► Tannwalder Zahnradbahn + Lokomotiven

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    Aus Wikipedia:


    Die Bahnstrecke Liberec–Kořenov ist eine Nebenbahn in Tschechien, die ursprünglich von der Reichenberg-Gablonz-Tannwalder Eisenbahn (RGTE) als staatlich garantierte Lokalbahn errichtet und betrieben wurde. Sie beginnt in Liberec (Reichenberg) und führt über Jablonec nad Nisou (Gablonz) und Tanvald (Tannwald) nach Kořenov (Wurzelndorf, früher Polaun).


    Am 3. Juli 1886 wurde der Firma "Lindheim & Comp." die Konzession zum Bau und Betrieb einer Lokalbahn von Reichenberg nach Gablonz an der Neiße ausgestellt. Gleichzeitig wurde auch die Genehmigung für den etwaigen Weiterbau bis Tannwald erteilt. Der Bau erfolgte recht schnell, bis auf den kurzen Viadukt über den Rehböckelgrund und einem kurzen Tunnel bei Brandl waren keine größeren Kunstbauten zu errichten. Am 25. November 1888 wurde die Strecke eröffnet.


    Deutlich größere technische Schwierigkeiten waren dagegen beim Weiterbau der Strecke bis Tannwald zu bewältigen. Mehrere Tunnel und der große Viadukt über den Bettelgrund bei Morchenstern ließen die Baukosten in die Höhe schnellen. Am 12. Juli 1894 wurde der Zugverkehr bis Wiesenthal aufgenommen, die restliche Strecke ging am 10. Oktober 1894 in Betrieb.


    Grundlage für die Fortführung der Strecke von Tannwald nach Grünthal (Polaun) und weiter nach Petersdorf in Preußisch Schlesien war ein Staatsvertrag zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich vom 5. November 1898. Er trat mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden am 16. Dezember 1897 in Wien in Kraft.


    Die österreichische Regierung vergab die Konzession für die Localbahn Tannwald–Grünthal am 15. Dezember 1899 an die RGTE. Die Konzessionsdauer erstreckte sich bis zum 2. Juli 1976. Die RGTE wurde gesetzlich verpflichtet, die konzessionierte Bahn innerhalb von zwei und einem halben Jahre zu vollenden und dem öffentlichen Verkehr zu übergeben. Mit den bereits bestehenden Lokalbahnen Reichenberg–Gablonz–Tannwald und Morchenstern–Maxdorf sollte die neue Strecke ein einheitliches Unternehmen bilden.


    Der enorme Höhenunterschied zwischen Anfangs- und Endbahnhof von 235 Metern zwang die Erbauer zu besonderen technischen Lösungen. Auf insgesamt 4744 Metern wurde zwei Zahnstangenabschnitte System Abt vorgesehen, deren größte Neigung 58 Promille beträgt. Damit war die Strecke Tannwald–Grünthal die erste und einzige Zahnradbahn in Böhmen.


    Am 30. Juni 1902 wurde die Strecke mit einem Festzug eröffnet. Einen Tag später – am 1. Juni 1902 – wurde der planmäßige Zugverkehr aufgenommen. Die Inbetriebnahme der preußischen Anschlussstrecke von Grünthal nach Petersdorf verzögerte sich noch bis in den Oktober 1902. Am 1. Oktober 1902 wurde der Güterverkehr aufgenommen, am 20. Oktober 1902 auch der Reiseverkehr.


    Die Betriebsführung auf der neuen Strecke übernahm die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn SNDV. Am 1. Juli 1902 übernahmen die k.k. österreichischen Staatsbahnen kkStB die Betriebsführung von der SNDV.


    Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD die Betriebsführung von den kkStB. Deren erster Fahrplan von 1919 verzeichnete insgesamt drei Reisezugpaare über die Gesamtstrecke. Die Fahrzeit über die 37 Kilometer zwischen Reichenberg und Grünthal betrug dabei bis zu 160 Minuten.


    Am 1. Januar 1930 wurde die RGTE verstaatlicht. Seitdem waren die ČSD auch Eigentümer der Infrastruktur. Ab Anfang der 1930er Jahre setzten die ČSD wie auch auf anderen Lokalbahnen ihre Tatra-Turmtriebwagen ein, was zu einer deutlichen Beschleunigung des Reiseverkehrs führte. Für die zwölf Kilometer lange Strecke zwischen Reichenberg und Gablonz benötigten die Triebwagen nur noch 19 Minuten.


    Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als KBS 160p Reichenberg–Tannwald-Schumburg–Polaun enthalten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 wurden die Triebwagen abgestellt und alle Reisezüge verkehrten wieder mit Dampflokomotiven.


    Wegen der veränderten Verkehrsströme – die nun im Wesentlichen auf das sog. "Altreich" ausgerichtet waren – begannen die Planungen für einen Neubau einer Hauptbahn zwischen Reichenberg über Gablonz nach Polaun, um dort den Anschluss an die elektrifizierte und gut ausgebaute vorhandene Trasse nach Hirschberg herzustellen. Vorgesehen war eine deutlich höher gelegene Trassierung entlang der Bergflanken mit geringeren Steigungen, die auch den umständlichen Zahnradbetrieb erübrigt hätte. Alternativ plante man auch die Elektrifizierung der vorhandenen Trasse zwischen Tannwald und Polaun. Auch in diesem Fall hätte man den Zahnradbetrieb nach dem Vorbild der Höllentalbahn im Schwarzwald aufgeben können. Wegen des Krieges kam es jedoch nicht zu einer Realisierung dieser Planungen.


    Mit Kriegsende am 8. Mai 1945 kam der Verkehr auf der Strecke zum Erliegen. Der planmäßige Verkehr über die wieder eingerichtete Staatsgrenze wurde eingestellt. Am 9. Mai 1945 kam die Strecke wieder zu den ČSD. Als 1955 die schon lange geplante Straßenbahnverbindung zwischen Reichenberg und Gablonz eröffnet wurde, verlagerte sich nunmehr ein Teil des Reiseverkehrs dorthin. Trotzdem behielt die Bahnstrecke ihre Bedeutung als wichtige Verbindungsbahn in einem dicht besiedelten Verdichtungsraum.


    Der 6,5km lange Abschnitt zwischen Tanvald (in der k.k. Zeit: Tannwald-Schumburg) und Kořenov ist heute die einzige betriebsfähige europäische Normalspur-Zahnradbahn ohne Elektroantrieb. Sie wurde in die Liste der geschützten Technischen Denkmäler der Tschechischen Republik aufgenommen. Die Strecke weist zwei längere Zahnstangenstrecken und vier Tunnels auf, wird im spärlichen Regelverkehr jedoch derzeit nur mehr von Adhäsionstriebwagen befahren.

    • Offizieller Beitrag

    Die Reichenberg-Gablonz-Tannwalder Eisenbahn beschaffte für den Betrieb auf ihrer Zahnradstrecke drei vierfach gekuppelte Zahnradlokomotiven System Abt von der Lokomotivfabrik Floridsdorf in Wien. Die Maschinen erhielten die Nummern 21G bis 23G und die Namen DESSENDORF, IGNAZ GINZKEY und POLAUN. Sie verblieben stets auf ihrer Stammstrecke und wurden erst Anfang der 1960er Jahre ausgemustert. Als Ablösung kamen ab 1962 fabrikneue Zahnraddiesellokomotiven von SGP der Baureihe T 426.0 zum Einsatz.


    Ab 1911 wurden Lüfterturbinen an den Lokomotiven erprobt, um die enorme Rauchbelastung der Lokomotivpersonale bei der Bergfahrt in den langen Tunneln zu vermindern. Die Turbine saugte Frischluft aus dem Raum unter der Lokomotive an und blies diese in den Führerstand. Offensichtlich war die Wirkung dieser Gebläse ungenügend, so dass auf einen Serienumbau verzichtet wurde. Mit der Verwendung hochwertiger, aschearmer Kohle konnte letztlich die Rauchbelastung in den Tunneln effektiver (auch für die Reisenden) verringert werden.


    Die Lokomotive 404.003 blieb erhalten und gelangte ins Eigentum des Technischen Nationalmuseums Prag. Die Lokomotive befindet sich zur Zeit als nicht betriebsfähiges Museumsexponat im Eisenbahnmuseum Jaroměř.





    001
    Floridsdorf 1470/1901


    1901 – 1902 RGTE 21.G 'DESSENDORF'
    1902 – 1905 kkStB 69.50
    1905 – 1918 kkStB 169.50
    1918 – 1924 ČSD 169.50
    1924 – 1938 ČSD 404.001
    1938 – 1945 DRB 97 601
    1945 – 1960 ČSD 404.001
    1960 ausgemustert
    1961 > K 119
    1962 > K 137





    002
    Floridsdorf


    1901 – 1902 RGTE 22.G 'IGNAZ GINZKEY'
    1902 – 1905 kkStB 69.51
    1905 – 1918 kkStB 169.51
    1918 – 1924 ČSD 169.51
    1924 – 1938 ČSD 404.002
    1938 – 1945 DRB 97 602
    1945 – 1965 ČSD 404.002
    1965 ausgemustert







    003
    Floridsdorf 1472/1901


    1901 – 1902 RGTE 23.G 'POLAUN'
    1902 – 1905 kkStB 69.52
    1905 – 1918 kkStB 169.52
    1918 – 1924 ČSD 169.52
    1924 – 1938 ČSD 404.003
    1938 – 1945 DRB 97 603
    1945 – 1965 ČSD 404.003
    NTM - Technisches Museum Prag
    Eisenbahnmuseum Jaroměř
    nicht betriebsfähig




    Im Eisenbahnmuseum Jaroměř