Laufachse mit dem Führerhausboden. Dabei bewies die Fail Safe Automatik ihre volle Wirksamkeit. Die lok wurde bei jeder kurschlußbedingen Spannungsabschaltung sofort angehalten. Nachdem ich festgestellt hatte, daß die hintere Laufachse mit 38mm Raddurchmesser zu groß ist (richtig 35mm) baute ich die Achse neu.



    Nach dem Umbau konnten nun die Probefahrten beginnen. Mit dem Navigator von Massoth ließ sich die Lok gut bedienen. Im 3% Gefälle war die Lok mit der Steuerung in die Mittelstellung und 7 "Schachteln" am "Haken" gut anzuhalten. Allerdings hatte Sie dann mit hochfahren iher Mühe, wobei auch ein unsauberer Lauf der Maschine festgestellt werden mußte, was noch zu beheben ist.



    Dem Umstand muß dann wohl auch das etwas ruppige Rangierverhalten angelastet werden.
    Die Regnerpumpe hatte trotz des 5mm Plumgers ordendlich zu tun, den Kessel nachzuspeisen. Eigendlich konnte sie während der Fahrt ständig mitlaufen. Die Pumpenanzeige LED im Doghouse ist bei dem Rabatz, den die Pumpe macht eigendlich überflüssig.
    Unterm Strich lief die Probefahrt zufriedenstellend ab, so daß ich nächsten Winter die nächste Lok entsprechend umbaue.
    Gruß Gerd

  • Hallo Gerd,


    sehr spannend ... dein Bericht. Damit dürften die beiden Grenzwerte ausgelotet sein. Einerseits die Astermaschinen ganz puristisch mit Handsteuerung. Und dann deine Variante mit Digitallivesteam.


    Unser Hobby ist spitze .. Alles ist möglich!


    Hut ab .. Oliever

  • Hallo Gerd!


    Da ich auch auf meiner Anlage Digital und Dampf fahre, hätte ich diese Idee seinerzeit gerne umgesetzt.


    Besonders in den letzten Jahren ist jedoch der Digitalbetrieb sehr stark zurückgegangen und der Dampfbetrieb wurde mehr. Meine Gleise, von der Natur verschmutz, wurden schon lange nicht geputzt. Der Kontakt dadurch mäßig, allerdings kein vernickeltes Gleismaterial. Auch Strom - Einspeisungen habe ich zu wenig.


    Habe eine LGB - Diesellok zu Akkubetrieb mit Fernsteuerung umgebaut um diesem Problem aus dem Weg zu gehen.


    Wie verhält sich die Stromabnahme bei Dir? Putz Du fleißig?


    VG Heinz

  • Hallo Heinz!
    Dank der vernickelten Schienen muß ich so gut wie gar nicht putzen, außer Vogelkot entfernen. Schienenverlaschungen sind sehr gut für eine gute Stromverbindung der Schienen untereinander.

    Ich hab mir diese Lok als Schienenputzer mit Reinigungsfilz in den Drehgestellen umgebaut. Der Reinigungseffekt ist sehr mäßig. Vieleicht sollte ich die Filzer neben dem Eigengewicht federbelasten. Hin und wieder bilden sich Klumpen, die man regelrecht abschaben muß. Vernickelt muß man etwas sorgsam behandeln. Schleifen schadet dabei mehr als es nützt.


    Dieser Railtruck/Galopping Goose ist mein größtes Stromabnehmerproblem. Aber leider aufgrund konstruktiver Mängel intern. Das beste Beispiel, das es auch vom Rad zur internen Technik einwandfrei funktionieren muß.
    Bis auf dieses Fahrzeug habe ich keine Stromabnehmerprobleme.
    Gruß Gerd

  • Hallo Gerd
    Deine Fahrzeuge gefallen mir immer wieder sehr gut ich geniesse jeweils die Fotos.
    Auch die Art der Steuerung (Ich verstehe nur Bahnhof bei den elektronischen Sachen) wirkt auf mich sehr speziell ich habe noch nicht ganz verstanden, was Dich dazu veranlasst hat Deine Lok über die Gleise zu steuern.
    Bei mir taucht nun eine Frage auf: kannst Du mit Deiner Steuerungsvariante auch auf anderen Anlagen fahren?
    Ist das eine Platzfrage oder kannst Du so Sender-Empfängerstörungen vermeiden?
    Freundliche Grüsse :lol:
    Georg

  • Hallo Georg!
    Mit der Steuerung kann die Lok auf allen Anlagen, die eine Digitalsteuerung nach DCC Norm haben fahren. Eigendlich mehr bekannt bei elektrisch betriebenen Modellbahnen aller Größen. Bei Echtdampf exotisch. Wie eine elektrisch, digital betriebene Lok erhalte ich, meine Steuersignale über die Schiene nur nicht die eigendliche Antriebsenergie. Das ist der Unterschied. Für andere Anwendungen wie z.B. die elektrishe Speisepumpe steht Energie zur Verfügung, ohne daß ich mir Gedanken über die Batteriekapazität machen muß.
    Die Vorteile sind, mit meiner (DCC-) Funkbedienung steuere ich die elektrisch betriebenen und Echtdampf-Lok sowie die Magnetartikel (Weichen), mit einem Handgerät. Die Unterhaltung der Empfängerakkus entfällt.
    Durch die dampftechnische Reihenschaltung von Hand- und RC-Dampfregler ist ein manueller Betrieb wie in Dampftreffen in Hamburg 2013 weiterhin möglich, wo die Lok nach dem Umbau fuhr.
    Gruß Gerd

  • Hallo Gerd
    Jetzt verstehe ich das ganze etwas besser. Wenn einer also Elektroloks und Echtdampfloks auf der gleichen Anlage laufen lassen will kann er mit Deinem Steuergerät gleichzeitigen Betrieb machen und die Fahrzeuge von einem Gerät aus steuern. Hält sich den Deine Echtdampflok auch an die Blocksteuerung und wird da der Regler dann automatisch geschlossen wenn der nächste Blok besetzt ist?
    Da ich nur Echtdampffahre ist das für mich nicht geeignet denke ich. Ich finde aber die Kombination wie Du das machst sehr speziell und möchte Dir gratulieren, das Du so was auf den Weg bringst.
    Freundliche Grüsse :lol:
    Georg

  • Hallo Georg!
    Ursprünglich komme ich modellbahnmäßig aus der Märklin-Ecke. Da bin ich analog gefahren und habe als hauptberuflicher Signaltechniker meine eigenen Vorstellungen in der Zugsicherung umgesetzt. Erst mit der Spur "G" (IIm, Fn3) bin ich mit der Digitaltechnik zusammen gekommen. Da bei mir im Zugleit- bzw. Dispatcherbetrieb gefahren wird, habe ich keine automatischen Blockstellen, Signale o.Ä. und somit auch keine Erfahrungen damit.
    Der Zimo Decoder ist im Grunde für elektrische Lokomotiven und hat freundlicherweise auch Echtdampffunktionen für die Servos, die er von der Motorspannung abnimmt. Somit gehe ich davon aus, daß er das was er mit elektrischen Lokomotiven kann auch mit Echtdampf kann.
    Gruß Gerd