Schwingenbau "spezial"

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine Frage an die Spezialisten:
    Wer hat schon mal so eine Schwinge wie auf den Bildern zu sehen gebaut oder kann Tipps dazu geben.
    Baugröße ist IIm, die Steuerung ist eine "von Gooch" und im Rahmen liegend.




    Bin gespannt auf die Antworten die hoffentlich kommen.


    Vielen Dank und viele Grüße
    Manni

  • Hallo Manni


    Wo drückt der Schuh denn? Also welches Teil oder welcher Arbeitsschritt macht dir Sorgen?


    Gruss Florian

  • Hallo Florian,
    danke für Dein melden.
    Ich habe schon Schwingen mit innenliegendem Kulissenstein gebaut aber noch keine mit einer Außenführung.
    Da kann ich mir momentan nicht so recht vorstellen wie und ob ich das fertigen kann. Das Gelenk in der Schieberstange ist sehr kompakt und die Gleitbahnen müssen doch sehr glatt sein damit sich das auch ordentlich bewegen kann. Da der Platz sehr beschränk ist wird diese Lösung auch in der Vorbild-Lok zum Einsatz gekommen sein. Im Bild sieht man die Steuerung teilweise in einem Rahmenausschnitt.



    Und wenn Du mich schon so direkt fragst wo der Schuh drückt, meistens überall bevor ich dann doch anfange zu arbeiten.


    Gruß Manni

  • Hallo Manni


    Ich denke dass das nicht so kritisch ist.


    Ich weiss halt nicht wie du die Schwingen bisher hergestellt hast, aber die hier ist eigentlich gar nicht gross anders herzustellen.


    Ich würde zuerst die beiden Bohrungen herstellen, in welchen die Schieberhubstangen drin sind. Dann das Material ungefähr in der Kontur ausfräsen und zuletzt durch die beiden Bohrungen aufspannen und die Aussenkontur schlichten.
    Das Ganze natürlich auf dem Teilapparat/Rundtisch. (Alternativ geht das auch auf der Drehbank)


    Die Seitenflächen kannst du dann auf einer sehr ebenen Unterlage (Messplatte wenn du hast) auf einem Poliertuch (sehr feines Schmirgelpapier) abziehen, bis alle Riefen der Bearbeitung draussen sind.


    Die Kulissensteine kannst du zum Beispiel auf der Drehbank herstellen und zur Bearbeitung auf ein "Grundstück" auflöten.
    Oder ebenfalls auf dem Teilapparat/Rundtisch.


    Zum Schlichten würde ich im Gleichlauf fräsen, jedoch nur noch sehr wenig abtragen (0.1mm oder so). Man muss halt einfach aufpassen, dass der Fräser wegen dem Gleichlauf nicht aufs Material aufsteigt...
    Ah und zum Schlichten würde ich einen neuen, sehr scharfen Fräser einsetzen, so gibts die besten Oberflächen.


    Gruss Florian

  • Hallo Florian,


    vielen Dank für Deine Tipps und die "moralische"Aufrüstung.
    Meine seitherigen Schwingen habe ich auf dem Rundtisch gefräst, aber das mit dem Drehen ist auch eine gute Idee. Vor allem dann, wenn man man mehrere Sätze machen möchte/soll. Man könnte das aus Scheiben von Rohren oder Vollmaterial im gewünschte Maß ausdrehen und dann in Teilstücke sägen und fräsen. Wirklich guter Einfall von Dir.
    Jetzt noch eine vorläufig letzte Frage: Was für Material würdest Du verwenden? Ich habe seither fast nur Messing verarbeitet, aber Messing auf Messing ist ja nicht so toll. Sollte man die Schwingen aus Stahl machen? Oder was ist mit Rotguss oder Bronze? Edelstahl ist mir zu schwierig zum verarbeiten. Oder würde eine gute Vernickelung schon was bringen.


    Vielen Dank und viele Grüße
    Manni

  • Hallo Manni


    Nunja, Wegen der Reibpaarung würde ich mir nicht allzuviele Gedanken machen, grade bei der Schwinge wie du sie jetzt gezeigt hast. Da hat man ja relativ grosse Auflageflächen und das dürfte weniger Probleme machen.


    Wenn du jedoch etwas dauerhafteres als Messing willst, dann würde ich schon eine Art von Stahl für die Schwinge verwenden.


    Wenns rostendes Material sein darf (mit genügend Öl dran rostet das eh nicht) dann würde ich dir für die Schwinge einen Stahl empfehlen der gute Oberflächen ergibt, z.B. C45. oder Automatenstahl. Automatenstahl wäre auch gleichzeitig noch gut bearbeitbar und von daher nicht so schwer zu bearbeiten.


    Du kannst aber dennoch rostfreien Stahl verwenden, die Bearbeitung ist mit der richtigen Legierung nicht so eine Hexerei! Der Stahl mit der Werkstoffnummer 1.4305 ist quasi "Automatenchromstahl" soweit noch einigermassen gut bearbeitbar verglichen mit 1.4301 (V2A ist eine andere, geläufigere Bezeichnung für diese Legierung)


    Als Gleitsteinmaterial eigent sich dann Bronze, ob du dann nun eine Gussbronze (CuSn12) oder Rotguss verwendest, das macht dann eignetlich nicht mehr so einen Unterschied weil die Teile ja keine grossen Bewegungsgeschwindigkeiten erfahren und die Bewegung sich auch noch im kleinen Rahmen hält.


    Ob du dann eine ganze Materialscheibe dafür verwendest, oder lieber ein kleines Materialstücklein auf Trägermaterial auflötest, das kommt dann drauf an ob es dir egal ist, den Rest vom Material zu verlieren oder ob du da möglichst optimale Materialausnutung anstrebst. Bei Chromstahl muss man halt beachten, dass sich der nicht, oder nur mit speziellen Loten auflöten lässt (solange man bei Weichlot bleibt)


    Gruss Florian

  • Hallo Florian


    So werde ich es machen, ich nehme Automatenstahl für die Schwingenteile und Rotguss für die Gleitsteine. Da beides in kleinen Abmessungen als Rundmaterial bezahlbar ist werde ich die Teile auf der Drehbank fertigen und dann teilen und auf der Fräse weiter bearbeiten. Nun muss ich erst mal zeichnen und dann werde ich Dich auf jeden Fall von meiner Arbeit im neuen Jahr informieren.


    Nochmals herzlichen Dank und schöne Feiertage wünscht
    Manni

  • Hallo Manni


    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf das Ergebnis. Obwohl ich sagen muss, dass ich die Teile nicht aus Vollmaterial herstellen würde.


    Ich würde die Teile mit Weichlot auf eine Trägerscheibe auflöten und diese Scheibe dann z.B. auf der Planscheibe für die Drehbank aufspannen.


    Gruss Florian

  • Hallo,


    nachdem andere Arbeiten zwischenzeitlich erledigt wurde, b.z.w. auf das Lackieren warten habe ich mich wieder dem Schwingenbau zugewandt. Die Dreherei ging ganz gut und auch das Teilen der einzelnen Segmente. Das Ergebnis sieht so aus:






    Jetzt müssen noch die Schlitze für die Excenterstangen hergestellt werden. Ich werde sie wahrscheinlich von oben und unten einsägen und nachher wieder teilweise zu löten. Ein Ausfräsen der Schlitze mit 1,5 mm Fräser erscheint mir schwieriger und teurer, da mir bestimmt einige Fräser dabei abbrechen würden. Wenn jemand eine bessere Idee hat höre/lese ich sie gerne.
    Danach werden die Halter der Gleitelemente hergestellt und wenn dann das ganze funktioniert werde ich entscheiden ob ich mit dem weiteren Bau der Lok fortfahre.


    Viele Grüße
    Manfred


    Da die Bilder in meinem ersten Beitrag verschwunden sind, hier nochmal das Original


  • Hallo Manni


    Nun, ich hätte jetzt gesagt, bohre die Löcher mit ca. 1.2 mm vor und dann fräse nur noch den Rest fertig.
    Das dürfte bei etwas vorsichtiger Arbeit keinen Fräser vernichten.


    Nach dem Bohren von 2 oder 3 Löchern (je nach dem wie lange der Schlitz ist) würde ich mit dem Fräser nochmals "Bohren" sprich im Tauchverfahren fräsen. Dabei jeweils um ca. 1/3 Fräserlänge entlang dem Schlitz verfahren. Wenn der Schlitz so "vorbereitet" ist, dann kannst du noch den Schlichtdurchgang fräsen, wobei da ja dann nur noch wenig Material abgetragen wird.


    Gruss Florian

  • Hallo Manni,


    ich würde es mit Fräsen versuchen, je nach "Stahl-" bzw. "Eisen"-Sorte mit HSS
    oder doch mit HM-Fräser, der Rohling muss aber gut eingespannt sein....
    Bin auch an meiner Schwinge dran, habe aber Neusilberblech 1mm dick
    genommen, da reicht HSS....


    Gruss,
    Ernst

    Die erste Dampflok ist misslungen, versuche deshalb die zweite zu bauen...

  • Hallo Florian, hallo Ernst,


    Vielen Dank für die Tipps.
    Ich werde es mal mit fräsen versuchen. Der Schlitz ist zwar nur 4,5 mm lang ( 3xFräserstärke), aber mindestens 5 mm tief, d.h.ich muss komplett durch. Momentan habe ich nur vergütete HSS Fräser da mir die VHM- Fräser zu leicht brechen. In der Nachbarschaft bietet mir einer diese Fräser an:
    1,5 mm US-AL (HSS) Universal-Schaftfräser, 3 Schneiden, lang
    Diese sollen die 2-3 fache Standzeit gegenüber Kobalt legierten haben. Probier ich auch mal aus.
    Das mit dem Vorbohren habe ich auch schon gemacht, aber ich kann doch auch mit dem Fräser eintauchen, oder ?


    Grüße, bis bald
    Manfred

  • Hallo Manni,


    das sind ja interessante Bilder. Was ich mich so gefragt habe: Wie hast Du die Bohrungen so genau in die Ringe gebracht?
    Mit dem Teilapperat?


    Ansonsten nur weiter so. Ich bin schon auf Deinen Zackigen Langhuber gespannt.


    Beste Grüße,


    Marco

  • Hallo Manfred,


    falls der Fräser über die Mitte schneidet, kannst du damit eintauchen
    (das heisst, bei einem 3-Schneider ist eine Schneide länger...)


    Gruss,
    Ernst

    Die erste Dampflok ist misslungen, versuche deshalb die zweite zu bauen...

  • Hallo Marco, hallo Ernst,


    ich habe erste Versuche gemacht, allerdings mit einem kurzen 1,5 mm Fräser. Mit der nötigen Vorsicht hat das ganz gut geklappt, sogar das Wenden des Werkstückes ergab nur einen minimalen Versatz. Da der " Nachbar" seine langen Fräser nicht so schnell liefern kann habe ich VHM Fräser mit 5 mm langer Schneide bestellt, damit müsste ich durchkommen.
    Das Fräsen mit Schaftfräsern sieht schon schöner aus als das Schlitzen mit dem Sägeblatt und macht letztendlich doch weniger Arbeit.
    Ja Marco, ich habe die Bohrungen mit einem einfachen Teilapparat mit Backenfutter gefräst.
    Dafür ist die Proxxon BFW 40 gut zu brauchen, ansonsten arbeite ich seit diesem Jahr mit einer Paulimot.





    Vielen Dank und Grüße
    Manfred

  • Hallo zusammen,


    es gibt neue kleine Fortschritte.
    Die Fräserei war nervend bei so viel Teilen, aber es hat nur ein Fräser dran glauben müssen.
    Leider habe ich bis jetzt nur VHM Fräser bekommen mit 3,2 mm Schaft, die weichen gerne etwas aus, aber die Schlitze sind brauchbar.Der Kulissenhebel mit den Gleitlagern läuft sehr leicht. Die Exzenterstangen werden mit Passstiften befestigt und die untere Aufhängung der Schwinge ebenfalls. Proforma mal eingesetzt.





    Als nächstes werde ich die Exzenterstangen/Hebel anfertigen und die Exzenterscheiben.


    VlG Manfred

  • Hallo Manni


    Sieht doch gut aus, besser als gesägt und wieder zugelötet würd ich meinen! 8)


    Bist du sicher, dass es die VHM Fräser sind, die ausweichen? Weil VHM ist eigentlich in sich sehr steif. (5 mal steifer als HSS)


    Gruss Florian

  • Hallo Florian,
    nein, ich bin mir nicht 100 % sicher dass es an den Fräsern liegt, das ist mir sonst noch nie passiert und die Muster mit einem 3 mm langen Fräser waren einwandfrei. Ich kann halt den Fräser nicht komplett einspannen, sonst sehe ich ihn nicht mehr unter dem Spannzangenfutter. Beim Fräsen mit Bohrfutter wäre die Sicht besser, aber das hat's mir mal rausgerüttelt und das macht auch keinen großen Spass.Ich denke ich kann damit leben.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Hallo Manfred


    Ja, vielleicht hast du den Fräser zuwenig weit ins ER Futter gesteckt, sodass das die Spannzange ausweichen konnte..?
    Der Fräser sollte mindestens 2/3 der Spannfläche "ausfüllen".


    Oder bei kleinen Spannzangen sollte der Fräser mindestens doppelt soweit reingesteckt werden, wie der vordere, kurze Konus an der Spannzange und die halbe nutbreite lang ist.


    Gruss Florian
    ps: ansonsten einfach hinten ein passendes Stück Fräserschaft (z.B. von nem abgebrochenen Fräser) einsetzen, das sollte dann einigermassen gut gehen zum Spannen.

  • Hallo Florian,


    Manfred fräste dies mit der BFW40, die hat halt etwas "eigene" Spannzangen, das
    kannst du nicht mit ER16 oder ER25 vergleichen......
    (habe ja auch noch eine BFW40 neben der BF20)


    Gruss,
    Ernst

    Die erste Dampflok ist misslungen, versuche deshalb die zweite zu bauen...