Selbstzentrierung der Achse à la Wolfgang

  • Hallo Echtdampfer!



    Das Bild zeigt zufällig die Treibachse der Mh6 Lok, alle anderen Achsen sind im Moment ausgebaut. Zwei, in Käfigen eingesperrte Federn drücken seitlich nur, wenn die Achse aus der Mittellage geschoben wird.


    Christoph, deine Frage zur Sinnhaftigkeit der seitenverschiebaren Treibachse ist nicht in Kürze erklärt. Zu erst ein mal: Ich weiß, es ist üblich, die Treibachse einzusperren, aber in Kurven, z. B. Rechts, wird die erste und die letzte Achse nach rechts und die Mittelachse nach links gedrückt (wenn nicht eingesperrt). Auch spurkranzlose Räder werden gedrückt. Warum? Durch die Kuppelstangen. Mehrteilige, mit Teflonhülsen gelagerte Kuppelstangen sind in der Länge spielfrei, aber man kann sie seitlich wie ein Plastiklineal biegen. Sind alle Achsen verschiebbar, wird der Bogen der Kuppelstange nicht behindert. (Natürlich werden die Messingstangen nicht wirklich verbogen, und trotzdem kann eine schöne Krümmung erzeugt werden). Nach der Kurve führen die Kuppelstangen die Achsen wieder. Sind alle Achsen verschiebbar, kann die Lok die Räder links oder rechts am am Rahmen anliegend laufen lassen. Meine erste Überlegung, die erste und die letzte Achse zentriert zu führen, war nicht gut. Starke Verspannungen! So sind die Federn zu den Mittelachsen gewandert. Allerdings sind die Gestänge der Lok noch nicht Teflon-gelagert. Beim Harzer Bullen sind die Kuppelstangen Teflon-gelagert und die Kuppelbolzen stufenweise zur ersten und letzten Achse hin, verlängert. So wird die Spannung der am aussenbogen-liegenden Kuppelstange verringert.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo Wolfgang,


    ich verstehe nun deine Konstruktion und die Überlegung dahinter. Ob es nötig ist, der spurkranzlosen Triebachse einer Modellvierkupplerlok Seitenspiel zu geben, darüber kann man geteilter Meinung sein. Wenn ja, dann muss auch die Treibstange und Kuppelstange auf dem Zapfenlager der Triebachse seitliches Spiel haben. Das mag im Modell funktionieren und seitliches Spiel ist viel besser als keines.
    Auch Kuppelstangen von Originalloks haben auf dem toten Punkt ( 9Uhr und 15Uhr) seitliches Spiel, man kann sie in dieser Stellung von Hand hin und her bewegen.
    Durch meinen Beruf als Lokführer kenne und fahre ich das Original, bei allen Stangen Loks (RhB G 4/5, Ge 4/6, Ge 6/6, also drei oder mehr Kuppelachsen), hat die Triebachse kein Seitenspiel.
    Die erste und die letzte Achse zentriert zu führen, würde es Bedingen, die Triebachse seitenverschiebbar zu machen. Es müsste dann die Triebstange und die Kuppelstange auf dem Zapfenlager auch Seitenspiel erhalten. Die Gegenkurbel aber würde das Seitenspiel mitmachen, was bedeutet, dass auch die Schwingenstange mitgeht...
    Aus diesem Grund, hat eine Triebachse im Massstab 1:1 nie Seitenspiel.


    Deine Konstruktion bezieht sich auf eine Modellbaulösung und kann die Kurvengängigkeit des Modells sicher unterstützen.


    Gruss Christoph

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  • Hallo Christoph!
    Es ist sehr anstrengen 100%tig schreiben zu wollen. Ich hätte schreiben müssen : erste und letzte Achse selbst zentrieren. Nach dem von der Feder- unterstützten Selbstzentrierung geschrieben wurde, setzte ich das voraus. Es war mein Fehler :oops:
    Wenn die Treibräder spurkranzlos und eingesperrt sind, liegen sie bei kleinen Radien fast nicht mehr auf der Schiene auf. Das war mein Beweggrund die Treibachsen nicht einzusperren. Bei mir sind die Treibstangen seitenverschiebbar. Die Stange und der Bolzen haben jede/r eine eigene Teflonlauffläche.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Zitat von Wolfgang


    Wenn die Treibräder spurkranzlos und eingesperrt sind, liegen sie bei kleinen Radien fast nicht mehr auf der Schiene auf. Das war mein Beweggrund die Treibachsen nicht einzusperren. Bei mir sind die Treibstangen seitenverschiebbar. Die Stange und der Bolzen haben jede/r eine eigene Teflonlauffläche.


    Hallo Wolfgang,


    damit wir vom selben schreiben: Es gibt ein Triebrad (mit oder ohne Spurkranz) und mehrere Kuppelräder (Ein Treibradsatz oder Kuppelradsatz besteht aus einer Achswelle und den 2 Speichenrädern).
    Dein Beweggrund die Treibachse nicht einzusperren ist nachvollziehbar. Bei spurkranzlosen Triebachsen könnte man auch den Radstand auf der Welle erhöhen (da kein Spurkranz).
    Dass aber die die Triebstange dazu missbraucht wird, die mittels Federn zentrierte spurkranzlose (belastete) Triebachse seitlich zu verschieben betrachte ich als einen mechanischen Murks.
    Eine seitenverschiebbare Achse kann die Triebstange mitnehmen, eine Treibstange kann eventuell eine seitenverschiebbare Achse einwenig drücken, aber kaum noch die Federkraft der Zentrierung überwinden.
    Dies ist meine persönliche Meinung.


    Gruss Christoph

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  • Zitat von Piz


    Es gibt ein Triebrad


    seit wann das? :S
    Es gibt eine Treibachse mit !2! Treibrädern...


    Das nur so als Bemerkung nebenbei...
    ...wollte mal wieder nen Beitrag schreiben :wink:


    vlg
    Manuel

  • Ja Manuel du hast recht,


    Triebräder = Triebachse...meine ungenaue Beschreibung.
    Das nur so als Korrektur nebenbei...


    Christoph

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  • Hallo Christoph!
    Ich habe die Mh6 und den Bullen, beide mit Spurkranz-losen Treibradsätzen und so dachte ich beim Schreiben an die Mehrzahl. Was den Zapfen des Treibrades betrifft, werde ich mich bemühen, nicht mehr Bolzen zu schreiben. Ich glaube, bei den Modellen sollte man sich nicht so auf präzise Fachausdrücke versteifen. Ich habe auch Lokomotiven, die keine"Radsätze" haben, sondern lose Räder mit Schraube und einer Achse.
    Was ich nicht verstehe: Wie kommst du auf die Idee, ich möchte mit doppelt Teflon- gelagerten, seitlich verschiebbaren Treibstangen, den Treibradsatz verschieben. Von den Kuppelstangen mit Teflon-gelagerten Gelenkschrauben und verlängerten Kuppelzapfen (nicht Bolzen)wollte ich berichten. Meine " Teflongelenke" der Kupperlstangen sind biege-elastisch, gehen wieder in die Ausgangslage zurück und "murksen" nicht.
    Die Zentrier- Federn des Radsatzes sind so schwach. dass sie nicht ein mal das Gewicht des Radsatzes "stemmen" können.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo Wolfgang,


    es wäre einfacher wenn wir uns am Stammtisch beim Bier Austauschen könnten. Das geht aber leider nicht, ich wohne sehr weit weg vom schönen Wien.


    Im ersten Thread dieses Themas schreibst du: ...in Käfigen eingesperrte Federn drücken seitlich nur, wenn die Achse aus der Mittellage geschoben wird.


    Ich glaube nun deine Überlegung verstanden zu haben.


    Dass, sie aus der Mittellage kommt, hat nichts mit den Triebstangen zu tun.
    Die spurkranzlose nicht eingesperrte Triebachse wird in einer Kurve deshalb aus der Mittellage geschoben, weil sie einfach lieber gerade aus rollen möchte.
    Die Federn helfen der Achse im geraden Gleis wieder die Mittellage zu finden.


    Vermutlich würde die Triebachse auch ohne Rückstellfedern die Mittellage wieder erreichen, der beidseitige Kurbelantrieb zentriert die Triebachse.


    Gruss Christoph

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  • Hallo Echtdampfer!


    Die Lok Mh6 bekam die Auflage, dass sie Radius 1 tauglich sein muss. Ich habe sie ohne Tender jetzt auch wieder locker durchgeschoben. Wenn ich die Kuppelstangen mit Teflonlagern verbinde, ist die Anordnung relativ steif.



    Daher ist es in Kurven sinnvoll, dass die Treibachse nicht eingesperrt ist.



    Original sieht das so aus. Da spielt die eingesperrte Treibachse in der Kurfe nicht so eine große Rolle weil die Kuppelräder von den Kuppelstangen nicht geführt werden.



    Das Gelenklager ist umgebaut. Die Bundschraube: SW 4mm Bund 3mmØ, wurde gegen eine Bundschraube SW 3mm Bund 2,4mm Ø mit verlängerten Bund und Teflonhülse mit 0,2mm Überlänge getauscht. Durch die Überlänge der Teflonhülse wir sie leicht umgebördelt (nicht herausnehmen, geht schwer rein)
    Linkes Zapfenlager mit, rechtes Zapfenlager ohne Teflon!
    kleine Pause!

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo Echtdampfer!


    Zwei Achsen sind selbst zentrierend. Durch entfernen von 4 Wurmschrauben kann der Effekt aufgehoben werden.


    Durch unterschiedlich dicke Teflonhülsen ist es möglich, die Kuppelstange des Treibrades einzusperren und das Seitenspiel der Treibstange zu erlauben. (wenig Spielraum).
    Wird die Selbstzentrierung aufgehoben, sind, durch die steifen Kuppelstangen bedingt, die Seiten verschiebbaren Treibstangen nicht in der Lage die Räder im Rahmen zu zentrieren. Ist der Rahmen seitlich verschoben, bleibt er so. Um das zu verhindern, müsste die Treibachse eingesperrt sein.
    Mit der Selbstzentrierung können die beiden Achsen selbst entscheiden wann sie "eingesperrt" sind oder nicht.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo ihr Zwei,


    ein interessanter Disput den ihr da führt!
    Was Wolfgang präsentiert ist vom Wirkungsprinzip eine sog. "Gölsdorf-Achse" benannt nach dem genialen österreichischen Ingenieur Karl Gölsdorf.
    Er und viele andere Konstrukteure versuchten mit teilweise recht aufwändigen Lösungen das grundsätzliche Problem von Schienenfahrzeugen mit starren Rahmen / langem Radstand beim Kurvenlauf zu optimieren.
    Für den Optimalfall müsste sich jeder einzelne Radsatz genau radial einstellen können, was aber aus offensichtlichen konstruktiven Begebenheit ja nicht möglich ist.
    Die verschiedenen Lösungen hier zu beschreiben würde wohl zu weit führen, liste euch aber gerne ein paar Schlagwörter dazu auf:
    - Spurkranzschwächung an mittleren Achsen
    - Spurkranzlose Radsätze die nicht seitlich verschiebbar aber mit überbreitem Radreifen versehen sind. (Wurde in Amerika häufig angewendet)
    - Gölsdorf-Achse
    - Bissel-Achse
    - Java-Gestell
    -Krauss-Helmholtz-Gestell
    und sicher noch einige mehr die ich nicht kenne.


    Bei der Ge 6/6 begegnete man dem Problem, mit 2 Stk. 3-achsigen Antriebseinheiten mit kurzem Radstand die gelenkig miteinander verbunden sind. Würde mich aber dort nicht wundern wenn je 1 Achse seitlich verschiebbar o.ä. ist.
    Selbstredend müssen bei seitlich verschiebbaren Achsen die Kurbelzapfen überlang sein das die Stangen darauf "wandern" können. Bei Modellen mag das nicht unbedingt nötig sein, da wie auf den Bildern sichtbar, bedingt durch ausreichen Spiel in den Stangengelenken diese eine schöne Banane machen können.


    Hoffe habe nicht noch Öl ins Feuer zu giessen


    Grüsse
    Florian