Trocken gefahrene Kessel

  • Zitat von Florian

    Ich denke in dieser Diskussion sind halt die Perspektiven sehr unterschiedlich und dadurch wird das Trockenfahren halt nicht genau gleich eingestuft.....

    .....Zusammengefasst würde ich meinen:
    Trockenheizen sollte um jeden Preis vermieden werden!



    Hallo Florian


    Ich denke mal das es jedem in diesem Forum bewusst ist dass man einen trocken geheizten Kessel in jedem Fall vermeiden sollte. Es kann passieren wenn man sich ablenken lässt oder aber durch irgend einen Fehler der Wasserstand falsch abgelesen wird. Ersteres wird wohl wahrscheinlicher sein.



    Zitat von Florian

    Man muss sich aber mal vorstellen, da ist man auf einer Ausstellung und z.B. Kinder stehen neben der Lok und der Kessel platzt! Oder es reicht schon, dass er einreisst und das heisse Wasser auf die Kinder sprüht!



    Das ist ein heikles Thema. Gerade bei Kindern könnte das buchstäblich ins Auge gehen weil die Fahrstrecke sich im ungünstigsten Fall wirklich auf Augenhöhe der Kinder befindet. Ich habe mir bei Treffen oder Ausstellungen auch schon Gedanken darüber gemacht. Weiss man denn genau wie sorgfältig die Betreiber der Modelle damit umgehen? Die Engländer verlangen ein "Kesselzertifikat" wenn ein Modell an einem Treffen vorgeführt werden soll (wer sich dafür interessiert findet dazu Hinweise auf www.g1mra.ch unter "Sicherheit"). Wie viel Sicherheit das wirklich bringt kann man in Frage stellen oder nicht.
    Tatsache ist dass es sehr unangenehm wird sollte an einer Veranstaltung ein Unfall geschehen.

    Ich denke es steht ausser Frage einen einmal trocken geheizten Kessel ohne gründliche Überprüfung wieder in Betrieb zu nehmen.

    Grüsse
    Beat

  • Zitat von Florian

    Ich denke in dieser Diskussion sind halt die Perspektiven sehr unterschiedlich und dadurch wird das Trockenfahren halt nicht genau gleich eingestuft.....



    Hallo Beat


    Mit dieser Aussage wollte ich eigentlich sagen, dass sich die Betrachtungsweise ganz geringfügig unterscheidet.
    Dies sind m.M nach aber nur Nuancen und ich denke genau wie du es sagst, dass hier jedes Mitglied sehr wohl darauf bedacht ist, den Kessel nicht trockenzuheizen!


    Gruss Florian

  • Hallo Florian


    Zitat

    Wenn man auch mit grösseren Kesseln zu Tun hat (5" usw) dann ist man sich den Gefahren sehr eindeutig bewusst. Denn bei einer 5" Lok kann so ein Kesselzerknall verheerend sein und es könnte im Prinzip auch ein Todesfall eintreten, denn die gespeicherte Energie eines solchen Kessels ist dann schon ziemlich gross und die "Sprengkraft" eines Kesselzerknalls dieser Grösse dürfte im dümmsten Fall die Wirkung einer Handgranate haben!


    Der Gefahr sind sich leider manche 5"er nicht bewusst. Einen glimpflich verlaufenen Kesselzerknall gab es beim letzten Echtdampfhallentreffen 2011 in Karlsruhe. Und der war ein Leichtsinnsfehler denn die Lok war meines wissens neu.


    Beste Grüße,


    Marco

  • Hallo Marco


    Was genau ist denn passiert..? (also was heisst "glimpflich verlaufener Kesselzerknall"?)


    Gruss Florian

  • Zitat von Chris

    Interessanter Beitrag Christian.
    Ich finde, es schadet NIE auch über Gefahren in diesem Hobby zu schreiben!!! Sowas kann schließlich ALLE betreffen. Grade die Dampfkessel sind wichtig.
    Ich habe vor diesen Kesseln einen enormen Respekt. Nicht zuletzt weil mir mal einer Explodiert ist!!!!!!!!!!!!!!
    Materialfehler.
    Ja solche Lokomotiven können tatsächlich fliegen. Man glaubt es kaum.


    Gruß Chris



    Hallo Chris,


    weil wir ja für unser Hobby werben - und nicht zukünftige "Dampfer" abschrecken - wollen fände ich es gut, wenn du deine eher vagen Andeutungen ein wenig präzisieren würdest und du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. :BT


    LG / Oliever


    PS: Sicherheit muss sein - Verunsicherung aber nicht ....



  • Hallo Chris


    In diesem Punkt möchte ich Oliever unterstützen, es wäre nicht nur interessant sondern vielleicht auch für manchen lehrreich wenn über den Materialfehler berichten würdest.

    Grüsse
    Beat

    • Offizieller Beitrag

    Liebe SchienenDampfGemeinde!


    Nachdem dieser Thread immer mehr ausufert, möchte ich daran erinnern, dass er ausschließlich das Problem trockenfahren von Modellbau-Flammrohrkessel in Baugröße von etwa 1:32 bis 1:20 zum Thema hat.


    Die Probleme mit Kessel in 1:1, 1:3 oder Kessel mit Feuerbüchse sind zwar interessant, gehören aber nicht hierher, denn sie verzerren den Thread bis zur totalen Unverständlichkeit


    Zitat

    ... denn nur in einer Diskusion können die gemachten Erfahrungen ausgetauscht werden. Bei einem so wichtigen Thema ist es meiner Meinung nach von Vorteil wenn hier über Erfahrungen berichtet und diskutiert wird.


    Dem schließe ich mich uneingeschränkt an, das ganze hat nur einen Hacken - über welche Erfahrungen zu diesem Thema wurde bis jetzt hier diskutiert? -
    Es wurden hauptsächlich Theorien und sogar Vorurteile in den Raum gestellt, ohne dafür Nachweise vorzubringen.


    Ich wehre mich gegen Verunsicherungen, die dadurch entstehen, daher habe ich einige Sätze herausgesucht und möchte eine konkrete Antwort darauf geben:


    Zitat

    Bei einer Dampflok (egal ob 1:22,5 / 1:3 oder 1:1) ist das oberste Gebot (!!!!) immer genügend Wasser im Kessel zu haben!


    Zitat

    Ich möchte auch nicht erleben was das bei einer Feldbahn Lok im Massstab 1:3 oder bei einer 1:1 Lok für folgen haben kann!!!


    Ich auch nicht!


    Bei 1:3 oder 1:1 ist das oberstes Gebot - siehe 27. November 1977 - Kesselzerknall der Lok 01 1516 in Bitterfeld - hier kann man nachlesen, warum es dazu gekommen ist:


    http://www.svt137225.de/html/bitterfeld.html


    http://de.wikipedia.org/wiki/Kesselzerknall


    http://www.smb-2.ch/kessel_explosionen.html


    Nur bei 1:22,5 stimmt das einfach nicht!
    Warum? Die Antwort wurde schon gegeben


    Zitat:
    „... in einem Kessel einer Spur IIM Lok ist halt nicht so viel Energie gespeichert wie in einer Gartenbahn-Lok (Also Spurweiten ab 3 1/2 Zoll)“


    Zitat

    Kessel trocken fahren kann nicht nur die Lok zerstöhren sondern auch die Umgebung und Mitmenschen!


    Zitat

    Und wenn ich das solche Beiträgä wie hier von Christian gepostett lese, läuft es mir kalt über den Rücken ab!


    Zitat

    Man muss sich aber mal vorstellen, da ist man auf einer Ausstellung und z.B. Kinder stehen neben der Lok und der Kessel platzt! Oder es reicht schon, dass er einreisst und das heisse Wasser auf die Kinder sprüht!


    Das ist für mich Panikmache!
    Ich ersuche, einmal darüber nachzudenken, wann ein Kessel zerplatzt.
    1. passiert es nur bei Materialfehlern, falscher Materialwahl und bei fahrlässig zusammen gelöteten Kesseln (dafür ist der Kesselbauer verantwortlich und muss die Konsequenzen tragen)
    2. vor allem bei nicht funktionierenden Sicherheitsventilen (für die einwandfreie Funktion des Sicherheitsventils ist der Betreiber verantwortlich, ebenso für die Kontrolle des Kesseldrucks via Manometer)


    Was auf Ausstellungen wirklich gefährlich werden kann, ist das Gas bzw. ein gepfuschter Gastank - aber das ist ein anderes Thema.


    Zitat

    ... allerdings denke ich dass das Trockenfahren einem Einsteiger als absolutes No-Go vermittelt werden sollte.


    Zitat:
    „Ich habe drei Loks ohne Wasserstandanzeige Meine "Anton" und die Aster "Old Fait foul" Lok fahre ich regelmässig bis zum letzten Tropfen bis die Loks dann stehen bleiben. "Anton" habe ich seit 30 Jahren ohne Probleme so gefahren und und werde das auch zukünftig tun.“


    So isses! Früher, als es noch nicht üblich war mit der Blumenspritze nachzuspeisen, fuhr man solche Loks bis sie standen - entweder war das Gas aus, oder eben das Wasser. Man drehte den Gashahn zu und ließ die Lok auskühlen, dann konnte man sie wieder mit Gas und Wasser befüllen. Und so wird es bei solchen Maschinchen noch heute gemacht.


    Aus verschiedenen Gründen (neue Techniken, größere Gaskessel etc.) hat sich das aber in letzter Zeit stark geändert, denn der Wunsch nach längeren Betriebszeiten einer Lok ist erheblich gestiegen.


    Zitat

    Trockenheizen sollte um jeden Preis vermieden werden! Sicherheit geht vor ...


    Nochmal - ein trocken geheizter Flammrohrkessel im Maßstab 1:22,4 oder 1:32 ist kein Sicherheitsrisiko, solange nicht Wasser in den heißen Kessel nachgespeist wird


    Zitat:
    „Was soll ,denn ohne Wasser, Passieren?
    Ohne Druck im Kessel wird es wohl nicht zum Zerknall kommen.“


    Zitat

    Was passieren könnte sind Veränderungen / Verformungen des Materials durch die übermässige Hitzeeinwirkung.


    Das ist doch völliger Schwachsinn - da müsste sich der Kessel doch schon beim Bau durch das Zusammenlöten verformen - denn da ist er mit hundertprozentiger Sicherheit weit größerer Hitze ausgesetzt


    Zitat

    Wenn mann übrigens in einen überhitzten und trockengefahrenen Kessel Wasser nachspeisst ist, galub ich das wegblasen des Silbrlots das kleinste Problem!
    Das ganze könnte auch mit Kesselexplosionen und schwehren Verbrennungen enden! Von dem schreibt Christian leider nichts!


    Hat sich schon einmal jemand darüber Gedanken gemacht, was da beim Überhitzen passiert?


    Das Flammrohr wird immer heißer und beginnt im schlimmsten Fall zu glühen. Damit sind die Quersiederohre betroffen, wo das Lot immer weicher wird. Im allerschlimmsten Fall glüht das Lot dort aus und damit ist der Kessel Schrott. Der restliche Kessel wird kaum Schaden erleiden, denn dazu reicht die Hitze des Gasbrenners ganz einfach nicht aus.


    Zitat:
    „Mir ist (bei Modellen unserer Größenordnung !) bisher kein Fall bekannt nachdem ein Trockenfahren Schäden verursachen konnte (außer defekten Lötnähten) und ich habe schon sehr "grausam" behandelte Lok`s gesehen die zu reparieren waren....“


    Das ist aus genau dem oben genannten Grund so.


    Zitat

    Daraus könnten beim erneuten Anheizen Probleme entstehen. Es wird jedoch sicher niemand einen trocken geheizten Kessel ohne Kontrolle wieder anheizen (natürlich nach dem auskühlen).


    Zitat

    Eine Überprüfung incl. Abdrücken des Kessels hatte als selbstverständlich vorausgesetzt.


    Zitat

    Ich denke es steht ausser Frage einen einmal trocken geheizten Kessel ohne gründliche Überprüfung wieder in Betrieb zu nehmen.


    Was passiert nun wirklich, wenn eine Lötstelle am Flammrohr undicht wird und man heizt die Lok erneut an?


    Die Lok wird mehr oder weniger lecken und man wird keinen Druck im Kessel zusammenbringen - so wie das auch bei Kesselfraß durch Entzinkung der Fall ist - mehr passiert da nicht!


    vlg,
    Christian

  • Zitat von Christian

    Was passiert nun wirklich, wenn eine Lötstelle am Flammrohr undicht wird und man heizt die Lok erneut an?


    Die Lok wird mehr oder weniger lecken und man wird keinen Druck im Kessel zusammenbringen - so wie das auch bei Kesselfraß durch Entzinkung der Fall ist - mehr passiert da nicht!


    Kannst Du das Garantieren? Es könnte durchaus passieren das der Kessel im ersten Moment noch Dicht ist! Aber die geschwächte Lötnat bei einem Unsanften Rangiermanöver oder bei höherem Druck den Geist aufgibt und dann der Dampf Explosionsartig austritt!


    Ein Weiteres Problem ist das das Wasser in diesem fall nicht einfach ausläuft, sondern schlagartig weiterverdampft so das sich auch bei einem "kleinen" IIm Kessel unmengen an Energie freisetzen können!


    Und ich glaube liebe Leute, das wird von einigen hier ganz schön Unterschätzt!


    http://www.youtube.com/watch?v=0R348vGkjyw&feature=related


    Ich will niemandem Angst machen aber habt bitte respekt von den Dampfkesseln!


    Gruss Dampfadi

  • Noch eine kleine Rechenaufgabe:


    Für einen Betriebsdruck von 2 Bar zu erreichen muss das Wasser ca. 120 Grad Celsius erwärmt werden!


    Bei 2 Bar Kesseldruck und 120 Grad Celsius entsteht aus 1ccm Wasser rund 900ccm Dampf! (Daher baut sich ein druck im Kessel auf!!!)


    Angenommen ich habe einen Kessel mit 150ccm Wasserinhalt auf 120 Grad Celsius erwärmt und damitt auf 2 Bar betriebsdruck gebracht > Das ergibt bei einem Explosionsartigen Dampfaustritt rund 135000 ccm Dampf! Und das bei einer Dampfthemperatur von ca 120 grad Celsius!


    Keine Panikmache aber Realität!!!


    Gruss Dampfadi

  • Hallo liebe Schienendampfer,


    Ich habe vor Kurzem geschrieben, dass mir mal ein Dampfkessel geplatzt ist.
    Es handelte sich hierbei um eine Wil.... "Dampfwalze"
    2 Jahre alt, wie alle meine Modelle gut gepflegt.
    Ich habe sie wie üblich in Betrieb genommen ( Wasserstand ca 70%)
    Das Sicherheitsventil beginnt gerade bei 1,5 bar abzublasen.. Puffffffff


    Ein dumpfer und lauter Knall, der ganze Raum stand unter Dampf und die Walze war weg..
    Ich hatte einen riesen Schreck bekommen, mich seitlich weggedreht. Ich hab die Walze erst garnicht gfunden..
    Sie lag am anderen Ende des Raumes... etwa 2,5 Meter weg


    Die Kesselrückwand mit dem Schauglas war abgerissen. Wie gut, dass ich seitlich zu dem Modell saß. Andernfalls hätte ich die Suppe inklusive Schauglas in meinem Auge wiedergefunden... :BT


    Gut, es war hier kein "Trockengefahrener Kessel" aber das Ding ist hochgegangen. Bei einem Druck von 1,5 bar.
    Wenn bei einem solch kleinen Druck schon ein Modell durch die Küche fliegt...
    Was kann dann erst eine Lok mit etwa 3 bar Druck bewirken??
    Oder eine mit knapp 4,5 bar???


    Was wenn jemand tatsächlich Wasser in eine Trockengelaufene Lok pumpen sollte??????????????????????
    Ein Laie oder ein Kind wo heimlich Papas Lok mal testen will und keine Ahnung hat????????????


    Ich will hier nur sagen, das ein gewisser Respekt vor Dampfkesseln egal welcher Größe und ein verantwortliches Betreiben wichtig ist.


    Gruß Chris

  • Hallo Christian


    Zitat von Christian


    Zitat2:


    Das ist für mich Panikmache!


    Wie muss man das verstehen? Passiert nix wenn heisses Wasser auf Kinder sprüht??
    Es gibt hier offensichtlich den Irrglauben, dass ein trockengeheizter Kessel nur beim "Trockenheizvorgang" gefährlich ist!?!
    Aber das ist falsch! Gefährlich wirds erst wenn er wieder in Betrieb genommen wurde und zuvor nicht ordentlich geprüft wurde!


    Zitat von Christian


    Zitat:
    „Ich habe drei Loks ohne Wasserstandanzeige Meine "Anton" und die Aster "Old Fait foul" Lok fahre ich regelmässig bis zum letzten Tropfen bis die Loks dann stehen bleiben. "Anton" habe ich seit 30 Jahren ohne Probleme so gefahren und und werde das auch zukünftig tun.“


    „Was soll ,denn ohne Wasser, Passieren?
    Ohne Druck im Kessel wird es wohl nicht zum Zerknall kommen.“


    1. verleitet (meiner Meinung nach) jede Verharmlosung der Thematik dazu, dass irgendjemand dann den Eindruck kriegen kann, dass Trockenfahren nicht tragisch ist. Und irgendwann steht der Kessel mit Befeuerung länger trocken und dann ist dann plötzlich nicht mehr alles so schön in Ordnung!
    2. wer sagt denn dass der Kessel nciht noch Wasser drin hat (im Boden) ? Wenn das Flammrohr trocken ist, muss es noch nicht zwingend heissen, dass alles Wasser draussen ist!



    Zitat von Christian


    Das ist doch völliger Schwachsinn - da müsste sich der Kessel doch schon beim Bau durch das Zusammenlöten verformen - denn da ist er mit hundertprozentiger Sicherheit weit größerer Hitze ausgesetzt

    Zitat von Christian


    Das Flammrohr wird immer heißer und beginnt im schlimmsten Fall zu glühen. Damit sind die Quersiederohre betroffen, wo das Lot immer weicher wird. Im allerschlimmsten Fall glüht das Lot dort aus und damit ist der Kessel Schrott. Der restliche Kessel wird kaum Schaden erleiden, denn dazu reicht die Hitze des Gasbrenners ganz einfach nicht aus.


    Da schreibst du aber grade einen Widerspruch in sich auf! Werkstofftechnik scheint nicht grade dein Fachgebiet zu sein?
    Beim Hartlöten ist der Grundsatz, das Material nicht unnötig lange zu erhizten sehr wichtig! Ausserdem wird nach dem Hartlötprozess der Kessel inspiziert und gereinigt! (Dass man bei der Berechnung eines Kessels darauf achtet, dass für die Materialfestigkeit der Wert fürs ausgeglühte Material hinzugezogen wird ist für mich mal selbstverständlich!)
    Schlussendlich ist die Gefügeveränderung auch in Abhängigkeit von der Zeit, nicht bloss von der Temperatur! Daher verhält es sich beim Trockenheizen so, dass das Gefüge bei jeder Überhitzung geschädigt wird / das Material oxidiert usw.
    Beim Trockenheizen baut ja wohl keiner den Kessel aus, säuert ihn gegebenfalls neu ab usw... (Immerhin die Kaltwasserdruckprobe machen dann einige denk ich mir mal)




    Zitat von Christian


    Was passiert nun wirklich, wenn eine Lötstelle am Flammrohr undicht wird und man heizt die Lok erneut an?
    Die Lok wird mehr oder weniger lecken und man wird keinen Druck im Kessel zusammenbringen - so wie das auch bei Kesselfraß durch Entzinkung der Fall ist - mehr passiert da nicht!


    Wie gesagt, beim Trockenheizen an sich passiert nichts. Wenn aber z.B. das Material durch Abzehrung (häufiges Trockenheizen, Angriff durch das nicht ideale Kesselwasser, Spannungen) reisst, dann kanns ganz schön dumm gehen. Und das bei funktionierendem Sicherheitsventil!!



    Wer die Gefahr durch einen falsch behandelten Kessel immernoch nicht tragisch findet, der soll doch bitteschön mal bei seiner Lok das Sicherheitsventil bei Betriebsdruck herausschrauben! Da wirds euch einen ziemlichen Schrecken einjagen denn das Sicherheitsventil wird nämlich davonschiessen und der Dampf mit ziemlich viel Energie aus der (schätzungsweise "nur" 5mm grossen) Kesselöffnung entweichen!



    Unter dem Strich bin ich noch immer der Meinung Trockenheizen = NoGo. Und so sollte das meiner Meinung nach vermittelt werden und nicht anders!
    Für den Fall, dass es mal passieren sollte (aus was für einem dummen Zufall auch immer) ist die Verhaltensanweisung vom Christian genau richtig und somit wären wir wieder beim Anfangsbeitrag dieses Themas.


    Wie auch immer, ich klink mich jetzt mal aus dieser Diskussion aus, denn jeder hat ja seine Meinung vom Thema und es scheint dass jeder an seiner Meinung festhalten würde.


    Gruss Florian



  • Hallo Chris


    Erst mal Danke für deine Erklärungen zum "Materialfehler". Dein Kessel war gefüllt, durch das Versagen der Kesselrückwand mit dem Schauglas konnte die gesamte Energie nach hinten entweichen und katapultierte die Walze in die entgegengesetzte Richtung -> Rückstossprinzip.
    Die Kessel des von dir angedeuteten Herstellers lassen sich aber mit jenen Kesseln um die es hier geht nicht vergleichen (trotzdem sollte sowas nicht passieren).
    Pumpt jemand wirklich Wasser in einen trocken geheizten Kessel ist das meiner Ansicht nach einfach nur verantwortungslos, ich denke es wurde genug häufig erwähnt dass genau ein solches Vorgehen zu gefährlichen Situationen führt.
    Ein Laie oder ein Kind das mal eben aus Spass eine herumstehende Lok heimlich testen will? Tut dies ein Erwachsener handelt dieser vorsätzlich Fahrlässig, tut dies der Nachwuchs muss man wohl die ausreichende Aufsichtspflicht der betreuenden Person (Eltern) anzweifeln. Das gehört aber nicht zum Thema.
    Ein gesunder Respekt vor der Sache schadet sicher nichts, Verantwortung muss unbedingt sein.



    Zitat von Florian


    Beim Hartlöten ist der Grundsatz, das Material nicht unnötig lange zu erhizten sehr wichtig! Ausserdem wird nach dem Hartlötprozess der Kessel inspiziert und gereinigt! (Dass man bei der Berechnung eines Kessels darauf achtet, dass für die Materialfestigkeit der Wert fürs ausgeglühte Material hinzugezogen wird ist für mich mal selbstverständlich!)
    Schlussendlich ist die Gefügeveränderung auch in Abhängigkeit von der Zeit, nicht bloss von der Temperatur! Daher verhält es sich beim Trockenheizen so, dass das Gefüge bei jeder Überhitzung geschädigt wird / das Material oxidiert usw.
    Beim Trockenheizen baut ja wohl keiner den Kessel aus, säuert ihn gegebenfalls neu ab usw... (Immerhin die Kaltwasserdruckprobe machen dann einige denk ich mir mal)


    Florian, da bin ich deiner Meinung obwohl wir in Sachen Hartlöten nicht zu 100% einer Meinung sind. Man darf der Meinung sein dass das Schwachsinn ist, ich bleibe in diesem Punkt bei meiner Ansicht.

    Um wieder zum Thema zu kommen:
    Christian, du hast weiter vorne geschrieben dass es dir schon mal passiert ist dass ein Kessel trocken geheizt war. Mich würde dazu interessieren ob und welche Spuren das hinterlassen hat. So wie ich es verstanden habe konntest du den Kessel weiterhin verwenden? Hast du den Kessel einfach erneut angeheizt und genau beobachtet ob es Leckstellen gibt? Oder hast du ihn zwecks genauerer Untersuchung ausgebaut? Druckprobe?


    Neben den von Christian im ersten Beitrag erwähnten "Notfallmassnahmen" wäre es ev. eine interessante Diskussion auf was man achten soll / was man kontrollieren sollte bevor man den Kessel wieder in Betrieb nimmt.

    Grüsse
    Beat

  • Hallo Dampfadi,


    dein Youtube - Beispiel ist voll am Thema vorbei - da gehts nicht um Trockenheizen sondern um einen fahrlässig gefertigten Kessel. Da du deiner Aussage nach so verantwortungsvoll bist, solltest du auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.


    Ich habe am Vormittag einen längernen Beitrag zu dem Thema geschrieben, allerdings geschafft diesen ins Nirvana zu befördern (wie auch immer).


    1.) Kessel sollten nie trockengefahren werden (auch wenn das früher so üblich war, was eigentlich so nicht stimmt, da früher kaum Gasbrenner zum Einsatz kamen und mit Spiritus ein hart gelöteter Kessel bei richtig dimensioniertem Brenner nicht zerstört werden kann - auch hier bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen).
    Besondere Vorsicht ist geboten bei umgerüsteten Kesseln (Spiritus, Esbit auf Gas), da sich hier die Feuerungbedingungen grundlegend geändert haben. Flammrohrkessel neuerer Bauart mit Gas beheizt NIE trockenfahren.


    2.) Die Menschen machen Fehler, daher passiert das Trockenfahren manchmal, daher:


    3.) NIE NACHSPEISEN


    4.) FEUER AUS


    5.) Kessel abkühlen lassen


    6.) Kesselwartung und Kontrolle inkl. Druckprobe


    (dass beim Anheizen kleine Lecks sowieso auffallen, muß nicht sein und wenn ein unter Druck stehender Kessel ein Leck bekommt gibt es eine ordentliche Dampfwolke und eventuell Verbrennungen (ich habe mir in Vöcklamarkt eine 50mm Brandblase am Abdampf zugezogen)).


    7.) Folgendes Anheizen uner besonderer Vorsicht und nicht uinbedingt vor Publikum


    So gesehen nach einer Kesselrevision an einer Dampffeuerspritze in Kewbridge Steam Museum (da durften wir nciht näher als 20m).


    Dass Christian diesen Thread begonnen hat, war offensichtlich wichtig - immerhin wird heftig diskutiert. Und auch die von ihm beschriebenen Punkte sind wichtig - die meisten Unfälle mit Kesselzerknall sind auf falsche Reaktion nach zu niedrigem Wasserstand zurückzuführen! Wenn schon ein Fehler passiert, dann sollte wenigstens die Reaktion darauf richtig sein.


    Im 1:1 Betrieb ist der Kessel nach Unterschreiten des Mindestwasserstands stillzulegen, und eine Kesselprüfung durch eine staatlich autorisierte Prüfstelle durchzuführen!


    Trotzdem bitte die Kirche im Dorf lassen. 1:1 Kessel lassen sich weder mit 5" Kessel noch mit Spur II Kessel vergleichen.


    Allerdings:


    Auch beim Umgang mit kleinen Kesseln ist die notwendige Vorsicht geboten. Auch sollte jeder der "Kesselwärter" das notwendige Wissen mitbringen. Dampf ist leider nicht unbedingt das Spielzeug als er das er oft verkauft wird.


    Ich hoffe, dass hier zu diesem Thema wieder etwas Beruhigung eintritt.


    Gruß, Josef

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von erwa20


    Um wieder zum Thema zu kommen:
    Christian, du hast weiter vorne geschrieben dass es dir schon mal passiert ist dass ein Kessel trocken geheizt war. Mich würde dazu interessieren ob und welche Spuren das hinterlassen hat. So wie ich es verstanden habe konntest du den Kessel weiterhin verwenden? Hast du den Kessel einfach erneut angeheizt und genau beobachtet ob es Leckstellen gibt? Oder hast du ihn zwecks genauerer Untersuchung ausgebaut? Druckprobe?


    Hallo Beat!


    Da die Lötnähte keinen Schaden genommen hatten, gab es keine Spuren danach. Eine Kesselprüfung nach so einem Vorfall schaut bei mir so aus:


    1. wird das Sicherheitsventil abgeschraubt
    2. wird der Kessel durch die Öffnung plattvoll mit Wasser befüllt
    3. wird statt dem Sicherheitsventil eine Schraube dicht eingedreht
    4. wird mit der Regner Nachspeiseflasche über das Nachspeiseventil der Druck im Kessel auf gut 6 bar gebracht - da genügen 1 bis 2 Pumpenzüge
    5. wird der Kessel eine Weile stehen gelassen, um zu sehen ob nicht doch langsam Druck verloren geht.
    6. Ist alles in Ordung, wird die Lok aufgebockt angeheizt und beobachtet, ob alles dicht bleibt, denn manche porösen Lötstellen werden erst durch Wärme undicht.


    Ist jetzt noch immer alles in Ordnung, kann die Lok nach relativ kurzer Zeit wieder auf Strecke gehen :wink:


    vlg, Christian

  • Hallo Christian


    Dat is ja gut :thumbup:
    Eine (m.M nach) deutliche Aussage über die ganze Sache.


    Gruss Florian

  • Zitat von Christian

    Was passiert nun wirklich, wenn eine Lötstelle am Flammrohr undicht wird und man heizt die Lok erneut an?


    Die Lok wird mehr oder weniger lecken und man wird keinen Druck im Kessel zusammenbringen - so wie das auch bei Kesselfraß durch Entzinkung der Fall ist - mehr passiert da nicht!


    So ist es mir vor Jahren, damals auf der Aussenanlage der alten Lotus-Lok-Station in Ostermiething ergangen.


    Den ganzen Tag hatte ich meine Regner-Lok in Betrieb, fahren, abkühlen lassen, neu mit Gas, Wasser und Dampföl befüllen und das alles mehrmals hintereinander.


    Bei der letzten Fahrt bemerkte ich wohl nicht den schon sehr niedrigen Wasserstand, hatte damals auch noch keine Wassernachspeisung mit der Pumpflasche. Ausserdem blieb die Lok auf der weitläufigen Anlage ziemlich entfernt von mir auf der Strecke liegen, eine Fernsteuerung hatte ich damals schon.


    Habe mir nicht viel dabei gedacht und die Lok nach dem Abkühlen und Befüllen mit Betriebsstoffen wieder angeheizt. Als der Druck im Kessel dann minimal stieg stand die Maschine plötzlich in einer grossen Wasserpfütze. :F01:


    Also war anscheinend der Wasserstand bei der letzten Fahrt doch zu niedrig, oder gar kein Wasser mehr im Kessel. Der Brenner hat noch auf die Quersiederohre im Flammrohr geheizt und somit die Lötnaht eines Quersieders aufgelötet.


    Den Kessel habe ich dann an Regner gesandt, der ihn mir kulanterweise nachgelötet und nach Sandstrahlen wieder lackiert und -kostenlos- repariert zurücksandte. Der Kessel läuft heute noch noch.


    Soviel zu meinen Erfahrungen in punkto "Trockenfahren". Sollte mir hoffentlich nie wieder passieren.


    Tockenen Gruß, Gerald :wink:

    Zwisch'n Soizburg und Bod Ischl ....

  • Zitat von Florian

    Hallo Marco


    Was genau ist denn passiert..? (also was heisst "glimpflich verlaufener Kesselzerknall"?)


    Gruss Florian



    Hallo Florian,


    ich bin zwar nicht Marco aber dessen Frau. Mein Mann war gerade mit der 80er auf der Strecke aber nicht weit weg. Er hörte den Knall auch und kam dann zu mir.


    Also ich befand mich nur ca. 2m neben der Stelle an der es passiert ist. Es handelte sich um 2 Männer, deren 5"Lok auf dem Abrüst - Gleis mit einem ordentlichen Knall (ich habe mich echt erschrocken und in der Halle herrschte schon eine Grundlautstärke!!!) in die Luft katapultiert wurde und dann wieder auf den Rädern aufkam. Die Feuerbuchsdecke dürfte aufgerissen sein. Der eine Mann befand sich sogar unmittelbar direkt neben der Lok. Glück war das der Kessel nach unten aufgerissen ist. Die besagten Männer standen geschockt dann da und wussten wohl auch nicht so recht was sie machen sollten. Ab da an konnten sie nur noch von der Reservebank den anderen beim fahren zusehen.


    Ich habe also schon am eigenen Leib erfahren wie sowas ausgehen kann und bin glücklicherweise ohne Schaden davon gekommen. Kann nur sagen, dass mir der Tipp am Anfang des Treads als Anfängerin nutzt. Mir ist auch eingeschärft worden immer akribisch auf den Wasserstand zu achten,so sehr, dass ich gar nicht gefragt habe was wäre wenn. Es ist daher auch gut zu wissen was man im NOTFALL tun kann.


    Ich sehe das so, als wenn Feuer ausbricht, man weiß im Vorfeld wie man so was tunlichst zu vermeiden hat, aber wenn’s passiert, dann ist man froh, wenn man weiß was zu tun ist.


    Beste Grüße,


    Rabea



  • Hallo Christian


    Danke für deine Antwort. Deine Auflistung wie du den Kessel kontrolliert hast erscheint mir ebenso wichtig wie deine im ersten Beitrag beschriebenen Massnahmen wenn's passiert ist (das Trockenheizen).
    Ich denke der oben beschriebene Vorgang kann jeder zuhause mit der vorhandenen oder leicht zu beschaffenden Ausrüstung nachvolziehen. Es braucht dafür weder eine teure Ausrüstung noch spezielle Gerätschaften.
    Besonders diese zwei Punkte:

    Zitat von Christian


    4. wird mit der Regner Nachspeiseflasche über das Nachspeiseventil der Druck im Kessel auf gut 6 bar gebracht - da genügen 1 bis 2 Pumpenzüge
    5. wird der Kessel eine Weile stehen gelassen, um zu sehen ob nicht doch langsam Druck verloren geht.


    Haben zumindest mir die Erkenntnis gebracht dass es mit vorhandenen Gerätschaften eigentlich ganz problemlos machbar ist den Kessel zu kontrollieren. So einfach dass ich in Zukunft meine Kessel auch so hin und wieder kontrollieren werde (z.B. vor der Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen). Danke für den Tip mit der Nachspeiseflasche.

    Grüsse
    Beat