Oberfläche nach brünieren

  • Hallo Freunde,


    aus aktuellem Anlaß interessiert mich die ev. Veränderung von Laufflächen (z.B. Zylinder) nach dem Brünieren.
    Ich möchte das Brüniermittel von Reppingen benutzen um meiner kleinen Pumpe ein passendes Finish zu geben.
    Da die kleinen Bohrungen für Steuerschieber und Kolben eine gute Oberfläche aufweisen habe ich Bedenken, dass
    sich daran etwas ändern könnte bei der Aktion.
    Natürlich könnte man diese Bohrungen abdichten aber das wäre doch ein ziemlicher Aufwand.
    Hat wer Erfahrungen damit?


    mfG


    Hannes

  • Hallo wolfgang,


    Danke! Ich hatte das schon befürchtet. Das Abdichten sollte eigentlich gut funktionieren wenn ich mir dazu einen Satz Dichtungen (Silikon) und die daszu passenden Bleche mache.
    Es ist ein ziemlicher Aufwand die Laufflächen ordenlich zu bekommen und es wäre dumm sich das mit dem Brüniermittel wieder zu verderben.


    mfG


    Hannes

  • Hallo Hannes!
    Es geht einfacher.Du drehst Dir genau passende Teflonrundlinge die sehr streng passen.
    Bevor Du die Teile in die Beize eintauchst erwärmst Du sie. Das Teflon geht auf und die
    Bohrungen sind optimal verschlossen. Die kleinen Zu und Abdampfbohrungen und die Kanäle
    können ruhig mit der Beize in Berührung kommen.
    Ich hoffe es hilft Dir ,
    VlG Friedl

  • Hallo Friedl,


    Danke für den Tip. Das Verfahren hätte noch den Vorteil, dass keine Flächen (außer den Laufflächen) unbehandelt bleiben.


    mfG


    Hannes

  • Hallo Dampf-Gemeinde!
    Als absoluter Anfänger lese ich derzeit fleißig Beiträge der verschiedensten Themen, um bei der Wiederaufnahme meines Bauvorhabens „Vulkan – Bausatz 2005“ möglichst wenige Fehler zu machen. Habe da ja hervorragende Anleitungen vorgefunden – besten Dank allen, die sich der Mühe der Beschreibung und super Bebilderung unterzogen haben!!


    Was macht man, wenn alles jahrelang in Schachteln verstaut war und man den Überblick verloren hat –> Bestandsaufnahme! Unter Anderem ist mir aufgefallen, dass einige Teile bereits schwärzlich brüniert sind, andere wiederum nicht. So fallen sicherlich ein Messingfarbener Schieberkasten und -deckel auf einem schwarzen Zylinder störend auf. Auch die Zylinderdeckel und Schraubenköpfe möchte ich da lieber in schwarz sehen. Da kann ja Abhilfe geschaffen werden.


    Was mir auffiel bei der Vielzahl der Bilder von perfekten Armaturen in den Führerhäusern, dass offenbar keiner der Baumeister sich von der natürlichen Metallfärbung gelöst hat und Nippel, Rohre, Ventilgehäuse etc. eben „so blank wie geliefert“ verbaut hat. Also habe ich Fragen an die Dampfbahner:
    - Hat das schon mal jemand gemacht und wie sieht das aus?
    - Wie wird sich eine Brünierung durch Montage und bei häufigerem Gebrauch verändern (Temperaturunterschiede, Abrieb an Graten, Handhebeln, Stellrädern usw.)?
    - Wäre eine Brünierung auch der Innenflächen und Gewinde von Nachteil (Funktionelle Teile wie Ventilsitz, Handräder etc. würde ich nicht brünieren.)?
    Wenn Gastanks, Öler und Anderes sorgfältigst schwarz lackiert werden, warum also nicht auch Armaturen brümieren? Bin gespannt, was ihr dazu sagt!


    Gruß! Gottfried

  • Hallo Gottfried!


    Jede noch so handwerklich richtig gemachte Brünierung oder Lackierung wird im Lauf ihres Daseins durch ihre mechanische Beanspruchung durch Finger oder Schraubenschlüssel in Mitleidenschaft gezogen. Das kann sehr gut aussehen, wenn durch das Drehen an einem Handrad die schwarze Schicht etwas dünner und transparenter wird und das Messing durchscheint. Abgerutschte Schraubenschlüssel oder das nicht richtige Absetzen auf die Schienen hinterlassen manchmal arge Schrammen an den Zylindern, die dann nicht so gut aussehen. Hier kann man dann nacharbeiten wenn es stört. Meist wird nur die Lokomotive vom Äußeren her farblich behandelt. Ein Färben der Armaturen im Führerstand ist natürlich auch möglich. Hierbei geht aber auch etwas der Kontrast der Armaturen unter und kann in einer schwarzen Führerstandssuppe enden. Bei schlechtem Licht sind die Teile bei Instandsetzungen schlechter zu sehen.



    20 Jahre alte Pinsellackierung des Schieberkastens. Hält heute noch ohne Grundierung. Reparaturfarbe Regner.


    Heute färbe ich alle blanken Zylinderteile mit Messingfärber (Beize). Hier ist es ganz wichtig die Teile sauber zu entfetten und aus dem Brüniermittel zu nehmen, wenn die Teile schwarz sind. Ein zu langes Verweilen im Brüniermittel bewirkt, das die schwarze Farbschicht zwar stärker wird sich aber einfach wieder ablöst. Das gilt sowohl für Regner- als auch Reppingen-Brüniermittel.



    Hier einmal der Kontrastunterschied zwischen blanken und brünierten Messingteilen. Schwarz auf schwarz ist schlechter zu erkennen.



    Um jegliche Passdifferenzen oder Farbabplatzer zu vermeiden lasse ich auch manche Teile ohne Farbbehandlung.



    Hier einmal ein lackiertes Schwungrad, industriell gebeizte Stützen und ein selbst gebeiztes Maschinenfundament. Das Fundament ist aus Bronze und weil es dem Messing verwandt ist habe ich es seinerzeit auf einem transportablen 1-Plattenkocher in einem alten Emailletöpfchen, in dem sonst nur Wasser gekocht wurde, in einem halben Liter Messingbeizmittel von Reppingen auf 80 Grad erhitzt. Trotz herunternehmens des Topfes von der Kochstelle kochte die Suppe mit starker Dampfentwicklung noch eine Minute weiter und über. Alle Fenster auf und den Raum verlassen. Alles ging gut aus und ich habe seitdem die haltbarste Färbung mit Messingbeizmittel erhalten. Alle vorherigen Messing-Beizungen mit wenig Färber in der selben Erwärmungsart waren bisher wie empfohlen verlaufen, deswegen lehrte mich der Versuch mit Bronze eines Besseren.


    Wenn Dir schwarze Armaturen besser gefallen als die messingfarbenen dann färbe sie eben und lass Dich nicht von meinem Versuch abschrecken. Sowohl Regner-Kaltbrünierung als auch die zu erwärmende Reppingenbrünierung sind ungefährlich. Beachte trotzdem die gängigen Sicherheitshinweise der Hersteller. Mindestens ein gut belüfteter Raum, rundherum keine umherstehenden Sachen auf dem Werktisch, Schutzbrille, Schürze und vielleicht Handschuhe. Klingt vielleicht doof - aber auch beim Hobby auf seine Gesundheit achten!


    Mit lieben Grüßen
    Thomas

  • Hallo Thomas,
    Deine Ausführungen und die schönen Bildbeispiele geben eine gute Anleitung, eben Flächen schwarz zu färben, andere doch messingfarben zu lassen. Der Hinweis auf ein überwiegend dunkles Fahrerhaus und die Erkennbarkeit einzelner Bauteile ist zu überlegen. Das Abnutzen der Brünierung an Stellrädern erscheint als positiver Alterungseffekt, da die Abnutzung ja ungleichmäßig und funktional erfolgen wird.
    Wenn ich zum Montieren der Armaturen komme, kann ich das ja noch mal erwägen, doch die Zylinderdeckel und Schrauben werde ich schon jetzt brünieren. Aber wie so vieles, ist das eben auch eine Geschmacksfrage.
    Gruß!
    Gottfried

  • Hallo Gottfried!
    Nach über 10 Jahren sieht die Brünierung jetzt so aus. Nur das Gas-Ventil ist neu da zu gekommen.



    Ich wollte den "Spielzeug-Charakter" entfernen.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Ja, Wolfgang!
    Dieses Erscheinungsbild entspricht dem, das ich erfragen wollte! Das kommt der Realität doch sehr nah. Der Verschleiß des Einstellrades sieht prima aus. Ich denke, so werde ich das mal versuchen.
    Dank für die Demonstration! Gottfried