Hallo,
ich hatte ja bereits hier im Forum den Baubericht angekündigt, nun, meine Drohung wird wahr....
Warum habe ich diese niedliche Lok überhaupt erworben? Ich weiß es nicht, vielleicht, weil ich mal mit einer Stainz von LGB angefangen habe und tiefe Erinnerungen vorhanden sind? Ich sehe diese Lok, hergestellt von Krauss 1888 in München und fast 70 Jahre lang in Japan auf Shikoku auf der Iyo-Tetsudo betrieben, aber auch als Bindeglied zwischen Deutschland und meinem Wohnsitz in Japan an.
Ich beschreibe hier die japanische, grüne „Krauss Tank Loco“ Version mit roten Zierlinien, es gibt auch eine schwarze Ausführung, die man auf Basis eines nach Australien gelieferten Vorbilds gefertigt hat. Aster hat Stand August 2011 noch nicht entschieden, ob diese Lok überhaupt in Europa vertrieben wird, da der ungünstige Wechselkurs Euro/Yen im Wege steht. Die Auflage umfasst 140 Stück, 120 grün, 20 schwarz. Den ursprünglichen Prototypen, damals noch mit Alkohol befeuert, hatte man bereits 1995 LGB angeboten ( auch die dampfgetriebene LGB Frank S. stammt von Aster).
Der Karton enthält wie gewohnt die Teile sorgfältig In Papier und in viele PE-Tütchen verpackt, alles in 13 Baugruppen sortiert und gut beschriftet. Die Bauanleitung kommt leider ohne die bewährten Explosionszeichnungen aus, dafür hat man die Anleitung auf 70(!) Seiten im ungewöhnlichen B4 Format aufgeblasen, mit vielen S/W-Abbildungen und Beschreibungen, deren Sinn sich nicht immer erschließt. Dennoch, man kann damit arbeiten, ein Anfänger aber wäre ordentlich gefordert.
Fehlteile: 1 Silicon-O-Ring für die Dampfhahndichtung, fehlt auch in der Beschreibung, dieser wurde aber von Aster nachgeliefert, bevor ich es gemerkt hatte. Unklar ist auch die Abdichtung/Packung oben an der Wasserstandsentlüftung. Es ist keine Dichtung in der Zeichnung vorgesehen, der von mir eingefügte O-Ring stört zumindest nicht.
Auch wird eine Stahlkugel des Rückschlagsventils unten an der Achspumpe zweimal gezählt, in Kap. 2 und 6, bitte aufpassen. Sonst gab es keine Unregelmäßigkeiten, das ist sehr zufriedenstellend..
Was braucht man: Übliche Werkzeuge, dazu Gewindschneider M2, sowie die bei uns unüblichen M1,7 und M2,6, da doch einige der Gewinde durch Lackreste schwergängig sind. Besser vor Baubeginn alle Gewinde konsequent nachschneiden, als im Baufortschritt nicht mehr richtig an die Bohrung heran zu kommen, oder gar eine Schraube abzureißen. Darauf achten, daß man nicht versehentlich M1,7 auf M2,0 aufschneidet.
Loctite 222 zur Schraubensicherung, Silicondichtmasse, transparent (Basbond von Fa. Konishi, Osaka) für Dichtflächen, auch für die Banjo-Verschraubungen (....es gibt 8 verschiedene Banjo-Typen....). Ich hatte erst mit Hylomar angefangen, da ich dies gerade zur Hand hatte, aber wenig später wieder demontiert, gereinigt und auf Silicon umgestellt. Diese Silicon-Dichtmasse wird von Aster empfohlen, sie ist im Baumarkt erhältlich zur Isolierung/Verklebung von Glasscheiben in Alufensterrahmen, also kein Hightech-Material.
Schrauben und Kleinteile sind genügend beigefügt, es ist also keine Katastrophe, wenn mal ein Teil vom Teppichboden verschluckt wird. Der Anteil an Sechskantschrauben hat gegenüber den Kreuzschlitzschrauben erfreulich zugenommen.
Zylinder
Ursprünglich als Gußteil vorgesehen, nun aus Bronze sehr schön maschiniert, 10x13mm Bohrung/Hub, Kolben aus Bronze mit Kunststoffkolbenringen, bereits auf die Kolbenstange montiert. Schieberspiegel schon hervorragend glatt, nur kurz auf 1000er Papier naß abgezogen, dabei auch die Öffnungen im Spiegel schwach entgratet. Zylinderdeckel ebenfalls aus Bronze, dunkel verchromt, werden ohne Dichtung (nur etwas Silicon) montiert. Auf den Lagerdeckel werden zwei „Brillen“ mit aufgeschraubt, deren Aussparungen nehmen später die Kreuzkopflineale auf. Ebenso werden Schieberkasten und Deckel dichtungsfrei, nur mit Silicon montiert. Der Schieberkasten hat getrennte Eingänge für Dampf und Zylinderöl, welches aus einem nichteinstellbaren, sehr kleinen Verdrängungsöler (gschätzt 4ml Inhalt) kommt. Die Muschelschieber werden über ein Schieberplättchen, befestigt mit einer rostfreien Madenschraube auf der Schieberstange, geführt. Die Schieberstange ist zweigeteilt und wird über eine Muffe verbunden (Loctite, kein links/rechts Gewinde). Stopfbuchsen für Kolbenstange und Schieberstange werden mit je einem Viton-O-Ring gedichtet. Bei der Schieberstange ruhig auf Anschlag festziehen, bei der Kolbenstange 1,5 Umdrehungen Spiel lassen, ggf. später nachziehen, wenn sich der O-Ring gesetzt hat. Die Zylinder haben keine Entwässerung, sodnern spucken geräuschvoll in den Kamin.
Schade, daß die Schieberkastenabdeckung waagrecht ausgeführt ist und nicht vorbildgerecht nach vorne abfällt. Das läßt sich wohl später mal mit einem keilförmigen Aufsatz (MS Frästeil) auf den Schieberkasten nachbessern, da sind die Bastler gefordert.
Kreuzkopf
Simple Konstruktion, bestehend aus zwei Teilen, einem inneren Teil, das zwischen die Lineale passt und einem umgebogenen, U-förmigem Blechteil, welches die seitliche Führung übernimmt. Auf der Innenseite des Blechs Gewinde geschnitten (so geschätzt 1,5 Gänge), welches den Bolzen fixiert. Befestigung des Kreuzkopfs direkt Stirn an Stirn mit der Kolbenstange ohne Führung mit einer M1,7 Schraube (Loctite) – alles in allem eine nicht überzeugende Konstruktion, die man wohl aus Kostengründen gegenüber einem Frästeil vorgezogen hat. Die Lineale, vorne am Kolben nur eingesteckt, werden hinten nur mit recht kurzen 2,5mm Schrauben gehalten, ggf. Schrauben von 3-3,5mm Länge verwenden, dürfen aber innen nicht überstehen – der Kreuzkopf schlägt sonst an.
Treib-und Kuppelstange aus Edelstahl mit Bronzebuchsen. Entgraten der Stangen notwendig.
Rahmen
Aus 1,7mm Stahlblech, sauber gelasert, geschweißt und lackiert, macht einen steifen Eindruck.
Radsätze
Scheibenräder mit Durchbrüchen, sehr schön aus MS, schwarz lackiert, bereits auf geschliffene 6mm-Achsen aufgezogen, daher keine 90o-Ausrichtung notwendig. Gelagert in akkuraten Bronzebuchsen, Sicherung der Lager auf der Welle durch E-Ringe. Achsen ungefedert und nicht elektrisch isoliert. Die fehlende Isolierung mag dort Probleme aufwerfen, wo man Mischbetrieb fährt oder Weichen über die Gleise versorgt und gesteuert werden. Die Radlager schnappen stramm in die Rahmenwangen. Satter Lauf.
Vordere Pufferbohle
Mittelpuffer aus dunkel verchromter Bronze, etwas zu stark glänzend, gefedert, ebenso gefederte Hakengarnitur, deren Spindel leider nicht funktionstüchtig ist.
Hinter der Pufferbohle, innen im Rahmen sitzt ein 70g Gewicht, entgegen der Anleitung nicht mit den Kreuzkopfschrauben – diese erreicht man später nicht mehr – sondern mit Inbus oder Sechskantschrauben befestigen. Als Mutter dient der LGB-Flaschenöffner, läßt man diesen weg, besser direkt die Schrauben von vorne einsetzen. Es empfiehlt sich, auch die hintere Pufferbohle etc. gleich und nicht später wie in der Anleitung zu montieren, da man in diesem Stadium besser rankommt. Ursprünglich gab es vier weitere runde Gewichte vorn im Rahmen, diese entfielen, da die neuen Zylinder laut Aussage von Aster genügend Zusatzmasse mitbringen.
Fortsetzung folgt.
Gruß,
Andreas