Liebe Gemeinde,
bin gerade daran mich in Sachen Zusammensetzung von Kesselwasser und die daraus folgenden Auswirkungen auf die verbauten Werkstoffe schlau zu machen.
Mein Kessel ist zwar aus Inox WIG-geschweisst mit einem hart eingelötetem Flammrohr aus Kupfer aber die angebauten Armaturen sind aus Messing.
So gesehen sollte es nicht zu einer Undichtigkeit des Kessels durch Entzinkung kommen, aber z.B.undichte Zischhähne wegen Korrodierten Sitzen ist allemal ärgerlich.
Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich zum Schadensbild am aufgesägten Kessel folgendes sagen:
Die punktuellen Ausblühungen deuten auf Flussmittelrückstände hin. Diese sind, abgesehen von optischen Nachteilen, in trockener Umgebung und normalen Temparaturen unproblematisch. In Kontakt mit Wasser, verstärkt entlang der Wasserlinie, oder Dampf und erhöhten Temparaturen werden diese wieder aktiv. ( Zur Erinnerung -ein Flussmittel muss beim Löten mit zunehmender Temparatur chemisch so aggressiv werden dass es die Oberfläche der zu verlötenden Teile angreift / aktiviert )
Die Dampfblasenbildung am Flammrohr kann diesen Vorgang noch zusätzlich beschleunigen.
Flussmittel zum Hartlöten haben aber auch noch die unschöne Eigenschaft, das wenn sie beim Löten überhitzt werden einen glasigen Belag bilden der nur mit wirklich scharfer Chemie oder mühsam mechanisch entfernt werden kann. Die schwer zugängliche Stelle an der Unterseite des Flammrohrs deutet für mich auf so eine " Verglasung" hin, die über die Jahre weggekocht wurde und dabei genüsslich korrodiert hat.
Ein Problem mit dem nicht nur Modellkesselbauer zunehmend kämpfen, ist die stark schwankende Qualität /Zusammensetzung von Messing. Z.B. für supergünstige Messingprodukte aus dem Netz oder Baumarkt (teilweise nicht mal mehr Metallhändler ) gibt euch niemand irgendeine Garantie auf die genaue Zusammensetzung......je billiger umso mehr recycliertes Material unbekannter Vorgeschichte wird verwendet. :shock:
Kürzlich musste ich einen Versuchsaufbau neu erstellen da Schrauben aus Messing magnetisch wurden! Kupfer, Zink und etwas Blei ist nicht magnetisch, oder? :GR :GR
So ist es auch gut möglich das diese Ausblühungen durch örtliche Fehler in der Legierungszusammensetzung begünstigt wurden.
Als Vorkehrung gegen solche Schäden muss man versuchen möglichst "sauberes" Rohmaterial anzuschaffen. Hartlötungen müssen mit dem vom Flussmittelhersteller vorgeschriebenen Prozess gründlichst greinigt werden. Spülwasser kostet im Vergleich zu einem lecken Kessel soviel wie gar nichts.
Die Zusammensetzung des Kesselwassers muss anhand der lokalen Härtewerte usw. bestimmt werden um wasserbedingte Entzinkung zu minimieren.
Mir ist gerade in den Sinn gekommen das eine chemische Vernickelung der Kesselinnenseite funktionieren könnte. ( Muss das aber erst mit einem Galvanik-Meister besprechen. )
Schlussendlich ist es aber anscheinend auch bei Modellkesseln so das sie wie beim Vorbild irgendwann durchgekocht sind.
Hoffe aber für alle die mit Messingkesseln unterwegs sind das ihre vom Hersteller gründlich gereinigt wurden und so ein langes Leben haben sollten.
Grüsse und bleibt Gesund
Florian