Achenseelok Regner / Baubericht Andreas

  • Hallo, liebe Schienendampfer,


    nun wird es ernst, meinen Lokbausatz habe ich nun nach Tokio überführt - 10.000km Distanz, 12.000 Höhenmeter, ohne eigenen Antrieb, tief im Bauch einer B777-300. Final, gut angekommen, wie schon einige Bausätze von Regner.


    Nun liegt der Karton vor mir auf dem Küchentisch, alles bestens verpackt in Papier, und jeder weiß, wenn man nur ein Teil auspackt, es paßt nie wieder in den Karton zurück!


    Die Bauanleitung ist mit 28 Seiten recht umfangreich, das ist der Komplexität von Antrieb und Steuerung geschuldet, mein Gefühl als durchaus erfahrener Echtdampfer sagt mit, es ist kein Anfängerbausatz (aber mit Hilfe von Schienendampfern machbar).


    Die Fotos zeigen den Inhalt, für uns Schienendampfer ein Genuß, für eventuell mitlesende Partner eher ein Gräuel - sowiel Geld für sowenig Metall - da könnte man doch besser 40 Paar Schuhe, 20 Handtaschen, 0.3-5 Schränke, Reisen etc. dafür bekommen.... also fernhalten!


    Ich stelle mal ein paar Fotos ein, die nächsten Tage geht es weiter!


    Gruß,


    Andreas











  • Hallo,


    da ich gefragt wurde, die im obersten Bild sichtbaren Zahnschienen und Halter gehören nicht zum Lieferumfang, sondern stammen aus meinem LGB Fundus der FO Zahnradlok. Ich habe die Zahnschienen einfach mal mitgenommen, um eine kurze Teststrecke aufbauen zu können.


    Gruß


    Andreas

  • Hallo,


    es geht weiter....


    zunächst habe ich mir wesentliche Zeichnungen auf A3 mit dem Kopierer vergrößert, das erleichtert in meinem fortgeschrittenen Alter die Lesbarkeit.



    Danach geht es an die beiden Zylinderbaugruppen, keine Herausforderung, eher Schraubarbeit. Im Deckel des Schieberkasten sind stirnseitig jeweils zwei Schrauben als Attrappe verschraubt. Mit Loctite 222 einschrauben und die Überstände an Schleifleinen abziehen, passt.




    Dann sollte man prüfen, ob die Zylinderentwässerungsspindel nicht in den Zylinder rein ragen - dazu gab es ein email von Regner - Fertigungstoleranzen/Grate, um eine Beschädigung des Teflonkolbens zu vermeiden.


    Bei 9Uhr sieht man den Auslass der Spindel, bei 14 Uhr den Einlasskanal - etwas klein dimensoniert.












    Der Schieber ist dreiteilig - Muschelschieber, Andruckfeder und Halter. Darauf achten, dass die Schieberschubstange nicht in den Innenraum ragt! Schieber etwas an Kanten und Flächen mit 1000er Leinen abziehen. Am anderen Ende der Schieberschubstange (ohne Gewinde) bauen sich Wulste auf, abziehen, sonst passt die Überwurfmutter nicht drauf.


    Nun werden die beiden Zylinder in den Rahmen verbaut, vorher die Pufferplatte und Puffer aus Beutel 17 montieren.













    Der Bausatz ist im Vergleich zu früheren Regner Bausätzen sehr filigran, überwiedend M1.4 Schrauben und viele Hülsen und Distanzstücke, wo früher Bundschrauben verwendet wurden. Auch die Teflon-Gleitstücke sind neu, diese sollte man vorsichtig einsetzen.


    Zum Einbau der Zylinderbaugruppen in den Rahmen empfiehlt es sich, die Abdampfauslässe zu entfernen, dann ist die Montage der Zylinder mit den M3-Schrauben (SW4) ein Kinderspiel, die Abdampfstutzen lassen sich dann leicht wieder einbauen, mitsamt dem T-Stück.


    Soweit keine Herausforderung, eher ein Arbeitsniveau mit Winzteilen, alle gut vorbereiet, passen, keine Nacharbeit notwendig. Es sieht in den Zeichnungen - welche ganz hervorragend sind - kompliziert aus - ist aber viel einfacher! Nur Mut!


    Der Kreuzkopf ist innen/aussen unterschiedlich, nach meinem Verständnis der Abbildungen ist die glatte Seite aussen und die mit der U-förmigen Aussparung innen?


    Gruss


    Andreas

  • Hallo,


    die von Manni im anderen Achensee Thread beschriebene Methode zur Verbesserung der Schwinge ist natürlich professionell, ich versuche es erstmal mit einer nicht-invasiven Küchentischvariante. Die Schwinge wird einfach mit MS-Blech 1mm aufgedoppelt, der zentrale 3mm Stutzen dient als Führung zusammen mit den beiden endseitigen Schrauben. In das Blech schneidet man nun das M1,4 Gewinde, bei der Stärke gibt das knapp über 3 Windungen, das ist schonmal besser als zuvor. Da das Ganze um die Blechstärke von 1mm aufträgt, schlagen die Hängeeisen an, mit kleinen Distanzhülsen 3mm(D)x1,5mm(H)x0,5 läßt sich der Abstand korrekt einstellen (rote Pfeile). Eventuell baue ich die Rückseite der Schwinge ebenso um, wohl erst am Wochenende.






    Die Teile sind zum Testen erstmal roh, die Endausführung wird feiner und auch brüniert werden.


    Gruss


    Andreas

  • Hallo Andreas!
    Ich hoffe aber dass Du das Messingstück mit der Kulissenhälfte verlötest. Es könnte sein das die Aufdoppelung sich im Betrieb löst und zum wackeln anfängt. Ist nur zur Sicherheit angedacht.
    Die Kulisse ist aber nicht sichtbar, schwärzen wird da genügen.
    VlG Friedl

  • Hallo,


    wenn ich das alles so anschaue scheint mir schon, dass Regner wieder einen rechten Schritt vorwärts gemacht hat. Wird jetzt wirklich mehr Stahl verwendet ? Die Nieten nur noch geprägt ?


    Hans

  • Hallo Friedl,


    das mit dem Verlöten habe ich mir auch schon gedacht, sicher ist sicher...


    Hans, ob jetzt bei Regner beim Übergang der Generationen ein Paradigmenwechsel erfolgte, kann ich noch nicht beurteilen. Es wird immer noch viel Messing verarbeitet, damit habe ich kein Problem, die gedrückten Niete sind sicher von der Größe eher maßstabsgerecht. Bei der Achenseelok werden fast ausschließlich M1,4 Schrauben verwendet, das erinnert mich an die filigranen Konstruktionen, die ich von Aster her kenne. Der Einfluß der Wiener Teflon-Fraktion (man verzeihe mir dies...) ist offensichtlich, nicht nur bei der äußeren Schieberführung, auch als Kulissenstein kann man zwischen Messing und Teflon wählen!


    Gruß,


    Andreas

  • Hallo,


    habe inzwischen den Vorschlag von Friedl befolgt und die Schwingenaufdoppelung gelötet. Danach die Durchgangsbohrungen mit 1,4mm, die Kernlöcher für M1,4 mit 1,1mm aufgebohrt. Die M1,4 Gewinde habe ich dann von innen unter Verwendung der bestehenden kurzen Gewinde geschnitten, so daß ein lagerichtiges durchgehendes Gewinde von ca. 5-6 Gängen entsteht, welches lang genug für ausreichenden halt ist.




    Danach die Schwingen montiert, ich habe dem MS-Schwingenstein und nicht den aus Teflon genommen, und alles auf die Umsteuerwelle geschoben, vorher noch die Exzenterstangen angeschraubt. Danach steckt man am besten die Exzenterscheiben auf die Exzenterstangen und fädelt das Ganze mitsamt den Zahnrädern auf die Vorgelegewelle, da bräuchte man mindestens drei Hände.


    Das Einstellen der Steuerung ist nach der Anleitung unter Nutzung der Winkellehren aus Holz recht einfach. Die Kröpfung der Treibstange war zu schwach, sie ließ sich nur unter großer Spannung auf das Treibkurbelrad montieren, auf beiden Seiten. Habe daher erst mal provisorisch auf die Welle auf beide Seiten eine U-Scheibe der Stärke 0,8mm zwischen Treibkurbelrad und Rahmen aufgezogen, wohl wissend, daß dann die Welle nicht mehr fluchtend in den Treibkurbelrädern sitzt.


    Der Testlauf mit Druckluft wollte nicht gelingen, die Luft entwich direkt über den Auslauf. Offensichtlich ein Schieberproblem, obwohl der Schieber in seiner Haltung leicht beweglich war. Habe kurzerhand die beiden Dichtungen zwischen Schieberkasten und Spiegel rausgenommen - und sofort lief das Ding! Habe daher einfach in die Schieberhaltung ein MS-Plättchen 0,3x4,8x8,5mm zwischen Halterung und Andruckfeder eingelegt, um die Vorspannung zu erhöhen. Dichtungen wieder rein, alles läuft einwandfrei, auch die Umsteuerung.




    Das Foto zeigt den Lauf noch ohne die Dichtungen.


    Beim Probebetrieb haben sich die Exzenter noch mehrfach vestellt, die sollte man schon stramm anziehen.


    Frage: Was ist der optimale Überstand der Schieberstange (15) am Gelenkbolzen (41)?`


    Soweit für heute, auch vielen Dank für die Hinweise und Ideen im anderen Achenseethread.


    Gruß


    Andreas

  • Habe noch rasch ein kurzes Filmchen auf Youtube hochgeladen, damit man mir das auch glaubt...


    [youtube]

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    [/youtube]



    Gruss


    Andreas

  • Hallo Andreas!
    Die richtige Einstellung des Schieberhalters habe ich mit meinen Bohrern gelöst. Den Schieberkasten anschrauben und dann den Halter ganz zurückziehen. Den Spalt mit einem Bohrer austasten und dann mit einem Bohrer der das halbe Mass hat die Einstellung vornehmen.
    Die Steuerung so einstellen wie auf Bild 16 beschrieben. So eingestellt muss das richtig sein.
    VlG Friedl

  • Meinen Glückwunsch Andreas !
    ( da war wohl der Hinweis von Dietrich nicht ganz verkehrt)
    Allerdings frage ich mich nun,ob die Kupferfedern auf Dauer den Schieberandruck gewährleisten.
    Das werden aber wohl erst die längeren Fahrzeitentests ergeben.
    Dein viel ausführlicherer Baubericht kommt jedenfalls allen Anfängern sehr entgegen.
    gezackte Grüße
    Tobias

  • Moin Tobias,

    Zitat

    ... ,ob die Kupferfedern auf Dauer den Schieberandruck gewährleisten?


    Bist Du sicher, dass das Kupfer ist? Das sollte eigentlich "Federbronze" sein, um langdauernd Federeigenschaften zu haben und auch korrosionsfest zu sein. Zumindest haben es "die Alten" um 189x meines Wissens so gemacht.


    Grüße Dietrich

  • Hallo,


    heute ist Feiertag (Tag der Kultur, könnten wir auch gebrauchen...) und ich habe weiter gebaut. Die oben erwähnte rausgefallene Schraube an der Schwinge hat etwas Rückbau erfordert, dann habe ich alle Schwingenschräubchen mit Loctite222 neu verschraubt.


    Danach kamen die Zahnräder dran. Das Antriebszahnrad wie von Tobi beschrieben etwas entgratet und dann mitsamt dem Halter - den Lagerring innen schmieren - in den Rahmen verschraubt. Habe hierzu Inbusschrauben anstelle der Sechskantschrauben genommen, die kann man besser einführen. Durch die Lagerung in einem geklemmten Lagerring kann man das Spiel gut einstellen sowie die Lage/Höhe des Antriebszahnrads in Bezug auf die Zahnstange.


    Danach die Untersetzung an der Seite verschraubt, Achtung, Langlöcher zum Justieren verwenden, bis alles weich läuft.


    Danach geht es an die Kurbelstangen, etwas Gedulf nötig, bis es ohne Klemmen läuft. Hierzu das Zahnrad (66) auf der Hauptwelle ausklinken, siehe Bild mit rotem Pfeil, dann kann man die Achsen frei drehen. Nicht vergessen, das Zahnrad wieder in die richtige Position zu bringen.


    Bei der vorderen Kurbelstange ist die Befestigungsschraube an der mittleren Kurbel zu lang, man kann sie am besten kürzen, wenn man beide Kurbelstangen verschraubt (nicht am Fahrwerk), auf die Sechskantseite legt und von hinten mit der Feile Material abnimmt.


    Danach alles gut eingeölt, Druckluft drauf - läuft, bzw. fährt sogar davon.


    Insgesamt habe ich bisher viel Geduld gebraucht, es gibt viele Stellen, wo es klemmen kann.






    Und hier läuft sie unter Druckluft:


    [youtube]

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    [/youtube]


    http://www.youtube.com/watch?v=adilI147x4A


    Jetzt ist erstmal Pause bis gegen Ende November angesagt, ich bin auf Reise, auch in Deutschland und kann halt den Bausatz mit Werkzeug nicht mitnehmen.



    Gruß


    Andreas

  • Hallo Andreas,
    daß es nun etwas dauert mit der Fortsetzung ist zwar schade, aber unbedingt fortzuführen, meine ich.
    Der sehr ausführliche Bericht soll ja Allen helfen, die noch kommen,
    meint grüßend
    Tobias

  • Hallo,


    nach arbeitsbedingter Pause geht es nun weiter. Nach vielen Versuchen ist es mir gelungen, die Steuerung verlässlich einzustellen, mit sofortigem Anlauf bei Vorwärts- und Rückwärtsfahrt. Ich habe noch nie in meinem Echtdampfleben eine so mimosenhafte Diva erlebt! Kleinste Veränderungen werden mit ruckeligem Verhalten bestraft, falls sich überhaupt was bewegt.... Das Steuerungsgestänge hat halt über die vielen Gelenke sehr viel Spiel, das Ganze bewegt sich dann im Rahmen der Toleranzen um einen imaginären Mittelpunkt.


    Nach einigen Stunden mit Druckluft läuft das Maschinchen weich, ab ca. 0,5bar. Mit diesem geringen Druck kann man sogar auf einer Zahnradrampe anfahren, das macht schon Spaß auf später!



    Auch ist es machbar, mit ganz geringem Druck fast in Zeitlupe zu fahren.


    Was den Brenner betrifft - er ist noch nicht eingebaut - glaube ich schon, dass man ihn verbessern kann. Im Brennerrohr ist bis zum ersten Quersiederohr ein Abstand von 8,5cm, der Brenner mit Haltering ist hingegen nur 5cm lang, das gibt Raum zum verbessern, denke ich.




    Leider muss ich schon wieder auf Geschäftsreise, aber es wird weiter gehen!


    Gruss


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ich kann dir beipflichten, die Lok's sind mimosenhaft.
    Gestern hat sich an meiner Lok bei einem vielleicht etwas unsanftem Umsteuern eine Kurbelscheibe verdreht, da ging nichts mehr.
    Auf dem Rücken liegend ( die Lok natürlich) konnte ich feststellen welches Kurbelrad es war und richtete es wieder auf 45° ein, leider ohne Erfolg.
    Da ich keine Lust hatte die Lok zur Einstellung schon wieder zu zerlegen versuchte ich dieses auch von unten und es ging recht gut. Die Lok läuft wieder und ich bin zufrieden.
    Ursache war eine "verbrauchte" Inbusschraube an der Kurbelscheibe, sie wurde ersetzt und so fest wie möglich angezogen damit sich das nicht wiederholt.


    So sieht die aus


    Also immer gut festziehen und weiter viel Spass mit der Mimose


    Viele Grüße
    Manfred