Achsspeisepumpe

  • Hallo Zusammen


    Ich will hier mal die Auslegung und den Bau einer Achsspeisepumpe beschreiben:


    Zuerst muss man mal wissen, welches Volumen Dampf die Zylinder der Lok pro Radumdrehung verbrauchen.


    Dies berechnet sich für eine Lok mit zwei doppelt wirkenden Zylindern wie Folgt:


    Pi*r^2 * h * 4 *(1/min) = V


    Wobei


    r=Radius des Kolbens = Bohrung / 2
    Pi = 3.141.... (die Zahl Pi)
    h= Hub
    V = Volumen Dampf, der verbraucht wird.


    Falls noch weitere Verbraucher angehängt sind, (z.B. eine Dampfpfeife) muss diese natürlich auch miteinbezogen werden.


    Für die Verluste über das Sicherheitsventil und eventuelle Ausfälle der Rückschlagventile in der Pumpe (Die Ventile sind nicht 100% dicht, oder können z.B. mal einen Pumpenstoss zu spät schliessen oder was auch immer...) fügt man dem erhaltenen Volumen noch ungefähr 10% hinzu.


    Danach muss man das erhaltene Volumen noch in Wasser "umrechnen"
    Dies geht dann wie folgt:


    V[wasser] = V / Vd


    Wobei
    V= Volumen aus der vorherigen Rechnung
    Vd= Volumen an Dampf in cm^3 pro 1cm^3 Wasser.
    Dabei kommt es nich drauf an, ob das Volumen V in mm^3, cm^3, dm^3 oder gar in m^3 ist, denn Vd ist Einheitenlos.


    Vd muss man aus einer Dampftabelle entnehmen. So eine Tabelle ist in der Dampfbibel ziemlich zuhinterst vorhanden.


    Ich werde hier aber mal die gängigen Werte hinschreiben:


    vd bei
    1 Bar Überdruck : ca. 850
    1.5 Bar Überdruck : ca. 700
    2 Bar Überdruck: ca. 580
    2.5 Bar Überdruck: ca. 495
    3 Bar Überdruck: ca. 440


    Hat man nun das Volumen Wasser, welches pro Radumdrehung verbraucht wird, weiss man auch, wieviel Wasser die Pumpe pro Radumdrehung fördern sollte.


    Gruss Florian (Fortsetzung folgt)

  • Hier gehts nun mit dem Praktischen Teil weiter, der Konstruktion einer solchen Pumpe:




    Das Papier darunter hat 5mm Häuschen...


    Mangels Fräse werden die Flächen am Pumpenkolben gesägt:



    Hier ist der Kolben bis auf die Bohrung fertig und bereits im Pumpenzylinder:



    Dann noch die Bohrung welche dann das Lager zum Excenter wird:



    Nur einen Ring kann man nicht mit einem Kolben verbinden...; hier gerade beim Löten



    Und nun fertig verputzt:



    Sieht doch schon ziemlich gut aus, nicht?




    Gruss Florian (Fortsetzung folgt)

  • Weiter gehts:



    Jetzt fehlt noch der eigentliche Pumpenkörper:



    Der hier bereits am entstehen ist:





    Dann werden hier die einzelnen Kanäle in den Pumpenkörper gebohrt:




    Und schliesslich wird alles mit Silberlot verlötet:



    Um die Pumpe anzuschliessen, braucht es Verschraubungen. Ich hab diese aus Platzgründen an Winkelstücke gemacht, welche in die Pumpe geschraubt werden. Hier der erste Schritt zum Winkelstück:



    Nach dem Löten, im bekannten "Tiger-Look":



    Wie ihr vielleicht bereits wisst, sollte man bei einer Achsspeisepumpe ein Bypass-Ventil einbauen. Dieses ist auch ein Eigenbau von mir, den Bau hab ich aber nicht separat dokumentiert:



    Und auch mir passieren mal Fehler. Hier war es ein Überlegungsfehler beim Funktionsprinzip der Pumpe. Schlussendlich hatten beide Ventile geschlossen, wenn ich die Pumpe reingedrückt hab und geöffnet, wenn ich sie rausgezogen hab...



    Somit wär die Pumpe fertig gebaut. Dieses Exemplar hab ich für Janosch gebaut, welcher diese Pumpe nun in seiner Br 71 verbaut hat. (Und wie ich gehört habe, ist er damit bestens zufrieden).


    Weitere Bilder (also im eingebauten Zustand) müsstet ihr beim Janosch erfragen :wink:


    Gruss Florian

  • Hallo Florian, oder jeder andere der antworten mag:


    reicht es wenn der Plunger mit dem O-Ring aus Viton in einer geriebenen Bohrung läuft oder muß die vorher noch gelappt werden?
    Kann man dann auf eine zusätzliche Stopfbuchse verzichten?
    Gibt es eine Daumenregel für die Größe der Ventilkugeln?
    Lieber VA Kugeln oder ein Kautschukmaterial?
    Sind Federn für die Kugeln notwendig um sicher zu schließen wenn die Ventile waagerecht angeordnet sind?
    Hast du vielleicht mal eine Skizze oder Handskizze von dem Nadelventil?
    Sollte das Speiseventil direkt am Kessel sitzen oder kann ich das in die Pumpe einplanen? Also nur ein Kupferrohr mit direktem Anschluß zum Kessel von der Pumpe?


    Ganz schön viel Fragen zu einer so kleinen Pumpe...

  • Hallo Peter,
    aus Gründen der Laufeigenschaften, rate ich zu einer doppelt wirkenden Pumpe oder zwei Pumpen um 180° versetzt arbeitend.Bei der 71 merkt man leichte Stöße, wenn sie Wasser in den Kessel(4 Bar Abblasdruck) drückt.Diese würden größtenteils ausgeglichen...
    Zum Pumpenkolben:Die 71 hat schon einige Betriebsstunden hinter sich und inzwischen leckt der Kolben leicht, trotz neuem O-Ring.Aber die Menge ist noch sehr gering, sodass sie keine besonderen Verluste darstellt.Demnach kann man schon ohne Probleme ohne Stopfbuchse bauen.
    Soweit ich weiß schwimmen die Kautschukkugeln gerne mal auf...versuche habe ich noch keine mit ihnen angestellt.Sollte die Pumpe mal nicht zufriedenstellend fördern, wird mal etwas Zitronensäure durchgespült, dann sind die VA-Kugeln entkalkt und man kann sie als Ursache ausschließen.
    Ich würde zwischen Pumpe und Kessel noch ein separates Speiseventil vorsehen.Auch würde ich die Ventile so vorsehen, dass die Ventile senkrecht stehen...sonst würde ich befürchten, dass sich der Kessel entleert, solange noch nicht genügend Druck vorhanden ist, um die Kugeln auf ihren Sitz zu pressen.Auch musst Du vermutlich mit mehr "Leckwasser" in der Pumpe rechnen, da sich erst in der Pumpe genügend Druck aufbauen muss, bevor die Kugeln auf den Sitz gepresst werden.Du musst bedenken, dass eine Dampflok eigentlich eine geringe Umdrehungsgeschwindigkeit hat, dadurch wird das Problem weiter verschärft.
    Gruß Janosch

    Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt (Gotthold Ephraim Lessing)

  • Danke für den Hinweis mit der Doppelwirung und dem stotternden Fahrverhalten... Da muss ich mir mal Gedanken zu machen. Zu dem Kugelproblem dachte ich eigentlich dass 2 kleine Edelstahlfederchen zusätzlich vielleicht die Lösung wären, die die Kugeln auf die Sitze drücken, so wie beim Sicherheitsventil auch. Mal sehen wie das größenmäßig alles so passt wenn man es aufzeichnet...

  • Hallo zusammen,


    da bei mir das Thema Achsspeiepumpe aktuell ist, kram ich mal diesen Thread hervor...


    Florian schreibt oben in seiner Formel "(1/min)", das ist vermutlich die Drehzahl der Lok...
    Hat da jemand einen Wert für mich den ich einsetzen könnte?
    Ist doch mein erstes Projekt, sprich ich habe keine Idee was ein "sinnvoller" Wert in dem Fall ist.


    Weiters überlege ich, wie mir empfohlen wurde, die Pumpe doppelwirkend auszulegen...
    Aber wie sieht das dann aus? Hat hierzu jemand Bilder oder gar Skizzen?
    Und den oben berechneten Wert muss ich dann nur auf zwei Pumpen aufteilen, richtig?


    Auch habe ich mal wo gelesen, dass man den Kolbendurchmesser möglichst gering halten sollte, dafür der Hub größer sein sollte... Kann das jemand bestätigen?



    vlg
    Manuel

  • Hallo Manuel!


    Am Ende der Text hat Florian auch geschrieben:


    „Hat man nun das Volumen Wasser, welches pro Radumdrehung verbraucht wird, weiss man auch, wieviel Wasser die Pumpe pro Radumdrehung fördern sollte.”


    Das bedeutet (1/min) ist nur eine Dimension.


    Sonnst die Drehzahl der Lok (Hubzahl der Pumpe) kannst Du vom Lokgeschwindigkeit und Raddurcmesser berechnen.


    Florian hatte auch eine Idee mit Doppelwirkenden Pumpen:


    Pumpe mit interner "Kraftuntersetzung"


    VlG.
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte