Hallo zusammen,
ich hatte hier: Neuheit zum Langsamfahren! schon mal auf eine Neuheit aus Australien hingewiesen und eine rege Diskussion angezettelt. Zuerst wollte ich mangels Hobbyetat so etwas nachbauen, habe dann aber überlegt, wieviel Überlegung, Zeit und wahrscheinlich Lehrgeld für ein erstes selbstgebautes Getriebe draufgehen würde, das innerhalb sehr spezieller Maße Platz finden und möglichst leise laufen soll, also sehr präzise gefertigt werden muß. Außerdem waren die hier erhältlichen Ketten oder Zahnriemen alle zu breit und grob um meine Roundhouse-Loks auch nach dem Umrüsten auf beiden Spurweiten 45 und 32mm einsetzen zu können.
Inzwischen konnte ich doch bei Terry (http://smallsteamperformance.com.au/) bestellen und drei Wochen war später Post aus Australien da. Allerdings mußte ich zunächst den Zoll mühsam davon überzeugen, dass das als Spielzeugzubehör deklarierte, winzige aber schwere und teure Päckchen wirklich für den Modellbau ist und nicht etwa unter den Kriegswaffensperrvertrag fällt oder etwas anderes Schlimmes ist.
Mangels Garten habe ich nur ein kleines 45mm-Betriebsdiorama in der Wohnung und eine 32mm-Strecke auf dem Balkon. Die immer mehr im Netz zu findenden Videos über den Slo-Mo liesen hoffen, damit auch mal im Wohnzimmer mit Live Steam richtig langsam und präzise rangieren zu können und so kam der Slo-Mo nicht in die im Bau befindliche Kohlellok auf Riverdale-Basis sondern in eine alte, vor Jahren in England billig erworbene gebrauchte gasgefeuerte Roundhouse Billy.
Billy Baujahr 2002 aus England f. 400,- Euro
Der Einbau des Slo-Mo ist recht einfach und problemlos an einem Abend gemacht. Erst dabei habe ich allerdings bemerkt, dass meine Billy isolierte Radsätze hat. Um auch weiterhin auf beiden Spurweiten fahren zu können, mußte ich in England neue Räder bestellen. Diese waren aber recht preiswert und nach wenigen Tagen da.
Da die Lok sowieso teilzerlegt war, habe ich sie in der Zwischenzeit gleich ganz auseinandergenommen und einen Summerlands-Chuffer, neue Pufferbohlen mit Universalkupplung eingebaut Magnetische Kupplungen für Loren usw. und den Kessel mit dem Wasserstandnachrüstsatz von Ralph Reppingen und einem Nachspeiseventil von Riverdale versehen.
Damit ist die Billy in meinen Augen erst zu einem vollwertigen Dampf-Modell geworden. Ein Dampfkessel ohne Wasserstandsanzeige und ohne Nachspeisemöglichkeit war mir als geprüftem Heizer und Kesselwärter doch immer recht suspekt.
von außen ist der Slo-Mo kaum zu sehen
Heute nun die erste Probefahrt. Zuerst auf dem Rollenprüfstand und auf dem Diorama mit langem Druckluftschlauch. Einfach sensationell! Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen! Extreme Langsamfahrt mit einzelnen deutlichen Auspuffschlägen und millimetergenaues Rangieren sind kein Problem mehr. Beim ersten Test mit Dampf verstärkte sich das Feeling und vor allem der Auspuffschlag noch! Genau so habe ich mir die Fahreigenschaften unserer kleinen Livesteam-Winzlinge immer gewünscht. Der Slo-Mo ist m.E. neben dem Summerland-Chuffer und der Nachspeiseflasche wirklich die Jahrhunderterfindung für alle Freunde vorbildgetreuen Fahrverhaltens!!!
Dampf im Wohnzimmer!
Leider ist mein PC für Filmbearbeitung inzwischen zu altersschwach und ich bin auch nicht bei youtube angemeldet um ein Filmchen einstellen zu können, aber Videos über den Slo-Mo und seine geniale Funktion gibt es ja inzwischen recht zahlreich. Ich für meinen Teil kann den Slo-Mo nur empfehlen! (Bevor jemand nachfragt. Nein ich bekomme keine Prozente bei Terry, ich bin echt begeistert!)
Natürlich gibt es auch einige Nachteile: Hauptnachteil ist, dass man mir keiner anderen Lok ohne Slo-Mo, auch keiner elektrischen mehr fahren will. Und (M)eine wirklich vorbildgetreue Traum-Lok z.B. nach Albtalbahn- oder Harzvorbild oder eine Riesa oder O&K in 1:13 mit Kessel Bauart Riverdale würde mit dem unverzichtbaren Slo-Mo noch teurer und damit unerschwinglicher werden.
In manchen Geschwindigkeitsbereichen macht sich der Slo-Mo trotz einiger Verbesserungen doch durch typische Geräusche eines Stirnrad-/Kettengetriebes etwas bemerkbar, wird aber bei Einsatz eines Chuffers meist von diesem übertönt. Meine im Bau befindliche Kohlelok ohne Slo-Mo betreiben zu wollen ist für mich fast uninteressant geworden. Im Rahmen der Kohlellok kurz vor dem Aschkasten habe ich allerdings Bedenken wegen des unvermeidbaren Schmutzes des Kohlekessels und dem offenen Getriebe und Kettentrieb. Bei manch anderem Modell ist ein Einbau mangels Platz nicht möglich und jede Lok damit ausrüsten zu wollen wäre auch viel zu teuer. Wer allerdings einmal mit Slo-Mo gefahren ist, dessen andere Loks werden wohl eher früher als später auf dem Abstellgleis landen…. Ich denke daher, nach der Fertigstellung der Kohlellok muß ein universell verwendbarer und umspurbarer Universaltender mit Slo-Mo mein nächstes Projekt werden.
Gruß
Joachim