► Drachenfels- und Petersbergbahn

    • Offizieller Beitrag

    Drachenfelsbahn


    Als erste deutsche Zahnradbahn mit öffentlichen Personenverkehr ging am 13. Juli 1883 die Drachenfelsbahn in Betrieb. Bereits 1881 beantragte die Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft in Berlin die Konzession. Die Genehmigung wurde am 29. August 1881 vom Kölner Regierungspräsidenten erteilt. Am 13. Juli 1883 fand die erste Personenfahrt statt; vier Tage später wurde sie feierlich eröffnet. Sie war als reine Ausflugsbahn von der im Rheintal gelegene Altstadt von Königswinter ins Siebengebirge zum 321 m hohen Gipfel über dem Rhein gebaut worden und ist heute die älteste noch betriebsfähige Zahnradbahn in Deutschland. Die 1.520 Meter lange Strecke überwindet dabei 220 Höhenmeter, die maximale Steigung beträgt 20 Prozent.


    [center][/center]


    Die Bahn galt als technische Sensation und wurde ein Publikumsmagnet. Durch sie konnten die Besucher den Drachenfels-Gipfel und die Burgruine Drachenfels erstmals ohne den beschwerlichen Aufstieg erreichen. Später wurde auch das 1894 fertig gestellte Schloss Drachenburg zu einem beliebten Ausflugsziel per Bahn; dort befindet sich die einzige Zwischenstation der Bahn, welche in modernisierter Form von März 2010 bis Mai 2011 neu aufgebaut wurde. Die Drachenfelsbahn ist auch heute noch eine der meistgenutzten Zahnradbahnen Europas, bis heute beförderte sie mehr als 35 Millionen Fahrgäste. Sie ist heute noch die älteste der vier noch betriebenen Zahnradbahnen in Deutschland uns wird nach einer eigenen „Bau- und Betriebsordnung für die Drachenfelsbahn (BO-DRACH)“ von der Bergbahnen im Siebengebirge AG betrieben.


    [center][/center]


    1913 trennte sich die Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft wieder von ihrer Bergbahn; neuer Besitzer wurde der Kölner Unternehmer Ferdinand Mülhens, Chef und Inhaber des weltbekannten Hauses 4711. Zehn Jahre später, am 13. Juli 1923, fusionierte er schließlich die Drachenfelsbahn mit der benachbarten Petersbergbahn zur bis heute bestehenden Bergbahnen im Siebengebirge AG. Zwar lag auch der Talbahnhof der Petersbergbahn in Königswinter, eine Schienenenverbindung hatten die beiden Bahnen aber nicht. Bei der Talstation befindet sich die Werkstatt und die Fahrzeughalle, die früher noch über eine Schiebebühne verfügte.


    [center]
    Aufspurung nach einer Hauptuntersuchung[/center]


    Auf der Drachenfelsbahn wurde am 12. Juni 1953 der erste elektrische Zahnradtriebwagen eingesetzt und fortan ein gemischter Betrieb durchgeführt. Anfangs verkehrte jedoch zunächst nur ein elektrischer Triebwagen (ET I). Nach und nach wurden jedoch weitere Triebwagen angeschafft, welche die Dampfzüge sukzessive ersetzten. Nach einem schweren Unfall am 14. September 1958 mit 18 Toten wurde der Dampflokbetrieb mit einem Schlag einstellte.


    [center]
    um 1953[/center]




    Petersbergbahn


    Nachdem auf dem Petersberg 1886 mit dem Bau eines Hotels begonnen wurde, nahm man auch die Planungen zum Bau einer Eisenbahn von Königswinter am Rhein hinauf zum Berggipfel auf. Diese wurde, wie die schon 1883 eröffnete Bahn zum benachbarten Drachenfels, als Zahnradstrecke mit 1 m Spurweite ausgeführt und am 20. April 1889 offiziell eröffnet. Bereits am 12. November 1888 gab es Probefahrten und bis zur offiziellen Eröffnung wurde die Bahn bereits für Materialtransporte zum Hotel auf dem Gipfel eingesetzt.


    [center][/center]


    Betreiber der 1,35 km langen Bahn mit bis zu 26 % Steigung war die Petersberg Zahnradbahn AG. Wegen dieser extremen Steigung (steilste Zahnradbahn in Deutschland) bekam die Petersbergbahn eine besondere Betriebserlaubnis, da das Zahnstangensystem Riggenbach in Deutschland bei Zahnradbahnen (gilt nicht für Standseilbahnen) nur bis 25 % maximaler Steigung zulässig war und ist. Die Strecke wies auch einen sehr flachen Teil auf, so dass auf diesem kurzen Streckenabschnitt ein Kuppeln der einzelnen Fahrzeuge bei Berg- und Talfahrt erlaubt war. Der Kupplungsbügel wurde jeweils vom Heizer der Zahnradlokomotive bedient. Dieser flache Streckenabschnitt befand sich zwischen dem Tal-Bahnhof und kurz vor der größten Steigung. Wurde die Zahnradbahnlokomotive mit einer Lok von der Drachenfelsbahn getauscht, wurde dieser Kupplungsbügel ausgebaut und bei der neu stationierten Lok eingebaut. Ebenso wurde der vordere Puffer der neuen Zahnradlok um zirka 20 cm nach unten versetzt. Dies geschah deswegen, weil alle Vorstellwagen der Petersbergbahn eine andere Pufferhöhe über der Zahnstange hatten, als jene der Drachenfelsbahn. Die Strecke besaß auf halber Höhe eine Ausweichstelle für die seltenen Zugkreuzungen.


    [center]
    Bahnhof am Petersberg um 1925[/center]


    Das Hotel und die Bahn auf den Petersberg wurden 1913 von Ferdinand Mülhens - und Inhaber des Hauses 4711 in Köln - erworben und die Bahnen 1923 mit der benachbarten Drachenfelsbahn zu der "Bergbahnen im Siebengebirge AG" fusioniert. Im Ersten Weltkrieg verkehrte die Petersbergbahn vom 16. April 1915 bis zum 21. Mai 1920 nicht. Zuvor wurde 1920 die Strecke der Petersbergbahn kurz vor der bisherigen Talstation beim Gasthof "Zum kühlen Grund" verlegt und um rund 400 m bis zum Heisterbacher Weg (heute: "Am Kissel") hinter dem Königswinterer Reichsbahnhof verlängert und hier ein neuer Talbahnhof mit Lokomotivhalle errichtet. Eine weitere, noch 1958 projektierte Verlängerung der Petersbergbahn an der Talstation um 120 m mit einem Bahnsteig direkt parallel zu den Gleisen des DB-Bahnhofs Königswinter wurde durch die Betriebseinstellung im selben Jahr nicht mehr ausgeführt.


    [center][/center]


    Seit etwa 1929 war nur noch eine Dampflok im Betrieb. Kriegsbedingt wurde der Verkehr auf der Petersbergbahn 1944 eingestellt und 1947 mit einer Dampflok wieder aufgenommen. Ab dem 3. Oktober 1949 fuhr die Petersbergbahn ausschließlich für Bedienstete der auf dem Petersberg ansässigen Alliierten Hohen Kommission, monatlich waren etwa 500 Fahrten zu leisten. Die Einstellung des Betriebs war für den 31. Oktober 1958 geplant, doch nach dem schweren Unglück auf der Drachenfelsbahn am 14. September 1958 wurde der Betrieb hier am 21. September 1958 eingestellt und die Bedienung des Petersbergs von Omnibussen übernommen.


    Die Gleisanlagen blieben bis etwa Mitte der 1970er-Jahre erhalten, danach wurden sie abgebaut. Erst 1975 wurde die Petersbergbahn auch juristisch stillgelegt, d. h. entwidmet. 1992 wurde der überdachte Bahnsteig in Königswinter abgerissen. Erhalten blieben bis heute der dreigleisige Lokomotiv- und Wagenschuppen, inklusive der Wartungsgruben, Gleise mit Zahnstangen, der heute auf dem ausgeweiteten Areal der Lemmerz-Werke steht. Außerdem befindet sich im Lokomotiv- und Wagenschuppen immer noch ein Portalkran. Teile des Metallzauns an der Talstation, sowie Reste der ehem. Wartungsstation Am Dömchen. Auf dem Petersberg erinnert heute nur noch ein kleines Denkmal auf dem ehemaligen Terrain der Bergstation an die Petersbergbahn, sowie die teilweise einseitig noch erhaltene Straßenbrücke am Petersberggipfel.




    Die Dampflokomotiven der Drachenfelsbahn


    Von der Maschinenfabrik Esslingen stammten die ersten beiden Zahnraddampflokomotiven, System Riggenbach, mit denen man den Betrieb aufnahm. Eine weitere Lok folgte ein Jahr später. Ab 1927 wurden die alten Lokomotiven durch vier neue dreiachsige Heißdampflokomotiven abgelöst, die wiederum von Esslingen stammten. Seit der Eröffnung 1883 gibt es einen Güterwagen, der zu Bahndienstzwecken genutzt wird. Außerdem waren sechs Personenwagen, sog. Vorstellwagen, vorhanden (Bj. 1883, Nr. 1-6), ein siebter Wagen kam 1952 von der Niederwaldbahn in Rüdesheim (Nr. 3"). Die Vorstellwagen Nr. 2-6 und 3" wurden nach dem Unfall 1958 verschrottet. Ebenso die Dampflokomotiven, nur die Nr. 2 blieb bis heute als Denkmal bei der Talstation erhalten.



    Die Dampflokomotiven der Petersbergbahn


    Die ersten zwei Lokomotiven wurden, wie auch zwei Personen- und ein Güterwagen, 1889 von der Maschinenfabrik Esslingen geliefert. 1927 kam eine neue Lokomotive, die fünfte der Bergbahnen im Siebengebirge, die ebenfalls von Esslingen stammte und 1938 an die Niederwaldbahn abgegeben wurde. Die Einsatzlok tauschte man mehrmals aus, nach dem Unfall 1958 wurden alle Fahrzeuge verschrottet und der Dampfbetrieb endete.


    Die Zugkompositionen sahen immer wie folgt aus: Eine Zahnradlokomotive mit einem Personenwagen oder eine Zahnradlokomotive mit einem Güterwagen. Zirka von 1948 bis um 1953 waren wieder zwei Dampflokomotiven gleichzeitig auf der Petersbergbahn stationiert.



    1
    Esslingen 1982/1883


    1883 - 1913 Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft in Berlin
    1913 - 1921 Ferdinand Mülhens "4711" (Drachenfelsbahn)
    1921 - vor 1929 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn)
    zwischen 1926 und 1929 verschrottet


    Kein Foto verfügbar





    2
    Esslingen 1983/1883


    1883 - 1913 Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft in Berlin
    1913 - 1921 Ferdinand Mülhens "4711" (Drachenfelsbahn)
    1921 - vor 1929 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn)
    zwischen 1926 und 1929 verschrottet


    Kein Foto verfügbar





    3
    Esslingen 1984/1883


    1883 - 1913 Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft in Berlin
    1913 - 1921 Ferdinand Mülhens "4711" (Drachenfelsbahn)
    1921 - vor 1929 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn)
    zwischen 1926 und 1929 verschrottet


    Kein Foto verfügbar





    1 'Königswinter'
    Esslingen 2308/1888


    1888 - 1913 Petersberger Zahnradbahn AG
    1913 - 1921 Ferdinand Mülhens
    1921 - vor 1929 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Petersbergbahn)
    zwischen 1926 und 1929 verschrottet


    Probefahrt 1888





    2 'Petersberg
    Esslingen 2309/1888


    1888 - 1913 Petersberger Zahnradbahn AG
    1913 - 1921 Ferdinand Mülhens
    1921 - vor 1929 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Petersbergbahn)
    zwischen 1926 und 1929 verschrottet






    5
    Esslingen 4161/1926


    1926 - 1938 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Petersbergbahn und Drachenfelsbahn)
    1938 - 1939 Niederwaldbahn-Gesellschaft Rüdesheim
    1939 ausgemustert
    1952 verschrottet (Schrotthandlung Hannawald)


    Kein Foto verfügbar





    2"
    Esslingen 4185/1927

    1927 - 1958 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn)
    1958 ausgemustert
    Seit 1968 als Denkmal vor der Talstation. Bei ihrer Restaurierung 2005 in Polen wurden die Schienenräumer links und rechts der beiden Zahnräder vertauscht montiert, einige Fehlteile nicht ergänzt und die Lok mit einem grünen Farbton versehen, der nicht dem Ursprungszustand entspricht. Da die Dampflok Nr. 2" ein Kulturdenkmal ist und unter Denkmalschutz steht, wurden in der Zwischenzeit die Schienenräumer wieder richtig montiert.


    um 1954


    als Denkmal








    3"
    Esslingen 4187/1927


    1927 - 1958 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn)
    Am 14. September 1958 kam es zu einem schweren Unfall: Der Zug der letzten Talfahrt an diesem Tag entgleiste aufgrund überhöhter Geschwindigkeit. 18 Menschen starben, 112 wurden darüber hinaus verletzt.
    1958 verschrottet


    um 1926


    Unfall 1958








    4
    Esslingen 4220/1928


    1928 - 1951 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn)
    1951 - 1956 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Petersbergbahn)
    1958 verschrottet


    Transport zwischen Petersbergbahn und Drachenfelsbahn





    1"
    Esslingen 4225/1929


    1929 - 1958 Bergbahnen im Siebengebirge AG (Drachenfelsbahn und Petersbergbahn)
    1958 verschrottet


    Habe die Ehre!