Hallo zusammen,
zum Verein (Kandertalbahn e.V.) kam ich 2004, anlässlich des 100. Geburtstags der T3. Damals habe ich mich mit einem Freund erkundigt, ob man denn mitmachen könne, danach ging es ganz schnell und ich war am folgenden Samstag voller Öl und einem breiten Grinsen in der Werkstatt.
Vor der diesjährigen Saison, die leider viel zu schnell zuende ging, ist beschlossen worden, dass ich mit ein paar Anderen die Ausbildung zum Heizer machen darf.Und genau von den Erfahrungen, die ich da gemacht habe, möchte ich mal berichten:
Es ist Sonntag, 3 Uhr.Ich habe mich umgezogen und die Schuppentore geöffnet.Etwas Brennholz zum Anfeuern wurde schon am Vortag auf den Führerstand geladen und in die Schmierstellen zwischen den Rahmenwangen wurde bereits Öl gegeben.Jetzt wird die Lok herausgebissen (Die Lok mit einem Werkzeug von Hand aus dem Lokschuppen bewegen.Es sieht aus wie eine riesige Brechstange.Dabei setzt man es zwischen Rad und Schiene an und drückt es herunter.Dadurch bewegt sich die Lok ein Stückchen vorwärts).Es werden 3-4 Scheite Holz in die Feuerbüchse geworfen und in Petrolium getränkte Lappen dazu gegeben.Der Letzte wird um einen Holzscheit gewickelt und angezündet.Dann werden die restlichen Lappen damit entzündet und der Scheit wird reingeworfen.Die Lok qualmt nach kurzer Zeit aus dem Schornstein und es knistert.Die Luftklappe wird geöffnet, und es wird begonnen die Lok zu "streicheln"(putzen dabei nur den Kessel, das Fahrwerk wurde nach der letzten Schicht gemacht).Es wird immer wieder Holz nachgeworfen und bis man mit Putzen fertig ist, wird es langsam hell und man kann hören, wie die Vögel langsam anfangen zu zwitschern.Im Kessel rauscht es schon leise und wird mit der Zeit immer lauter...das Wasser kocht.Inzwischen kann man gut ohne Taschenlampe sehen und das Gestänge wird abgeschmiert(ca 5:30 Uhr).Langsam nähert sich der Druck 4 Bar.Um 7:30 Uhr kommt der Lokführer, zieht sich um und setzt sich zu uns(zu mir und meinem "Ausbilder").Um 8 hat der Druck 10 Bar erreicht und es kann rangiert werden und die erste Schaufel Steinkohle nachgelegt werden.
Es ist viertel vor 9 und das Holzfeuer vom Anheizen ist fast vollständig einem Kohlenringfeuer gewichen.Der Zug wurde bereits zusammengestellt und steht am Bahnsteig bereit.Ein halbes Wasserstandsglas, ein schönes Ringfeuer, ohne Löcher und 11 Bar.So muss es zu der Zeit sein.Die Aschkastenklappe wird geschlossen und die Feuertür geöffnet, damit das Sicherheitsventil nicht abbläst.Ich hole noch das Trinken für Lokführer, Heizer und mich und schaue noch mal ins Feuer, auf den Wasserstand und das Manometer. Um 5 nach 9 werfe ich noch mal 2-3 Schaufeln rein.Fängt das Sicherheitsventil an zu säußeln speise ich mit dem Injektor den Druck auf 11 Bar runter.In der Zeit bis zur Abfahrt hat man noch mal Zeit sich auf die Bank zu setzen und kurz zu ruhen.2-3 Minuten vor Abfahrt wieder der Bekannte Blick: Wasser, Feuer und Druck.Um 10 nach 9 kommt der Abfahrtsbefehl.Die Handbremse wird gelöst.Ein Blick auf den Zug nach hinten und ein Blick nach vorne auf den Übergang, alles frei also: "Sauber!"Der Lokführer öffnet den Regler.Der Zug setzt sich langsam in Bewegung.
Sobald der Zug ins Gefälle kommt, wird der Regler geschlossen und der Hilfbläser geöffnet.Nach dem ersten Übergang, ca. 200 Meter nach dem Bahnhof hat man wieder Zeit für den Blick: Wasser und Druck.Wenn der Druck bei 11 Bar steht ist es in Ordnung.2-3 Minuten vor dem nächsten Bahnhof werden noch mal 2-3 Schaufeln gestreut nachgefeuert.Sobald das anbrennt und der Druck steigt, kann man nachspeisen.Spätestens wenn das Sicherheitsventil säußelt muss man speisen, da es unangenehm laut ist, wenn es abbläst.Neben der Aufgabe für genug Dampf zu sorgen, muss man den Lokführer bei der Streckenbeobachtung unterstützen.Im Bahnhof hat man Zeit einen kurzen Blick ins Feuer zu wagen.Alles in Ordnung, keine Löcher im Ringfeuer, aber ein paar Stellen an denen es stark durchgebrannt ist.Dort muss auf jeden Fall nächstes Mal nachgefeuert werden.Und sicherheitshalber jeweils eine kleine Schaufel in die hinteren Ecken, da man in diese nicht schauen kann.Abfahrtsbefehl, ein kurzer Blick nach hinten und vorne: "Sauber!"Es folgen zwei Übergänge und nun wird nachgefeuert, genau richtig im Zeitpunkt: Man hat noch ein schönes Grundfeuer damit die Kohlen gut anbrennen, aber es dort nicht zu dick ist.Der Rauch verschwindet bis zum nächsten Bahnhof ebenfalls.Der Druck steigt, es kann gespeist werden.Und so gehts weiter bis nach Haltingen.Runter ist es nicht so interessant, richtig gut wirds erst hoch und dabei anstrengend.
In Haltingen wird abgekuppelt und umgesetzt.Immer schauen, dass das Ringfeuer schön brennt und keine Löcher entstehen.Wenn es gut aussieht, kann man den Wasservorrat ergänzen und das Gestänge abschmieren.10 Minuten vor Abfahrt kann man langsam beginnen die Mitte vom Rost zuzumachen.Erst eine Schaufel, wenn die brennt die nächste.Kurz vor Abfahrt: halbes Wasserstandsglas, schönes Feuer, noch nicht ohne Löcher, aber man weiß ja nicht wie lang man steht, dann braucht man auch nicht viel Energie und man müsste nur immer fort speisen um den Druck zu senken.Abfahrtsbefehl.Ein Blick auf den Zug, einer auf den Übergang.Alles in Ordnung:"Sauber!".Nach dem zweiten Übergang noch in Haltingen schmeiß ich drei Schaufeln an die Rohrwand.Am Ortsausgang werden zwei Schaufeln in der Mitte gestreut, wenn ich noch Löcher sehe, dann werden die schnell zugemacht.Ortseingang in Binzen wird der Regler zugemacht, ich mach den Injektor an und drehe den Hilfsbläser auf, der Druck bleibt konstant bei 12 Bar.Abfahrtsbfehl, Injekor zu und der Lokführer macht den Regler auf und nach den ersten Auspuffschlägen kann man den Hilfsbläser zudrehen.Ortsausgang Binzen wird hinten nachgelegt.Wenn der Druck nicht innerhalb der nächsten Minuten steigt hat man ein Loch.Die Steigung ist noch nicht stark.Der Druck steigt nicht, nachdenken, wo man zuletzt hingeschmissen hat und wo das Feuer durchgeglüht aussah.Mitte links, mitte rechts.Dort wird nachgelegt und siehe da, der Druck steigt.Ich kann nachspeisen.Im nächsten Bahnhof wird mal kurz ins Feuer geschaut, sieht so aus, wie ich es nötig ist.
Bei der Ausfahrt werden noch mal die hinteren Ecken gemacht und vor der Feuertür.In der Steigung sinkt der Druck leicht, ich habe wieder ein Loch.Mitte mitte und Rohrwand könnten es sein.Ich werfe eine Schaufel in die Mitte und drei an die Rohrwand.Zwei Stationen vor Kandern, also in Wollbach, muss man ein halbes Wasserstandsglas haben und ein recht gutes Feuer.Für das Feuer hat man noch etwas Zeit, für das Wasser wirds knapp.Vor Kandern hat man nämlich eine recht große Steigung.In Hammerstein kann man noch mal ins Feuer schauen.Sieht gut aus, wie in der "Karte" im Kopf.Halbes Wasserstandsglas ist auch gut und der Druck mit 11.5 bar ebenfalls.Abfahrtsbefehl.Direkt am Ortsausgang drei Schaufeln an die Rohrwand.Nach dem nächsten Übergang, ca. 150 Meter weiter, drei in die Mitte.Damit habe ich ein gutes Grundfeuer für die Wolfschlucht.Dann kommt ein Übergang der mit 10 befahren wird-Zeit um noch mal Wasser nachzuspeisen.Der Druck bleibt jetzt ziemlich konstant bei 12 Bar.Perfekt.Nach dem Übergang macht der Lokführer den Regler wieder weiter auf und ich heize noch mal nach.Wenn der Druck jetzt konstant bleibt, ist alles gut.Es kommt noch eine Langsamfahrstelle, Zeit um noch mal Wasser zu machen, wenn man braucht oder Feuer.
Wasser habe ich zwar genug, aber das Sicherheitsventil säußelt.Also wird der Injektor angestellt.Am Ende wird er abgestellt, der nächste Bahnübergang, der kurz nach dem Ende der Langsamfahrstelle ist, abgewartet und dann wird noch mal nachgefeuert.Wenn nach dem folgenden Übergang nicht alles da ist, ist es zu spät.Denn danach beginnt die Steigung und so schnell brennt die Kohle nicht an.Der Regler wird richtig schön aufgemacht, die Auspuffschläge sind so laut, dass man sich fast nicht mehr auf dem Führerstand unterhalten kann.Der Druck sinkt fast gar nicht, alles perfekt.Kurz vor dem Bahnhof wird der Injektor angelassen, der Lokführer schließt den Regler, das Sicherheitsventil fängt kurz an zu säußeln, doch der Injektor hält den Druck bei 11.5 Bar.Der Hilfsbläser wird angemacht.Der Wasserstand ist jetzt ziemlich weit unten, etwa im unteren Drittel.Wenn der Druck es zulässt und der Zug am Bahnsteig angehalten hat, macht man den Injektor kurz aus und schaut ins Feuer.Schön durchgebrannt, Vorne hat sie etwas " gefressen", man sieht fast den Rost.In der Mitte vom Rost mache ich mit dem Haken ein Loch im Feuer, damit sie nicht mehr so viel Dampf macht.
Man ergänzt den Wasservorrat.Sobald das erledigt ist, wird der Zug nach hinten geschoben, umfahren und wieder an den Bahnsteig rangiert.Dann füllt man den Kohlevorrat nach.Der Aschkasten wird geleert und dann wird die Lok vor den Lokschuppen gefahren.Ende der 1. Heizerschicht-Feierabend.Das Ganze spielt sich noch zwei mal an diesem Tag ab, von Mai bis Oktober, dann ist auch für den zweiten Heizer und Lokführer Feierabend, aber vorher müssen sie noch das Fahrwerk putzen.
Das ist natürlich keine Anleitung, jede Fahrt ist anders.Ich habe eigentlich meine letzte Fahrt beschrieben.
Noch ein paar Bilder:
Gruß Janosch, der schon gespannt ist, wer sich den langen Text angetan hat :wink: