P 10 Elberfeld 2814 von WYKO

  • Hallo Rainer!


    Vor einigen Jahren fragte ich einmal bei einem Echtdampftreffen Herrn Wyrwich, ob er bei seinen Schürzenwagen die Radschleifer für die Beleuchtung abmontiert habe, da sie die großen Wagen doch in ihrer Summe bremsen. Meine S 3/6 in elektrischer Version von Märklin und auch die Echtdampfausführung wird bei fünf angehängten Wagen doch erheblich langsamer. Er meinte nur, die Wagen sind so wie ausgeliefert, mit Schleifer. Schon damals war ich erstaunt, wie seine Lokomotiven die Anzahl der angehängten Wagen den ganzen Tag problemlos zogen.
    Deine Fotos zeigen, wie ich es von Herrn Wyrwich kenne, eine perfekte, robuste und schöne Echtdampftechnik.


    Mit lieben Grüßen
    Thomas

  • Hallo Rainer,


    saubere Montagearbeit :thumbup:


    Hat eigendlich der mittlere Zylinder einen Kreuzkopf und Gleitbahn? Die Kolbenstange schaut schon sehr wert raus. Da hätte ich etwas bammel das das ausknickt.


    Beste Grüße,


    Marco

  • Liebe Schienendampfer,
    vielen Dank für euer Interesse am Baubericht der P10 Elberfeld 2814 von WYKO.


    @ Thomas
    „...perfekte, robuste und schöne Echtdampftechnik .“ - Stimmt, den Eindruck habe ich beim Zusammenbau auch gewonnen. Alle Teile überaus präzise gefertigt. Der Test nach dem ersten Anheizen und dann unter Dampf steht noch aus, und nach den beim Bau bisher gemachten Erfahrungen kann da eigentlich nichts schiefgehen.


    @ Marco
    Der mittlere Zylinder hat keinen Kreuzkopf und keine Gleitbahn. Dass die Kolbenstange durch die auftretenden Kräfte evtl. abgeknickt werden könnte, halte ich für eher unwahrscheinlich.
    Aber warten wir es ab, welche Erkenntnisse die ersten Testläufe später liefern werden.


    Grüße aus Borsigwalde



    Rainer

  • Nachtrag:


    Die Einstellung der Gegenkurbeln war in der Tat ein Unterfangen, das starke Nerven benötigte. Fiel die Einstellung der Gegenkurbel für den mittleren Zylinder noch unter die Rubrik „Kindergeburtstag“, so lässt sich dies bei der Einstellung für die beiden äußeren Zylinder nicht sagen. Das Problem bei den Einstellarbeiten ist nämlich, dass bei Veränderungen an einer Kurbel, die dann auch zum gewünschten Ergebnis bei der entsprechenden Schieberschubstange führt, es durchaus sein kann, dass die beiden anderen nun nicht mehr so stehen, wie sie eigentlich sollten.


    Es kann durchaus sein, dass Fehler sich an dieser Stelle potenzieren und man sollte meines Erachtens auf keinen Fall annehmen, dass man durch wiederholte Korrektur – erst an der einen, dann an der anderen Gegenkurbel - letztendlich erfolgreich ist. Das kann man sich abschminken. Nur eines hilft hier wirklich: Ruhe bewahren! Nicht verzweifeln, und wenn's gar nicht läuft – aufhören und auf „Neustart“ gehen, d.h. erneut mit einem richtig eingestellten Mittelzylinder die Prozedur von vorn beginnen.


    Wenn man dann nach geglückter Einstellung die mit Blindstopfen versehenen Schieberkästen öffnet, kann man auf die Einströmbohrungen schauen (vgl. Beitrag vom 14.10.2017 – Hinweis auf Baubericht WYKO BR 81 von Sven - BR 995001 von WYKO). Der Schieber muss genau in der Mitte stehen, wenn sich die Schieberschubstange in einer waagerechten Mittelposition befindet. Sollte dies nicht der Fall sein, muss er entsprechend eingestellt werden. Dies geschieht durch Drehen der Schieberschubstange, was aber nur möglich ist, wenn man Schieberschubstange und Voreilhebel noch einmal demontiert. Wenn man Glück hat, dann stimmt die gemachte Einstellung, wenn nicht, muss man es eben solange wiederholen, bis es passt.
    Ein Geduldsspiel...


    Und dann sollte man unbedingt, in den letzten Posts wurde dies ja angesprochen, sicherstellen, dass man die funktionierende Steuerung per Bild dokumentiert und sich, wie Hans anmerkte, eine Einstelllehre fertigt, um später für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.


    Berichte und Bilder zu weiteren Bauschritten folgen ganz bestimmt – aber erst wieder Anfang November.




    Rainer

  • Nach Einstellung der Steuerung und Kontrolle der Mittelstellung der Schieber kamen ein paar Öltropfen in den Schieberkasten und die Blindstopfen wurden wieder eingeschraubt. Laut Baubeschreibung soll jetzt bereits Gewindedichtmittel eingesetzt werden und ein Probelauf mit Druckluft erfolgen. An dieser Stelle ist die Beschreibung etwas unklar, denn die Einströmrohre sind ja noch nicht montiert. Ich habe die Stopfen also ohne Dichtmittel eingeschraubt, da sich dies später noch problemlos nachholen lassen würde.


    Der nächste Arbeitsgang betraf die Montage der Einströmrohre. Sie müssen an den Verteilerkopf des Überhitzerrohres angepasst werden. Die Erfahrungen von der Montage der Abdampfrohre der beiden seitlichen Zylinder im Hinterkopf, schraubte ich die beiden Zuleitungen dieses Mal vor dem Biegen in die Zylinder. An dieser Stelle vielleicht noch ein kurzer Tipp: die Überwurfmutter, die später das Zuleitungsrohr mit dem Verteilerkopf verbindet, sollte man auch schon fast ganz am oberen Ende des kleinen Rohres festhalten, denn ist das Zuleitungsrohr erst einmal gebogen, kann es sein, dass man die Überwurfmutter aufgrund des engen Radius nicht mehr über die Krümmung geschoben bekommt. Das sehr kurze Rohr für die Dampfzufuhr des mittleren Zylinders muss nur leicht gebogen werden, damit es wegen der Neigung des Zylinders mit seiner Überwurfmutter an den Verteilerkopf passt, der seinerseits wegen des durch den Kessel laufenden Überhitzerrohres in etwa waagerecht liegt.


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    [center]Die drei Zylinder mit den Dampfzuleitungen und dem Abdampfsammler[/center]



    Beide Zuleitungsrohre der äußeren Zylinder wurden dann seitlich an den Verteilerkopf angeschraubt, nachdem dieser vorher unten mit dem Zuleitungsrohr für den mittleren Zylinder verbunden worden war.


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    [center]Verteilerkopf mit Dampfzuleitungen und ohne Abdampfsammler (Kessel nur provisorisch aufgelegt)[/center]


    Der Abdampfsammler wurde ebenfalls am mittleren Zylinder angeschraubt (ich hatte ihn während der Arbeiten an den Zylindern und der Steuerung beiseite gelegt) und die beiden Abdampfrohre der äußeren Zylinder an diesen montiert.


    Im Prinzip war jetzt der Zeitpunkt für den ersten Lauftest gekommen, denn alle Zylinder waren mit dem Verteilerkopf verbunden und die Druckluft konnte über das Überhitzerrohr eingeleitet werden. Schnell alles abschmieren und dann rauf mit dem Fahrwerk auf den Rollenprüfstand!


    Ich musste allerdings erst noch einen passenden Schlauch finden, der die Verbindung zwischen Überhitzerrohr und Druckluftquelle herstellte – in diesem Fall ein Mini-Akku-Kompressor – und dann war er da, der spannende Moment!
    Steuerstange auf vorwärts und Finger am Abzug – anfänglich noch stotternd setzte sich die Maschine in Bewegung. Dann ging's rückwärts – aber auch nicht so ganz rund. In der Baubeschreibung wurde darauf hingewiesen, dass nach dem Drucklufttetst eventuell kleinere Korrekturen notwendig sein könnten. Also runter mit dem Teil vom Rollenprüfstand und noch einmal genau alles kontrollieren. Gut, dass die Blindstopfen noch nicht mit dem Dichtmittel in den Zylinder steckten. Nach einigen Korrekturen, deren Wirksamkeit ich aber immer wieder auf dem Rollenprüfstand testete, lief die Maschine rund. Vorwärts und rückwärts.


    Den Abschluss der Testphase bildete das Rollen unter Druckluft auf einem provisorisch verlegten 5 m langen geraden Gleisstück im Keller – schon irgendwie Gaga, wenn erwachsene Männer in leicht gebückter Haltung hinter einer Lok herlaufen und sich dabei wie Kinder freuen...


    Aber schön war's trotzdem!


    Nach dem Studium der Bauanleitung war klar, dass der nun folgende Teil der Montage kompliziert werden könnte: das Überhitzerrohr muss nämlich durch den Kessel geschoben und dann im Bereich Führerhaus so gebogen werden, dass es an das Dampfregelventil angeschlossen werden kann. Erst einmal gebogen, gibt es kein zurück mehr...


    Der Bericht über die Arbeiten in diesem Bauabschnitt folgt demnächst.



    Rainer

  • Am Kessel wird nun das hinten oben rechts sitzende Dampfregelventil eingeschraubt. Um das mit dem Ventil zu verbindende Überhitzerrohr passgerecht biegen zu können, empfiehlt die Bauanleitung das Überhitzerrohr durch den Kessel über die diagonal liegenden Quersiederohre zu schieben und anschließend den Kessel auf dem Führerhausboden provisorisch zu fixieren. Das klappt im Prinzip schon, allerdings nur, wenn der „Monteuer“ vorher keinen Fehler gemacht hat.


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    [center]Blick von vorn auf die Quersiederohre[/center]


    Der aufmerksame Leser wird sich an dieser Stelle an meine Beschreibung der Montage des Umsteuerhebels und der Steuerstange erinnern. Hier war ja ein Eingreifen meinerseits notwendig geworden, weil die Steuerstange zu lang gewesen war. Denkste!!! Wie bereits angedeutet, hatte ich den Führerhausboden verkehrt montiert, und die Schraubenlöcher am Kessel fluchteten nicht mit denen am Führerhausboden. Das Umdrehen des Führerhausbodens war schnell erledigt, das Anpassen einer neuen Steuerstange hingegen dauerte etwas.


    Als vorteilhaft stellte sich heraus, dass ich in einer Restekiste noch ein Messingprofil hatte, das nur noch auf Länge geschnitten werden musste und an dem zusätzlich noch die passenden Bohrungen durchzuführen waren. Nichts Spektakuläres, Zeit kostete aber dennoch und die Stange musste ja noch lackiert und wieder montiert werden. Als dieses Kapitel erledigt war, passten dann auch die Schraubenlöcher für die Kesselbefestigung.


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    [center]Steuerbock mit neuer Steuerstange[/center]


    Wie aber nun biegt man ein Edelstahlrohr mit solch einem verhältnismäßig engen Krümmungsradius? Um es kurz zu machen: das geht recht gut, allerdings sollte man in das Flammrohr ein passendes Stück Holz stecken, das verhindert, dass sich beim Biegen das Überhitzerrohr bewegt. Wenn man das Überhitzerrohr nämlich nicht fixiert, dann passt a) der Anschluss am Dampfregelventil nicht richtig oder b) die Anschlüsse am Speisekopf nicht mehr und zusätzlich hängt c) das Überhitzerrohr im Flammrohr wie ein Lämmerschwanz...


    Mit einer passenden quadratischen Holzleiste, die ich ins Flammrohr geschoben hatte, war das Überhitzerrohr gegen Verrutschen beim Biegen gesichert; das Biegen und Anpassen des Rohres an das Dampfregelventil funktionierte dadurch – trotz meiner Befürchtungen – absolut problemlos.


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    [center]Blick von hinten auf den Kessel mit Dampfspeiseventil[/center][center]und angepasstem Überhitzerrohr[/center]
    Der in der Bauanleitung stehende Satz „Danach den Druckkessel mitsamt Überhitzerrohr wieder demontieren“ ist nach solch einer Aktion schon recht frustrierend – man hat's geschafft, es passt alles, man freut sich, und dann geht’s wieder einen Schritt zurück...
    Nun ja, im weiteren Bauverlauf kam es dann immer wieder zu ähnlich gelagerten Geschehnissen – wenn's passen soll, dann muss es eben passend gemacht werden! Das dauert unter Umständen, aber wenn man zum Schluss das Ergebnis sieht, war es die investierte Zeit auch wert. Das Anschrauben des Wasserstandsglases hinten am Kessel und des Speisekopfes links hinten am Kessel beendeten diesen Arbeitsabschnitt.



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    [center]Kessel von hinten - noch ohne Manometer[/center]


    Demnächst gibt' wieder mehr aus Borsigwalde



    Rainer

  • .....schon irgendwie Gaga, wenn erwachsene Männer in leicht gebückter Haltung hinter einer Lok herlaufen und sich dabei wie Kinder freuen...
    Hallo Rainer,
    nö, is der ganz normale Wahnsinn, den schon viele mitgemacht haben :flt:
    Schön zu lesen, Dein Baubericht, auch mitten in der Nacht.
    Grüße nach Borsigwalde,
    Reinhold

    ....und immer 'ne handbreit Wasser über der Feuerbüchse!

  • Guten Tag Reinhold,
    "...is der ganz normale Wahnsinn" - Danke für die beruhigenden Worte! Aber irgendwie machen mir mögliche Spätfolgen Angst


    Grüße aus Borsigwalde in den Schwarzwald



    Rainer

  • Mahlzeit in die Runde,


    ist die Anordnung von Dampfregler und Wasserstand im Bauplan so hinterlegt oder hast du Sie nach deinen Vorstellungen angeordnet?


    Gruß Kari.

  • Weiter geht’s...


    Nach der Demontage des Führerhausbodens werden Speiseleitung und das Speiseventil unter dem Führerhausboden montiert. Die Speiseleitung von der Achsspeisepumpe zum Speiseventil (Bypass-Ventil) lässt sich jetzt schon einmal provisorisch anpassen. Anders sieht es mit der Leitung vom Speiseventil zum Speisekopf auf. Erst wenn der Kessel provisorisch auf dem Kesselauflager liegt, ist das Anpassen der Leitung sinnvoll.


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    [center]Achsspeisepumpe und Speiseleitung von unten[/center]



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    [center]Achsspeisepumpe - Bypass-Ventil - Speiseleitung von oben[/center]



    Zur Montage des Kesselauflagers muss der Abdampfsammler entfernt werden. Kesselauflager und das dazu gehörige Riffelblech werden nun über die Zudampfleitungen gefädelt und auf der vorderen Pufferbohle fixiert und die Lampen (re/li vorn) eingeschraubt.


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    [center]Kesselauflager[/center]



    Bevor das rechte Umlaufblech auf den Rahmen geschraubt werden kann, muss zuerst die Riffelblechauflage zusammen mit der Luftpumpenattrappe montiert werden. Anschließend kommt der Führerhausboden auf den Rahmen und der Druckkessel kann wieder am Führerhausboden aufgelegt (noch nicht verschrauben!) werden.



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    [center]Umlaufblech rechts und Kesselauflager[/center]



    Die Speiseleitung vom Speiseventil zum Kessel hin wird nun so gebogen, dass sie spannungsfrei Anschluss an den Speisekopf hat (evtl. wird nach Montage des Außenkessels ein Nachjustieren nötig). Auch die Verbindung zwischen Achsspeisepumpe zum Bypass-Ventil kann nunmehr endgültig hergestellt werden. Die Verbindung Speiseleitung-Speisekopf habe ich nach dem Ausrichten nochmals gelöst, denn im nächsten Bauschritt wird der Außenkessel über den Druckkessel geschoben, und dies macht sich leichter, wenn man etwas mehr Spiel bei dieser Aktion hat.


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    [center]Außenkessel - Anprobe Speiseleitung-Speisekopf[/center]




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    [center]Außenkessel mit Umlaufblech rechts und Luftpumpenattrappe[/center]



    Wie schon eingangs angedeutet, stecken bei diesem Bausatz (fast) alle Schrauben in den Gewinden, in die sie später auch gehören. Insofern ist es wichtig, dass man die zwei Schrauben, mit denen der Außenkessel später am Rahmen fixiert wird, vor dem Aufschieben des Außenkessels entfernt. Wenn man dies vergisst, auch nicht weiter schlimm, denn irgendwie merkt man, dass da etwas im Wege ist bzw. nicht stimmt.


    Der Druckkessel kann jetzt am Führerhausboden angeschraubt werden. Die beiden aus dem Rahmen stammenden winzigen Schrauben, die den Außenkessel halten, müssen durch die Speichen des vierten Treibrads montiert werden. Es empfiehlt sich, bevor man die M 1,62 Schrauben einsetzt, zu prüfen, ob man dabei auch die Schraubenlöcher im Rahmen trifft. Ein wirksames Hilfsmittel für das Einfädeln war ein Stück Schrumpfschlauch, in dessen Ende ich die Mini-Schraube steckte und dann den Schlauch schrumpfte. Jetzt ließ sich die Schraube einfädeln und bis zum Anschlag eindrehen; das endgültige Festziehen der Schraube erfolgte dann mit einem Steckschlüssel.


    Was noch fehlte, war das Manometer. Die Leitung ist so geformt, dass sie seitlich aus dem Schraubenkopf austritt. Das ist insofern von Bedeutung, als man beim Einschrauben in den Kessel sicherstellen muss, dass die Schaube mit dem Gewinde möglichst weit in die Bohrung am oberen hinteren Kesselende hineinreicht und dabei Leitung gleichzeitig nach unten weist. Richtig fest war die Schraube bei einem ersten Anpassen bei „8.00 Uhr“. Nachdem ich etwas Loctite auf das Gewinde gegeben hatte, schraubte ich die Leitung ein, dass sie am Schluss senkrecht nach unten zeigte. Das Biegen des dünnen Kupferrohres ging recht leicht. Abschließend wurde das Manometer montiert; hier empfiehlt es sich, das Führerhaus auf den Boden aufzusetzen, und zu prüfen, ob man es durch eines der Fenster auch gut ablesen kann. Nur kleinere Korrekturen waren hier nötig.


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    [center]Manometer[/center]


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    [center]Ableseprobe bei provisorisch ausgerichtetem Führerhaus[/center]


    Das war's für heute aus Borsigwalde. Demnächst geht's weiter!



    Rainer

  • Nachdem im Bereich des Führerhauses die notwendigen Armaturen angeschraubt waren, verlagerten sich die Arbeiten nach vorne. Da geht es nun, nachdem der Außenkessel in Stellung gebracht worden war, recht eng zu. Die Verbindung der Zudampfleitungen mit mit Verteilerkopf ist recht einfach zu bewerkstelligen, da die entsprechenden Dampfleitungen zum Zylinder bereits gebogen waren.


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    [center]Blick auf Verteilerkopf, Abdampfsammler etc.[/center]


    Dennoch muss man beim Aufschrauben der Überwurfmuttern vorsichtig vorgehen, um die Gewinde nicht zu „vergurken“. Das Abdampfrohr, das in den Schornstein eingefädelt werden muss, wird am Abdampfsammler mit einer Art Lüsterklemme befestigt.
    Jetzt ist es hinter der Rauchkammertür schon recht eng, und der Öler muss noch Platz finden.
    Die sehr dünne Leitung zum Öler hin lässt sich leicht biegen, und das Anpassen des Ölers im Kesselvorderteil an die vorgesehene Position (zwischen Rauchkammerür und Kamin) ist problemlos vonstatten gegangen. Der Öler selbst wird durch zwei von oben durch den Außenkessel geführte Schrauben gehalten. Mittels eines Imbusschlüssels lässt sich der Öler dann von oben öffnen und befüllen.



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    [center]Öler[/center]



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    [center]Blick auf Schornstein und Öleinfüllschraube[/center]




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    [center]Die Rauchkammertür wird mit jeweils einer Schraube von rechts und links am Außenkessel festgeschraubt.[/center]


    Analog zum Vorgehen auf der rechten Seite, wird nun links das Umlaufblech samt Riffelblech und Speisepumpenattrappe an den Rahmen geschraubt.
    Auch das Führerhaus kann jetzt montiert werden. Von hinten wird der Steuerbock mit der Steuerstange durch eine Öffnung im Führerhaus geschoben und anschließend am Führerhausboden festgeschraubt.


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    [center]Anschluss Umlaufblech-Führerhaus[/center]



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    [center]Trittbleche im Bereich der Kreuzkopfführung und des Führerhauses können jetzt auch befestigt werden.[/center]



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    [center]Führerhaus mit Trittblechen von rechts[/center]


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    [center]Führerhaus von hinten ohne Brenner[/center]


    Für das Anbringen der Riffelbleche auf den Trittblechen wird in der Bauanleitung auf Sekundenkleber verwiesen, bei dessen Gebrauch man aber sparsam sein sollte, weil er leicht ausblüht. (Das gilt auch später für das Ankleben der Beschilderung).
    In den unendlichen Weiten des Internets bin ich dann über die Seite von Beckert-Modellbau gestolpert, die solche Schilder herstellen und vertreiben. Hier wird zur Befestigung Pattex Kraftkleber (lösungsmittelfrei) empfohlen, weil dieser gegenüber Sekundenkleber mehrere Vorteile besitzt:


    1. es sind Lagekorrekturen möglich,
    2. überquellender Kleber kann leicht und rückstandsfrei entfernt werden und
    3. er soll eine gute Haltbarkeit besitzen.


    1 und 2 kann ich bestätigen, 3 wird sich zeigen.


    Was noch fehlte, war der Brenner. Damit er ins Flammrohr passt, muss eine Nut in die Brennerhalterung gefeilt werden, denn im Rohr liegt ja auch das vom Dampfventil kommende Überhitzerrohr. Ich hatte diese Arbeiten schon zu dem Zeitpunkt ausgeführt, als ich den Druckkessel an den Führerhausboden anschraubte.



    [center][/center]


    [center]Brenner mit Nut - bereits eingepasst[/center]


    Das war ganz gut, denn ohne Führerhaus ging das Anpassen leichter von der Hand. Das Feilen der Nut an sich ließ sich ebenfalls leicht bewerkstelligen, obwohl meine Werkzeugausstattung sehr rudimentär ist.


    Irgendwie sah das gute Stück noch unfertig aus...


    Nach der Montage von Vor- und Nachlaufdeichsel konnte sich das „Zwischenergebnis“ aber schon durchaus sehen lassen.



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    ...fehlte nur noch der Tender...


    Dazu in den nächsten Tagen mehr aus Borsigwalde.



    Rainer

  • Hallo Rainer,


    ich verfolge den Baubericht deiner neuen Lok mit hohem Interesse. Die Qualität der Teile und die Lackierung sind bewundernswert. Ich kannte Wyko bisher nur am Rande, aber das gezeigte spricht Bände.


    Auch die Lösung mit dem Öler finde ich elegant gelöst. Klar mag sich ein Purist an der Inbusschraube auf der Rauchkammer stören, aber in einer beengten Lok muß man schauen, wo man seine Sachen unterbekommt.


    Ich bin gespannt wie das Maschinchen laufen wird wenn es fertig ist ;)


    Grüße und weiterhin viel Spaß, Gerd

  • Hallo Gerd,


    auch wenn du die Qualität des Bausatzes nur anhand Bilder beurteilen kannst, es stimmt: der WYKO-Bausatz ist Spitze. Schon als ich im Sommer 2016 Herrn Wyrwich aufsuchte, um mich über die Bausätze zu informieren, meinte ein Freund, der mich begleitete, dass die Teile, die er gesehen hatte, absolute Feinmechaniker Top-Qualität aufwiesen.
    Was ich im Bericht vielleicht nicht deutlich genug erwähnt habe, ist die absolute Passgenauigkeit der Teile in allen (!) Bauabschnitten. Im letzten fiel dabei die des abnehmbaren Daches positiv auf. Es "saugt" sich geradezu am Führerhaus fest. Und: es sind in keinem Bauabschnitt Nacharbeiten erforderlich gewesen - nur dann, wenn ich meinte, etwas schneller vorankommen zu müssen...


    Wie die Maschine nachher läuft, auch darüber werde ich berichten. Aber das wird wohl erst im nächsten Frühjahr der Fall sein. Obwohl - so ein Testlauf auf dem Rollenprüfstand am Anfang des Jahres wäre ja auch ein schöner Einstieg in die neue Saison...


    Viele Grüße aus Borsigwalde



    Rainer

  • Hallo Witti


    auch ich in begeistert von dieser Lok. Ich hatte vor Jahren noch Kontakt mit seinem Vater. Aber schon damals überzeugte mich die Qualität. Ganz besonders an dieser Lok gefallen mir an dieser Lok die Treib und Steuerstangen. Sauber und filigran ausgeführt und ohne Kröpfungen die es im Grossbetrieb auch nicht gibt.


    Hans

  • Der Zusammenbau des Tenders ging relativ schnell und einfach.


    Die beiden Drehgestelle sind soweit vorgearbeitet, dass die jeweiligen Achsen und Achslager nur zusammengefügt werden müssen, um sie dann anschließend in Achslagerausschnitte zu schieben, an denen vorher aber noch die Federn auf entsprechende Aufnahmen gesteckt werden müssen. Die Achslager werden anschließend mit Fangeisen gesichert.


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    [center]Tenderdrehgestell[/center]


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    [center]Ausschnitt Tenderfederung[/center]



    Darauf folgt dann das Anschrauben der Drehgestelle am Tenderboden.


    Entgegen der Bauanleitung, die auch noch die Montage des Gasregel- und des Entlüftungsventils sowie der Schnellkupplung am Gastank beschreibt – und die sich anschließende Befestigung des Gastanks, des Wassereinfüllstutzens und der Schnellkupplung für das Speisewasser hin zum Kessel näher erläutert - entfielen alle diese Arbeiten, denn der Wasserkasten war bereits mit all diesen Teilen bestückt und musste lediglich mit dem Tenderboden verschraubt werden.


    Der obere Staukasten im hinteren Tenderteil sowie die Attrappe des Gastanks werden mit jeweils zwei Schrauben am Tender fixiert. Das Tendergehäuse wird dann mit dem Tenderboden verschraubt.


    Die Tendertüren sind beweglich. 1,5 mm starke Messingstifte dienen als Scharnier.


    Es folgt das Anschrauben der Loklaternen und der Riffelbleche am Tenderende.


    Der Kuppelkasten, der zur Aufnahme des vom Führerhausboden abgehenden Tenderschäkels dient, wird unter dem Tenderboden motiert. Die Verbindung Lok-Tender erfolgt mit einem gebogenen Messingdraht. Den fand ich ziemlich fummelig und bog mir meinen eigenen.


    Auch die Rückführungsleitung von der Speisepumpe, die als Schlauch ausgeführt ist, änderte ich ab. In kurzes Stück Schlauch mit Nippel und Überwurfmutter stellt die Verbindung zum Bypass-Ventil her, die Leitung in den Tender ist nun aus 3mm Kupferrohr. Dies ist so gebogen, dass sie mit leichter Spannung in den Wassertank eingefädelt wird; es liegt dann relativ stramm am Tendervorderteil und über dem Gastank.


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    [center]Längerer Kupplungshaken[/center]


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    [center]Geänderte Speisewasserrückführung[/center]


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    [center]Montierter Wasserkasten mit Gastank[/center]


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    [center]Kuppelkasten, darüber Schnellkupplung der Speisewasserleitung[/center]


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    [center]Tender - fast fertig[/center]


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    [center]Verbindung Lok - Tender[/center]


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    Was fehlte noch???


    Kupplung, Puffer und Beschilderung! Kupplung und Puffer werden geschraubt, die Beschilderung geklebt.


    Da bei den Messingteilen ein „2814-Elberfeld“-Schild übrig war (zwei kamen nach vorn auf die Lok am Kesselauflager), kam letzteres an das Tenderende, und zwar mittig unter den Gasbehälter. Ob das dem Original entspricht, weiß ich nicht, aber bei dem H0-Modell der berühmten Firma aus Göppingen ist dies der Fall. Auch viele andere „alte Preußen“ hatten dort ein Schild.


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    Zum „Feinschliff“ gehört natürlich „Kohle“ auf den Tender. Dem Bausatz war ein schwarzes gebogenes Blech beigelegt, auf das ich dann das Imitat klebte.


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    Dann: Fototermin!


    Beim Betrachten der Bilder des Tenders auf dem Monitor musste ich zwei Mal hinschauen.
    Links vorn im Tender ein kleines Loch! Das war mir beim ersten Augenschein der Tenderhaube und den späteren Montagearbeiten überhaupt nicht aufgefallen...aber es war da. Eine Niete fehlte!
    Ich schickte eine Mail an WYKO und hängte ein Bild ran, und wenige Tage später hatte ich ein paar Ersatznieten und per Mail eine Entschuldigung. Nachdem die fehlende Niete dann drin war (geklebt, nicht gelötet), habe ich sie noch lackiert (gut, dass in der Bauanleitung die RAL Nummer 6008 stand). Der roll-out konnte folgen.


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    [center]Vorgeschmack auf den roll-out[/center]



    Davon demnächst mehr aus Borsigwalde.



    Rainer

  • Nur noch wenige Tage bis zum Heiligen Abend - Zeit meinen Baubericht zu beenden!


    Im letzten Post versprach ich Bilder vom roll-out. Hier sind sie:


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    So ähnlich muss es ausgesehen haben, als die BORSIG-Lok mit der Fabrik Nr. 11003
    im Juli 1922 das Werk an der Berliner Straße 27 in Tegel verließ. Die Abnahme erfolgte am 21.07.1922. Am 31.08.1922 ging die Lokomotive mit der Bezeichnung DRG Elberfeld 2814 in Dienst. Im Oktober erfolgte die Umzeichnung in 39 005.
    Im September 1959 folgen Rekonstruktion (in Meiningen) und Umzeichnung in 22 039.


    Von Ende 1969 bis August 1970 wurde sie als Heizlok eingesetzt, daran anschließend dann z-Stellung; im Juni 1976 folgte die Ausmusterung und im Oktober des gleichen Jahres begann die Verschrottung. (Quelle: http://www.dampflokomotivarchi…&id=96778&action=portrait)


    Und die BORSIG-Werke?


    Die gibt es auch schon lange nicht mehr. Die letzte Lokomotive wurde dort 1954 gebaut. Teile des ehemaligen Werksgelände gingen 1988 an das Land Berlin und Ende des 20. Jh. - einhundert Jahre nach dem Umzug der BORSIG-Werke von Berlin-Mitte nach Berlin-Tegel - wurden einige der alten Hallen zu einem Shopping-Center umgebaut. Sowohl von außen als auch innen lassen selbst die neu gestalteten Hallen noch etwas von der Bedeutung des ehemaligen Industriestandortes erahnen (Näheres unter https://www.hallenamborsigturm.de/center/impressionen/ - Ein Bild anklicken, es öffnet sich dann eine Galerie).


    Parallel zum Bau der Borsigwerke entstand zur gleichen Zeit, damals noch vor den Toren Berlins, eine neue Siedlung für die Arbeiter des Werks. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet hier viele Bilder und zusätzliche Informationen:http://www.borsigwalde.eu/index.html.


    Zurück zum Modell!


    Welche Arbeiten sind noch zu erledigen? Eigentlich nicht mehr viele: ich möchte aber in den nächsten Wochen noch eine Fernsteuerung und Licht einbauen. Für den Betrieb sicher nicht so wichtig, aber schöner wäre es schon.


    Und dann steht, wie im letzten Post bereits angedeutet, ja noch das erste Anheizen an.
    Wenn das passiert ist, die Lok also das erste Mal unter Dampf gestanden hat,
    dann melde ich mich wieder.


    Ich wünsche an dieser Stelle allen Schienendampfern ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr – und natürlich immer ausreichend Wasser im Kessel!


    Viele Grüße und mehr aus Borsigwalde im nächsten Jahr!



    Rainer

  • Hallo Rainer,
    dann mal viel Erfolg unter Dampf, und lass uns teilhaben :flt:
    Frohe Weihnacht und "guten Rutsch" nach Borsigwalde,
    Reinhold

    ....und immer 'ne handbreit Wasser über der Feuerbüchse!

  • Hallo Rainer,


    schön ist sie geworden, und wenn sie mit Dampf so gut läuft wie sie aussieht, wirst du viel Freude an ihr haben. Gratulation, schöne Festtage und ein gutes neues Jahr.


    Christoph

    Mehr Pausen zwischen dem Nichtstun...Vor allem längere...