Kolb Br 99 023

  • Servus zusammen,


    frisch aus Schramberg zurück und ne neue Lok im Gepäck.


    Wobei neu ist sie ja nun nicht so ganz.


    Ich hatte die Möglichkeit eine 99 023 von Walter Kolb als Gasgefeuerte Variante zu erwerben und auch gleich zugeschlagen.



    (sorry für die schlechte Bildqualität)


    Leider ist die Lok momentan jedoch nicht fahrbereit.


    Der linke Schieber lässt sich nicht mehr bewegen. Nach dem Ausbau des Zylinders (was nur durch das Zerlegen der kompletten Lok möglich war :HL )
    war die Ursache schnell gefunden.






    Ein Mix aus Kalk altem Heißdampföl und noch vielen anderen Sachen aus den letzten 30 (oder mehr) Jahren hat die komplette Einheit blockiert.


    Hat jemand eine Idee, wie sich die Verkrustungen am besten lösen lassen?
    Ich würde es mit Ultraschall versuchen... Bei Zitronensäure bin ich mir nicht sicher, ob die Lauffläche nicht schaden nimmt, was meint ihr?
    Essig würde ich nur ungern verwenden (stinkt mir zu arg :pff: )


    Weiterhin hat sich beim Zusammenbau gezeigt:


    -Das Fahrwerk ist ausgeschlagen
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das beheben soll, da es trotz Spiel noch super läuft :GR
    Frei nach dem Motto never touch a running system :flt:
    -Die Dichtflächen an den Kolben und Steuerkolben sind härter als die Lauffläche unserer 20 Jahre alten Goodyears
    -Die Gleitbahn Halterung auf der linken Seite ist gebrochen
    -Kalk...
    -Ein paar andere Kleinigkeiten


    Ich bin mir im Moment noch nicht sicher, ob ich die Originale Lackierung/ den Originalzustand beibehalten, oder eine Grunderneuerung durchführen soll.
    Ich meine es ist ein Oldtimer, der bewahrt werden sollte... Aber jede Lok würde sich glaub ich darüber freuen im neuen Glanz zu erstrahlen :E


    Lg Simon.


    Ps.: Falls jmd Infos zu der Lok hat (Alter, Besonderheuten...), würde michein Beitrag unter diesem Thread sehr freuen, da ich leider so gut wie nichts, bzw. nichts über sie weis :flt:

  • Hallo Simon,


    mein Vorschlag:


    1.
    Alles erst einmal mechanisch mit einem Lumpen sauber machen.


    2.
    Entfetten in einem Lösemittel, eingelegt für ca.12h. Ich würde Trichlorethylen bevorzugen. Es geht aber auch Univerdünnung aus dem Baumarkt. Dann ab mit den Teilen in die Spülmaschine, um Reste Fett zu verseifen und abzuwaschen.


    Wenn es dann noch Kalk gibt, ab in Säure, ich bevorzuge Phosphorsäure H2PO4, ca. 10 Vol%ig. Du kannst aber auch Essigsäure nehmen, da stinkt es halt dann. Von Zitronensäure, Salzsäure oder gar Schwefelsäure würde ich abraten.


    Wenn im Antrieb schon Kalkreste zu finden sind, gehe ich von einem massiv verkalkten Kessel aus.
    Wie man den wieder sauber bekommt habe ich Reinigen d. Hartlötstellen von Flussmittel / Kesselreinigung beschrieben.


    Grüße


    Fritz

    ]ch weiß, dass ich nichts weiß.
    Sokrates, Griech. Philosoph 469 - 399 v.Chr

  • Hallo Fritz,


    danke für die Infos :D


    Über das Fahrwerk werde ich nochmal genau drüber schauen müssen. Das Spiel in den Achslagern, liegt nicht in diesen selbst sondern in der Befestigung der Achslager.
    Da diese eigentlich nicht wirklich verschleißen können, denke ich dass es Absicht ist. Bei dem Gestände werde ich schauen müssen, in wie weit es sich noch ausbuchsen lässt (je nachdem wie viel "Fleisch" noch vorhanden ist)


    Danke für den Tipp mit der Verdünnung. Ich habe bei uns einen Reiniger gefunden, den ich jetzt mal ausprobieren werde.


    Die Teile in die Spühlmaschine legen ist glaub ich keine gute Idee, da wenn meine Mutter dies mitbekommt sich meine Lebenserwartung wahrscheinlich drastisch verkürzen wird... ::12


    Von einem verkalkten Kessel gehe ich auch aus. Wobei das bei der Laufzeit auch nichts besonderes sein dürfte :roll:


    Ich werde das mit der Phosphorsäure ausprobieren.



    Lg Simon.

  • Hallo Simon!


    In den Katalogen namhafter Auktionshäuser werden alte Märklin, Bing, Carette, etc. Dampfmaschinen und Lokomotiven den zahlungswilligen Sammlern mit dem Hinweis auf Originallackierung zu horrenden Preisen angeboten. Jede noch so professionelle Neulackierung oder gar unsachgemäße Nachlackierung eines Laien schmälert den Preis erheblich. Und so gibt es dann auch auf eBay einige Angebote von Dachbodenfunden mit dem Hinweis auf "nicht getestet, Funktion nicht geprüft, keine Ahnung und nicht gereinigt" - also Original.


    Du kennst jetzt Dein Modell durch das Zerlegen schon etwas. Behebe den Schaden an der Gleitbahnhalterung, mache die notwendige Grundreinigung und dann probiere sie aus ob sie funktioniert.


    Wenn alles gut ist und sie Dir würdig erscheint kannst Du sie erneut zerlegen und in einem frischen Farbkleid erstrahlen lassen. Eine gepflegte (auch mit Betriebsspuren und geölte), gut gewartete Lokomotive ist für einen Dampffan immer eine Freude. Nachteile durch eine Neulackierung, wie oben beschrieben, hat man bei einer Kolblokomotive sicherlich nicht.


    Mit lieben Grüßen
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    danke für die Antwort.


    Du hast mich auf eine Idee gebracht.



    Ich habe den rechten noch funktionsfähigen Zylinder wieder montiert und eine kleine Funktionsprüfung durchgeführt.


    [youtube]

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    Ziel war es einfach nur zu sehen ob sich überhaupt etwas bewegt.
    Das zischende Geräuch kam von meiner hochprofessionellen Druckluftanbindung. :oops:
    Der Zylinder fühlt sich zwar dicht an (also es kommt nirgendwo Luft raus)
    Hat aber auch gefühlt keine Kompression. (Beim verschlließen der Dampfkanale und dem anschließenden ziehen am Kolben kehrt dieser nicht in seine Ausgangsposition zurück)


    Natürlich weis ich jetzt nicht ob sich das bei einem warmen Zylinder ändert und die Dichtungen wieder geschmeidig werden. So ganz vorstellen kann ich mir es aber nicht.
    Ich werde den Schieber mal in kochendes Wasser werfen und schauen was passiert.


    Sollte die Membrane hart bleiben, werden beide Kolben und Schieber gegen Versionen aus Teflon getauscht.


    Danach erfolgt ein weiterer Funktionstest des Fahrgestells (Luft + Dampf) welcher darüber entscheiden wird ob ich die Lagerung überarbeiten muss.
    Falls dies der Fall ist erfolgt auch die komplette Neulackierung der Lok.


    So weit der aktuelle Stand.


    Lg Simon.

  • Hallo in die Runde,
    Simon@....Walter hat die Rundschieber bei heißen Zylinder, maßlich finalisiert.
    Wärme die Zylinder mit dem Haarföhn an und prüfe dann nochmal....


    Gruß Gery

  • Hallo Gery,


    ich habe den Schieber vorhin in kochendes Wasser geworfen. Leider hat das allerdings nichts genutzt.


    Ich werde die komplette Zylindereinheit die nächsten Tage ins Ultraschallbad werfen. Falls sie sauber werden, wiederhole ich den Test mit der kompletten Einheit.


    Weist du aus welchem Material die Dichtflächen hergestellt sind?


    Lg Simon

  • Hi Simon!
    Herzlichen Glückwunsch zur Lok!
    Du kannst Zylinder und Kolben auch in Cola über Nacht einlegen und dann mit nem Tuch und nitro sauberwischen. So komisch es klingt, aber so hab ich am Moped schon nen festgefressenen Kolben rausgeholt :wink:

    Grüße Holger

    Möge der Dampf mit euch sein

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die zahlreichen Antworten. :flt:


    Georg: Das wäre es natürlich! Dann wäre die Lauffläche der Zylinder wie neu, ist aber leider für mich schwer zu erreichen :shock:


    Holger: Ich habs gestern gleich ausprobiert und siehe da das gröbste ist weg... Vielen Dank. Wobei ich mir nicht sicher bin ob ich
    es gut finden sollte, das ein Getränk wie Cola so aggressiv ist :roll: . (Bleib ich doch lieber bei Bier :duascht :PRO )
    Liegt wahrscheinlich an der darin enthaltenen bereits von Fritz angesprochenen Phosphorsäure.


    gery: Danke für die Info. Vermutlich handelt es sich dann um Peek bei dem Material der Kolbenringe oder?



    Nach dem Cola Bad habe ich die Zylinder noch ins Ultraschallbad geworfen. Die Verschmutzungen an der Lauffläche sind nun so gut wie weg.
    An einer Stelle sind weiterhin leichte Ablagerungen vorhanden. Da diese aber in einem Bereich liegt an den der Kolben nicht hinkommt, werde ich sie dort lassen.
    Am Wochenende werde ich die Zylinder Deckel noch händisch reinigen.
    Ich habe bei den gereinigten Zylindern die Kompression geprüft und war vom Ergebnis positiv überrascht. Aber ich glaube schlussendlich kann hier nur ein Dampftest Klarheit verschaffen...



    LG Simon.

  • Sag ich doch... und ja, es ist die Phosphorsäure in der Brause :wink:


    Bleib beim Bier, denn Bier hat nur 1 Nachteil : man kann es nicht mit Käse überbacken :flt: :flt: :flt:


    Drück dir weiter die Daumen :thumbup:

    Grüße Holger

    Möge der Dampf mit euch sein

  • Zitat

    denn Bier hat nur 1 Nachteil : man kann es nicht mit Käse überbacken


    ......Volltreffer, mein Bester :lol:
    Duck und wech,
    "R"

    ....und immer 'ne handbreit Wasser über der Feuerbüchse!

  • Hallo zusammen,



    also auf das Bier kommen wir später nochmal zurück...


    So nachdem der Zylinder wieder gangbar gemacht wurde, wollte ich diesen heute montieren.


    Leider ist aber eine Dose mit Teilen spurlos verschwunden, nämlich genau die mit diesen be... Kolbenteilen.


    Also nach stundenlanger Suche habe ich mich dazu entschieden einfach übergangsweise einen neuen Kolben zu drehen.
    Lustigerweise wollte ich eigentlich diese Woche zwei Regner Teflonkolben bestellen... (bzw. vorher noch abklären, ob diese Breitentechnisch in den Zylinder passen)
    Als ich nun das Gewinde in den Kolben schneiden wollte fiel mir folgendes auf:



    200 Puls hab ich...


    Hat jmd ne Idee, was das für ein Gewinde sein könnte...?
    Ich weis nicht iwie hab ich das Gefühl, dass es kein M2,5 ist.
    Der Grunddafür ist:




    (Das Bild lässt sich nicht drehen, wieso auch immer)
    (Auch hier wer hat ne Idee, was das für ein Gewinde sein könnte?)


    Ich hab das Gefühl, dass es sich bei den Gewinden um irgendeinen imperialen sch... handelt.


    So nun wieder zum Bier... Ich nehm zehn.


    Durchdrehende Grüße


    Simon.

  • Sieht zumindest nach Imperium aus...aber bei ner Kolb Lok??? :GR :GR :GR
    Da würde ich auch erst mal n Eimer Bier bestellen um den Puls zu reduzieren.


    Denk dran : 14 Bier decken den Tagesbedarf an Vitamin C :!:


    Aber im Ernst: da will man kotzen was man vor 8 Tagen gegessen hat :evil:

    Grüße Holger

    Möge der Dampf mit euch sein

  • Hallo Simon!
    Wenn da "seltsame" Schrauben bei sind, können das engl. oder amerikanische Gewinde sein. Tabellen z.B. https://www.hug-technik.com/in…erikanisches_gewinde.html und https://www.hug-technik.com/in…n_britisches_gewinde.html
    Ich hab mir mal ein Kraftwerk mit einer Stuart 10H Maschine und einem P.M. Dynamo gebaut. Die Stuart hatte BA7-52,9 Schrauben drin, 2,5mm Ad und 25,4/52,9=0,48mm Steigung. Der Dynamo hatte UNC3-48 Schrauben, 2,515mm Ad und 25,4/48=0,529mm Steigung. Also beide "ungefähr" M2,5. Da die Schrauben im Modell keine Schönheit waren, hab ich die Gewinde mit M2,5 übergebüstet und mit Schraubensicherung V2A Gewindestangen eingedreht. Anschließend mit Messing-Modellmuttern verschraubt.

    So sehen die Beiden nun aus. Die Treibstange hat am Kurbelzapfenlager noch die klobigen BA Schrauben. Der Dynamo hatte sogar Schlitzschrauben :OW . Vielleicht eine Möglichkeit um aus dem Dillemma zu kommen.
    Gruß Gerd

  • Hallo zusammen,


    @Gerd @Dietrich vielen Dank für die Hilfe. :flt: :flt:


    Ich habe mal versucht die Steigung zu messen, es sieht nach 0,48 mm und damit 7BA aus.
    Leider war es nicht so einfach diese zu messen, da das Gewinde nicht mehr im besten Zustand ist.


    Ich werde mir das nötige Werkzeug in nächster Zeit besorgen.


    So weiter mit der Aufarbeitung.


    Leider ist mir aufgefallen, dass neben dem Kolben noch mehr Teile wie bspw. das Umlaufblech und die komplette Rauchkammer fehlen...
    Ich kann mir nicht erklären, wie das passieren konnte, da ich eigentlich alle Teile in eine Kiste gepackt und diese aufgeräumt hatte.
    Das Haus verlassen haben sie jedenfalls nicht... Sonst hat auch niemand die Teile gesehen... So etwas habe ich noch nie erlebt :OW


    Aber nun weiter. Ich habe das Fahrwerk erstmal zur Seite gelegt und mir den Kessel vorgenommen.


    Der Zustand... also naja sagen wir mal so... man sieht den Dichtungsmaterialien ihren Verfall über die lange Zeit an :roll:



    Leider ist der Dampfhahn fest mit dem Kessel verbunden, eigentlich wollte ich den Ventilsitz einschleifen, oder diesen komplett ersetzen, jetzt werde ich das einschleifen eben so versuchen müssen.
    (Leider sind die Dichtflächen in keinem wirklich gutem Zustand)


    Interessant sind die Dichtsitze der Sicherheitsventile und des Pfeifenventils. Diese befinden sich nicht im Ventil selbst. Stattdessen sitzt ein Teflonsitz direkt im Kessel.




    Trotz Gestank, hat der Innenkessel ein Bad in Essigessenz erhalten.





    Ein paar Teile müssen nochmal ins Essigbad, da sie nicht ganz sauber wurden. Außerdem bekommt der Außenkessel noch ein Bad...


    So weit der aktuelle Stand.


    LG Simon.

  • Servus,


    also erstmal die guten Nachrichten...


    Die verlorenen Teile wurden an einem sehr speziellen Ort wieder gefunden...
    Zum Tathergang, also nachdem ich die Teile vor zwei Wochen gesäubert habe, legte ich sie noch kurz bei niedriger Temperatur in den Backofen um sie zu trocknen.
    Da meine Großeltern im selben Haus wohnen wird bei uns direkt nur selten gekocht und so kam es eben, dass der Backofen welcher eine sehr dunkle Frontscheibe besitzt zwei Wochen lang nicht verwendet wurde und die Teile sich so in diesem versteckt haben... :shock: :pff:


    Heute habe ich das Fahrwerk montiert, erste Tests mit einer Luftpumpe durchgeführt und siehe da es funktioniert. Leider bin ich erst in 3 Wochen wieder in der Werkstatt um richtige Tests mit Kompressor Hilfe durchführen zu können. Ich möchte auch schauen, bei welchem Druck das Fahrwerk sauber läuft. Dabei wird sich auch entscheiden, ob dieses evtl. komplett revisioniert werden muss.


    Ein paar kleinere Arbeiten habe ich auch noch erledigt. Hier bspw. ein gereinigtes, entkalktes und mit neuem Stopfpaket versehenes Ventil.





    So zu den schlechten Nachrichten...


    Als ich den Kessel wieder komplettieren wollte... seht selbst.




    Beim Einschrauben des Rückschlagventils in den Kessel ist das Fitting gebrochen. Da ich diesen mit der Hand in den Kessel eingedreht habe (und nicht Hulk bin (nur fast :flt: ))
    gehe ich stark davon aus, dass eine Vorschädigung vorhanden war. Mein erster Plan war den gebrochenen Teil einfach abzuschneiden und den "Rest" des Fittings weiter zu verwenden, da dieses sehr weit in den Kessel hineinragt.



    Leider gehen die Risse durch das gesamte Fitting außerdem weist die Lötnaht einige Fehler/ Poren auf. Beim weiteren hantieren ist mir im Kessel ein klackerndes Geräusch aufgefallen.
    Bei genauerer Untersuchung ist dieses Teil aus dem Kessel gefallen.




    Ich nehme an, dass dieses Rohr dazu bestimmt war das frisch eingespeiste Wasser direkt unter die Wasserkante und nicht in den Dampfraum zu führen.
    Ich muss jetzt erstmal den Kessel genauer untersuchen und mir ein genaueres Bild über den Gesamtzustand machen.
    Danach wird sich entscheiden ob es Sinn macht diesen zu reparieren oder nur ein Neubau Sinn macht :NE


    Lg Simon