Kohlefeuerung - war das wirklich eine gute Idee?
Ja, diese Frage habe ich mir gestern gestellt! Aber gleich danach dachte ich mir, daß bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist!
Aber ich fange besser vorne an: Wenn einen der Hafer sticht, dann tut man Sachen, die man bei klarem Kopfe gelassen hätte, ich habe mir jedenfalls eine 99 211 von Walter Kolb gekauft. Ich wollte schon immer so'n Schätzchen haben, hatte mit einem anderen Forumsmitglied verhandelt, dann wieder über holländische Lokomotiven nachgedacht und nun hatte Herr Reppingen eine bei sich stehen und ich habe zugeschlagen!
Ich bin also hingefahren, wir haben die Maschine angeheizt, ein paar kleine Undichtigkeiten gefunden, diese behoben, nochmal angeheizt und sie dann ca. 1 Stunde auf einem kleinen, ebenen Oval probegefahren. Alles schön, alles gut! Maschine eingepackt und stolz nach Hause gefahren.
Erste Probefahrt im eigenen Garten:
Strecke:
Vom Hauptbahnhof 30 m mit 4 % bergab, dann Hüttenbahnhof, von dort 40 m mit 3 % bergauf zurück zum Hauptbahnhof, Kurven R3.
Kein Problem? Denkste!
Das Monstrum auf die Schienen gestellt (9 kg - Heidewitzka) und Feuer gemacht, erst Holzkohle, dann Anthrazit, brennt auch schön an, aber der Druck kommt nicht über 50-55 hinaus. Wasserstand sinkt, Dampfpumpe an, Druck sinkt... Hilfsbläser voll aufgedreht und jetzt tut sich was, die Nadel erreicht 60, also Bläser zugedreht und los geht's! Zug angekoppelt (7 Stk. 4-Achser mit Sand) und runter zum Hauptbahnhof.
Soweit - sogut, Zwischenstopp, Wassertanks nochmal vollmachen, eine Schaufel Kohle nachlegen, Hilfsbläser an (der Druck ist wieder zusammengesackt), warten... Dampfpumpe an... Nadel zeigt 60 und etwas mehr, Hilfsbläser zu, Abfahrt. Absolut spektakulär, die Maschine hüllt sich in Dampfwolken, aus dem Schlot schlägt meterhoch der Abdampf - jawollja! Aber der Druck sinkt und sinkt, kaum ist der Zug voll auf der Steigung ist auch schon Ende der Fahrt, also zurück in den Hüttenbahnhof. Hilfsbläser an, Kohle nachlegen, Wasserpumpe an, denn die Achspumpe hat nicht viel gebracht. Vor allem aber den Zug bis auf einen Wagen abkuppeln. Warten...
Wieder 60, Bläser zu und los. Anfahrt wieder toll, Leistung bricht nach kurzer Zeit zusammen, in den Kurven muß geschoben werden, mit Ach und Krach wird der Hauptbahnhof erreicht. Inzwischen ist es zu dunkel, um den Wasserstand abzulesen, die Fahrt wird abgebrochen. Ich bin sehr enttäuscht! Habe ich vielleicht die falsche Maschine erworben? Oder bedarf eine kohlegefeuerte Lokomotive doch viel mehr Erfahrung, als ich dachte? Unter dem breiten Grinsen meines Bruders und eines guten Freundes (die mich ob der ganzen Eisenbahnerei sowieso für unzurechnungsfähig halten) packe ich zusammen und vertage.
Wer sich mit der 99 211 von Walter Kolb auskennt, den ersuche ich hiermit um Rat: Was muß man bei diesem Biest unbedingt beachten? Was ist der Trick, damit sie die enorme Leistung entwickelt, die man ihr nachsagt und die ich auf meiner Strecke brauche? Photos vom Zustand der Maschine werden noch folgen, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt. Wenn jemand eine Bedienungsanleitung hat, wäre ich für eine Kopie sehr dankbar.
Am nächsten schönen Wochenende will ich es wieder versuchen!
Einen schönen Abend noch,
Götz