Spiritusbeheizte Cramtonlok

  • Hallo,


    in Karstens Baubericht seiner Feldbahn Lok "Decauville" habe ich ein Bild meiner im Bau befindlichen Cramptonlok eingestellt.


    Nun möchte ich einen Einblick in den Bau geben.


    Schon lange hatte ich mir vorgenommen, mal eine "Uraltlok" zu bauen. Und da mich die Bauart "Crampton" besonders fasziniert, habe ich mich vor einigen Monaten dazu entschlossen, eine solche zu bauen.
    Also überlegte ich, in welchem Maßstab sie gebaut werden sollte. Ich entschied mich für M 1:32 mit Spiritusbefeuerung und oszillierenden doppelt wirkenden Zylindern. M 1:32 deshalb, weil durch die ebenfalls im Bau befindliche 4,5 x 3,5 m große Modulanlage mit LGB-Gleisen mit Radius R 2, aber R1-Weichen, die Spurweite vorgegeben war, und der Radkastenabstand im M 1:22,5 zu eng geworden wäre.
    Zuerst fertigte ich in meinem 2D-CAD-Porgramm die Bauzeichnungen und suchte alle Materialien heraus.


    Mir stehen eine "Hobbymat"-Drehmaschine aus DDR-Zeiten und eine "Proxxon-MF 70" Kleinfräse sowie "Dremel" und die entsprechenden Handwerkzeuge sowie verschiedene Lötgeräte zur Verfügung.


    Handelsüblich gab es im Dm 66mm keine Räder.
    Nun muss ich gestehen, dass ich vorhandenes Hart-Aluminium nutzte. Damit hatte ich bei meinen Elt.-Modellen schon gute Erfahrungen gemacht.
    Das Fräsen der Speichen war für mich die komplizierteste Aufgabe. Den zur Fräse gehörenden Teilapparat benutzte ich nicht, sondern übertrug die Zeichnung auf selbstklebendes Papier. Dann klebte ich die ausgeschnittenen "Schablonen" auf die vorgedrehten Radscheiben. Dass in meinen Zeichnungen der Mittelpunkt der Radien mit ausgedruckt werden kann, ist ein Vorteil. Also bohrte ich die Löcher der Speichenradien in die Scheiben und spannte sie dann in der Achsbohrung auf ein Hartholzbrettchen auf dem Kreuztisch und fräste die Speichen aus. Dann wurden die Räder fertig gedreht.


    Hier ein Bild der fertigen aufgeachsten und schon lackierten Räder:



    Morgen werde ich weiter berichten.


    Manfred B

    VG Manfred B.

  • Hallo Manfred


    Ich bin auch schon auf Deinen Baubericht gespannt.
    Man lernt ja immer noch dazu und ich werde sicher fleißig mit den Augen klauen. :)


    mfG Manfred

    man kann es so oder so machen, ich mache es am liebsten so!

  • Hallo, hier bin ich wieder und möchte meinen Bericht fortsetzen, sind doch etliche Zugriffe auf dieses Thema zu verzeichnen.


    Zuerst noch eine Bemerkung zu den Rädern.
    Die Räder haben eine Achsbohrung Dm 4H7 und sind mit einer Abstandshülse mit "Loctite 648" (Fügekleber Welle/Nabe) auf diese Achse aufgeklebt. Das ist bombenfest! Das gleiche mit den mitlaufenden Rädern auf 3mm Achsen.


    Danach habe ich den Rahmen aus Flach-Aluminium 30x 3mm gefräst. Die Broncebuchsen sind in die Rahmenwangen eingepresst. Von federnden Achsen habe ich abgesehen. Dann habe ich den Leichtlauf der Räder getestet und danach den Rahmen mit bis 650°C hitzebeständigem rotbraunem Lack (wegen der Abstrahlung vom Brenner) lackiert und eingebrannt.
    Ihr werdet vieleicht fragen, wofür die hintere Aufnahmeplatten am Rahmen sind. Die habe ich für eine später noch zu bauende Stephenson-Steuerung mit schiebergesteuerten Zylindern vorgesehen.




    Dann ging es an den Kesselbau. Den Wasserrohrkessel (Bauart Smithis) mit drei Wasserrohren habe ich mit gedrehten Messingdeckeln versehen und hart gelötet. Durch diesen geht ein Rauchabzugsrohr im Bereich der Rauchkammer. An der Unterseite ist nach vorn von der Brennkammer bis unter v.g. Rohr ein Abzugskasten angelötet. Der Kessel wurde mit Glasfasermatte isoliert.
    Das Besondere am Kessel ist der hohe Dampfdom, der aus einem Lötbrenner (der mir runter gefallen und dadurch verbogen war) durch Überstülpen einer Messinghülse entstand.




    Darüber wurde dann aus dünnem Weißblech der Kesselmantel "gestülpt".



    Als nächstes drückte ich die Radkästen. Auch hierzu erstellte ich mir selbstklebende Papierschablonen für die Drückhilfen. Dann schnitt ich die erforderlichen 0,5mm dicken Messingscheiben aus, brachte die Bohrungen ein, habe sie geglüht, spannte sie zwischen die Drückhilfen und bördelte sie mit einem Gummihammer um. Das Zusammenlöten erfolgte wieder mit Silberlot, dieses Mal aber mit Juwelierlot.


    Genau so verfuhr ich mit der Rauchkammer.
    Und so sah sie dann nach der Montage und einer ersten Probelackierung aus.


    Bemerken will ich noch, dass der schief stehende Schornstein inzwischen begradigt ist, ha. ha.
    Die Herstellung der oszyllierenden Zylinder, der Führerstandstehwand, des Dampfhahnes und des Sandkastens bedürfen keiner großen Erklärung. Bemerken will ich dazu nur, dass die Kolben mein erster Teflonversuch sind.


    Wenn der erste Funktionstest unter Dampf erfolgt ist, werde ich berichten.


    Solltet Ihr Fragen haben, so lasst es mich wissen.


    VG Manfred B.

    VG Manfred B.

  • Hallo Manfred!
    Sollte der 90 Grad Versatz nicht auch bei einer Oszimaschine eingehalten werden. Auf dem 2.Foto ist der eine Zylinder im hinteren Totpunkt und die Gegenseite umgekehrt. Ich glaube da ist ein Korrektur notwendig.
    VlG Friedl
    Ps.: Wie schaut es mit der Kurvengängigkeit aus? Du schreibst Radius 1 Weichen und Radius 2 Kurven??

  • Hallo Friedl,


    ja, was den Zylinderversatz anbelangt, hast Du natürlich Recht. Auf der Abbildung ist nur die Probemontage zu sehen.Ich werde beim Probelauf erst mal den 90° Versatz einstellen.
    Kurios aber ist, dass ich an meiner restaurierten Storchenbeinlok die Zylinder im 180° Versatz einstellen musste. Ansonsten läuf sie nicht! Das bedingt ein Anschieben, aber dann läuft sie wie ein Uhrwerk.


    Was die Kurvengängigkeit anbelangt, so ist der Rahmen ausreichend breit und die beiden vorderen mitlaufenden Räder sind auf den Achsen verschiebbar. Das geht, da sie ja nicht gekuppelt sind. Sie lässt sich auf einem R1-Kreis schieben. Unabhängig davon werde ich noch Rückstellfedern auf den Achsen vorsehen. Aber bei den Weichen "spinnt" sie.
    Ich werde nicht riskieren, dass sie auf der Modulanlage aus den Weichen springt! Also werde ich sie nur auf dem Oval fahren lassen, bis ich mal andere Weichen habe.


    Hier mal zwei Bilder der Modulanlage, damit Ihr mal einen Eindruck habt:

    Hier wird ein kurzes Modul wird als Durchgang eingehängt.



    Das Modul, auf dem die Weiche für die Erweiterung im Vordergrund aufgelegt ist, wird durch ein breiteres noch ersetzt.


    VG Manfred B.

    VG Manfred B.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von mabaadre

    ja, was den Zylinderversatz anbelangt, hast Du natürlich Recht. Auf der Abbildung ist nur die Probemontage zu sehen.Ich werde beim Probelauf erst mal den 90° Versatz einstellen.
    Kurios aber ist, dass ich an meiner restaurierten Storchenbeinlok die Zylinder im 180° Versatz einstellen musste. Ansonsten läuf sie nicht! Das bedingt ein Anschieben, aber dann läuft sie wie ein Uhrwerk.


    Hallo Manfred,


    kann es sein, dass die Storchenbeinlok einseitig wirkende Zylinder hat? Dann sind die 180° richtig.


    Ansonsten: schön mal ein paar mehr Bilder aus dem Bauprozess zu sehen. Weiter so!


    Viele Grüße,


    Stefan

  • Hallo Stefan,


    danke für Dein Lob.


    Wenn Du die Storchenbein meinst, ja, die ist einfachwirkend. Die Crampton hat doppeltwirkende Zylinder.
    Ich habe mal meine vorhandenen 3 Paar - auch selbst angefertigten - Rundschieberzylinder rausgesucht, weil ich ja die Crampton dahingehend noch umrüsten will. Aber die gefallen mir von der Form (ähnlich den Regnerschen) nicht. Also werde ich neue konstruieren, die einen Runden Zylinderkörper mit kleinem aufgesetztem Schieberkasten beinhalten. Und da ich sie sowieso nicht umsteuern will, können die quadratisch gehalten werden, wie im Original. Außerdem überlege ich, ob ich einen Entwässerungshahn gleich mit vorsehe. Das Schwierigste wird die Stephenson´sche Schiebersteuerung fertigungstechnisch werden.


    Heute habe ich die sechs kugelförmigen Stangenhalter für die Radkastenhaltestangen mit Dm 4mm und Länge 5mm (+3 mm M2,5 Gewinde) gedreht anschließend mit 1,6mm durchbohrt. Das war ne piepsliche Aktion! Handelsüblich sind so kleine Abmessungen nicht.


    Manfred

    VG Manfred B.

  • Hallo,


    heute habe ich auf die Radkästen 1mm breite weiße Zierstreifen aufgebracht.
    Nein, nicht mit nem Pinsel. Da wären meine Hände zu zittrig.
    Ich habe aus dem Nageldesign selbstklebende Streifen aufgeklebt, die dann mit Klarlack versiegelt werden müssen.


    Ich meine diese:
    http://www.ebay.de/itm/1719576…geName=STRK%3AMEBIDX%3AIT


    Das dürfte besonders für die Restauratoren von Tinplatemodellen eine günstige Variante sein.


    VG Manfred B.

    VG Manfred B.

  • Hallo Manfred,


    sehr schöne kleine Lok geworden! :thumbup::thumbup:


    Bin schon gespannt auf Karstens Meinung, der wird sie in Dresden ja wohl sehen.


    Aber sage mal, rast die nicht wie eine wild gewordene Bestie wegen den großen Rädern. Wenn ich da an meine MSS denke, die mit kleinen Rädern, schon IC-mäßig unterwegs ist, dann müsste die ja um mindestens das Doppelte schneller sein? :GR


    Viele Grüße nach Sachsen


    Fritz

    ]ch weiß, dass ich nichts weiß.
    Sokrates, Griech. Philosoph 469 - 399 v.Chr

  • Hallo Manfred,


    Deine schöne Lok konnte ich heute in Dresden schon bewundern :thumbup::thumbup::thumbup: .


    Leider nicht in Aktion. Gute Besserung wünsch ich Dir noch mal.


    Und für meine Bauerei habe ich mir wieder etwas abschauen können.


    Viele Grüße Jörg

    Manchmal muß man ein paar Schritte zurück gehen, um vorwärts zukommen

  • Hallo Fritz,


    nein, durch richtige Feineinstellung des Dampfreglers und die für den 36mm Kessel "Überdimensionierung" der Zylinder (doppelt wirkend Dm 12mm x 18mm Hub) läuft sie schnell, aber rast nicht. Leider fährt sie nur ca. 10 Minuten. Aber sie ist ja noch in der Einfahrphase. Eine Umsteuerung habe ich nicht vorgesehen.
    Meine bereits mal vorgestellte Storchenbeinlok hat hinten ebenso große Räder und fährt auch niicht übermäßig schnell. siehe: https://www.youtube.com/watch?v=tYVuahHRbhc#t=13


    Wenn es mir wieder besser geht, werde ich ein Video machen. Momentan würden die Spiritusdämpfe meine Luft- und Speißeröhre noch mehr reizen.


    Hallo Jörg,


    danke für Deine Genesungswünsche.
    Es war sehr schön, Euch bei meinem gestrigen Kurzbesuch vor der Messeeröffnung in Dresden mal persönlich kennen gelernt zu haben. Ich wünsche Euch noch zwei erfolgreiche Tage.


    VG Manfred B.

    VG Manfred B.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Manfred,


    in der Tat ist die Lok sehr hübsch geworden. Schade, dass sie in Dresden nicht zu sehen ist. Sie wäre eine echte Bereicherung.
    Du hattest angedeutet, dass du noch feste Zylinder und eine äußere Steuerung bauen willst. Ist das noch eingeplant? Welcher Typ sollte es werden? Wie würde diese dann aussehen?


    Viele Grüße,
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    vielen Dank für Dein Lob, auch allen anderen, denen sie gefällt.


    Ja, den Umbau auf Rundschieberzylinder, die ich ja schon fertig habe, habe ich noch nicht aufgegeben. Ich hatte sie als Oszi-Zylinder erst mal vorangetrieben, um sie auf der Messe vorzustellen. Leider hat mir meine Erkrankung die Teilnahme vermasselt!
    Die Zeit, um die Gestänge mit den beiden gegenläufigen Schieberexcentern herzustellen wäre da zu kurz gewesen. Deshalb sind am Rahmen im hinteren Bereich die Bohrungen vorbereitet, um dort die Schwingen zu befestigen. Außerdem habe ich ja auch noch die Repping´sche "Simplex" aus der "Gartenbahn" mit Eigenbauzylindern in Arbeit. Meine erste "Simplex" mit den Wilescozylindern gefiel mir nicht, weshalb ich sie einem Freund überlassen hatte. Das Fahrwerk, ein abgewandeltes größeres Fahrerhaus (um endlich mal meine 2,4 GHz-Fernsteuerung einzubauen) sind fertig. Ich habe zwar auch noch zwei fertige Kessel, will aber einen dafür mit ein paar konstruktiven Änderungen im Dombereich neu löten.
    Da ich für drei weitere Loks noch die Zylinder und Räder "rumliegen" habe, werden die vorhandenen auch noch ihrer Verwendung zugeführt. Als Rentner habe ich ja Zeit. Nur das Wetter muss beim Löten mitspielen, da ich das weder in der Wohnung noch im Keller erledigen kann (gäbe Ärger mit den Hausleuten). Ein Paar der Zylinder ist aus dem Messingprofil von Ralf Reppingen. Das scheint er aber nicht mehr anzubieten.


    Deine Frage zum Typ verstehe ich nicht ganz. Meinst Du den Steuerungstyp? Umsteuerung ja, Heusigersteuerung, nein. Gab es an der Crampton nicht, war ne Stephensonsche. Die werde ich vereinfachen (Umsteuerung über ein Umsteuerungsventil statt die V-Hebel).


    Gestern war mein Großer mit meinem Enkel auf der Messe. Sie waren auch an Eurer Anlage und begeistert. Am liebsten würde mein Enkel gleich zu mir kommen, aber ich habe einige Arzttermine.


    Viel Erfolg und Freude bei Eurem heutigen Messeeinsatz.


    Viele Grüße


    Manfred B.

    VG Manfred B.