CASE Traktor von Maxitrak

  • Hallo liebe Schienendampfer


    Hier möchte ich ein Dampfmodell vorstellen, das keine Schienen benötigt, also auch über dem „Tellerrand der Schienendampfer“ liegt.


    Der Maxitrak CASE Traktor aus England ist eine schwere „Traction Engine“ von ca. 10 kg Leergewicht. Länge 54 cm, Breite 20 cm, Höhe 27 cm. Massstab ca. 1:12 (engl. 1 Inch zu 1 Fuss).


    Eine sehr schön und solide gebaute 1 Zylinder Maschine mit Kolben ø 22 mm und Hub 24 mm. Kessel (Länge 300 mm und ø 70 mm) aus Kupfer mit allen nötigen Beschlägen. Der Traktor kann angefeuert werden und läuft schon nach kurzer Zeit tuckernd an. Feuerung mit Gas, zwei parallele Brennrohre durch den Kessel gelegt. Fahrfunktionen sind Dampfregler, Umsteuerung (Typ Frick), Kupplung zum Halten und Anfahren. Vorderradsteuerung mit Schnecke/Rolle und Kettenverbindung zur Starrachse. Zylinderentwässerung. Verdrängungsöler. Wasserstandsanzeige mit Ablasshahn. Das soweit der Urzustand wie ausgeliefert.


    Nun bin ich selten mit dem Anfangszustand zufrieden, denn da gibt es auch an diesem schönen Modell einiges zu ändern und zu verbessern.


    1. Die schönen Metallräder sind sauber lackiert. Somit muss damit gerechnet werden, dass der Lack schon nach kurzer Fahrzeit abblättert, falls nicht nur auf Wiese oder Teppich gefahren wird. Richtige Traktoren haben natürlich auch „abgenutzte“ Räder, doch mein Modell möchte ich etwas schonender behandeln.


    Die Vorderräder (ohne Antrieb) habe ich mit selbstklebendem, grauen Gummi versehen. Vielleicht finde ich da noch etwas passenderes, mal schauen. Die hinteren Antriebsräder sind nun mit einem Lederband versehen (aus einem dickwandigen Ledergurt). Als Zwischenlage, damit die Lederreifen auch gut halten, dient ein selbstklebendes Antirutschband (Seglerbedarf).


    2. Anders als bei Loks läuft die Maschine immer, auch im Stand. Fahren und Anhalten geht wie bei allen Strassenfahrzeugen mittels Ein- und Auskuppeln. Beim Einfahren des CASE hat sich gezeigt, dass die Kupplung zu schwach eingestellt war und nicht vollständigen Kraftschluss ergab. Der Kupplungsweg zwischen ein- und ausgekuppelt war zu klein. Ich musste die Kupplungsträgerplatte ausbauen und anders formen. Nun ist der Kupplungsweg deutlich grösser und der Traktor fährt eingekuppelt voll mit Kraftschluss.


    3. Kleine Reparaturen: Der sitzende „goldene“ CASE Adler auf der Rauchkammertüre hat sich schon nach dem ersten Einfeuern abgemeldet. Er war nur mit einem Stift angelötet (Weichlot). Nun halten zwei Messingschrauben M 1,2 den Vogel fest. Auch die Türverriegelung (kleine Federplatte) war schlecht gemacht und hat nicht gehalten. Ich habe einen Drehhebel konstruiert, der die Türe ganz zuhält. Die Stabilisierungsstange an der Vorderachse (Verbindung Achsmitte zu Traktorenkasten) war zu dünn, sie war schon im Auslieferungszustand verbogen. Diese Stange habe ich mit einem Messingprofil verstärkt. Der Wasserstand hat nicht richtig angezeigt, die Wassersäule bewegte sich kaum. Nach Ausbau des Glases habe ich erkannt, dass das Glas etwas zu lang war und oben den Kesseldurchlass nicht frei liess. Also das Glas um ca. 1.5 mm kürzen, nun stimmt die Anzeige.


    4. Ich bin ein RC-Fan. Ich wollte nicht dem Traktor nachlaufen und bückenderweise an den Hebeln hantieren. Also Servos für Steuerung, Umsteuerung und Kupplung. Lage der Servos siehe Fotos. Für Empfänger und Akku ist im Traktor hinten genügend Platz. Der Dampfregler kann (ohne Servobetrieb) einfach offen bleiben denn das Langsamfahren kann gut mit der Umsteuerung geregelt werden. Zu beachten ist, dass die Einzylinder-Maschine nicht selbststartend ist, sie wird von Hand am Schwungrad in Bewegung gebracht. Danach kann (mit gutem Gefühl am Umsteuerhebel) immer zwischen Vor- auf Rückwärtsfahren umgeschaltet werden. Wer das im Griff hat, dem wird die Maschine nie anhalten.


    Hier ein paar erste Fotos des Traktors. Das Modell ist der Nachbau einer US Zugmaschine der Firma CASE, im Original ein kräftiger 80 hp Schlepper aus der Zeit vor ca. 100 Jahren.











    Das Kupplungssystem



    Die Umsteuerung System Frick




    Steuer-Servo



    Dieser CASE Traktor ist eine interessante Live Steam Variante für alle, die schnell mal ohne Lok und Schienensystem etwas Dampfbetrieb erleben möchten. Der Traktor ist sehr stabil gebaut und somit für Transporte gut geeignet. Da keine Schienen benötigt werden, sind die Einsatzmöglichkeiten sehr gross. Wie er Steigungen und echte Geländefahrten bewältigt, muss ich noch austesten. Ein Bericht darüber folgt später.


    Freundliche Grüsse


    Hermann

  • Hallo Hermann!


    Schöner Traktor :thumbup:


    Für die kleineren Ausführungen von Wilesco oder Mamod gibt es fertig konfektionierte "Rubber Tyres"


    zB
    http://www.ebay.co.uk/itm/MAMO…13391?hash=item2ed3cb538f


    ich meine mich zu erinnern das es auch Meterware dieser Bänder gibt, finde aber gerade keinen Anbieter.


    Ist nur ein Vorschlag, ob man diese zwecks Vorbildtreue oder einfach nur wegen des besseren Grip auf Untergründen aller Art montiert, oder auch nicht, bleibt natürlich dir überlassen.


    Gruß, Gerald :wink:

    Zwisch'n Soizburg und Bod Ischl ....

  • Hallo Hermann
    Dein Traktor ist eine echte Alternative zur Dampfbahn ich habe auch schon darüber nachgedacht wie es wäre, wenn ich mal schnell Lust habe zum dampfen und habe mich dann immer mit Dampfschiffen beschäftigt.
    Schlussendlich hat mich das dann doch nicht gepackt da bei defekt oder Feuerausfall Schwimmen angesagt wäre. Also ist es bei mir beim Rollprüfstand geblieben der ist schnell aufgestellt aber halt dampfen an Ort ist dann angesagt.
    Ich finde es toll :thumbup: , dass Du (was ich als Fernsteuer Fan auch machen würde) gleich eine Fernsteuerung eingebaut hast befreit es einem doch vom ewigen bücken beim Kurvenfahren etc. Deine Modifikationen deuten für mich auf ein richtiges Betriebsmodell hin was nicht in der Vitrine vor sich her altert.
    Ich freue mich schon auf die Vorführung.
    Freundliche Grüsse :lol:
    Georg

  • Danke an Gerald für den Tip. Die Suche nach Radzusätzen ist noch nicht abgeschlossen. Ich dachte auch schon an Gummiräder mit Profil. Die Frage ist, ob es die richtige Grösse gibt. Die Hinterräder haben einen Durchmesser von 157 mm über die Rippen gemessen und sind 42 mm breit. Ob ich passende Gummiräder finde ist noch offen. Die Lösung mit den Lederbändern hat einige Vorteile: Ich kann sie genau nach Mass anfertigen und bei Bedarf (nach einer eventuellen Dehnung) leicht enger ziehen. Das Leder wird mit Messingklammern ø 0.5 mm zusammengezogen, im Innern werden die Messingklammern gelötet, das hält.


    Grip ist genügend vorhanden wie eine erste Testfahrt im Gelände gezeigt hat. Es ist eher so, dass die Maschine bei grossem Kraftaufwand langsamer wird und zum Schluss anhält. Was beim Test auch ersichtlich wurde, ist dass der Traktor nicht allzu viel Steigung verträgt: Dann schwappt das Kesselwasser so an den hinteren Rand, dass sich die Dampfentnahme mit Wasser füllt statt mit Dampf. Der Dampfaustritt mit dem Handventil ist hinten am Kessel, aber ich gehe schon davon aus, dass das Entnahmerohr im Innern „irgendwo oben in der Mitte“ liegt. Sonst käme schon beim geringsten Beschleunigen Wasser in die Entnahmestelle. Das Problem tritt vor allem beim vorwärts bergan fahren auf, rückwärts weniger intensiv. Ich meine aber, dass die Maschine betreffend Bewegungen des Kesselwassers eher etwas heikel ist und nicht alle Steigungen mit Geländeunebenheiten verträgt. Ebene Fahrten mit Kurven, Stoppen und Anfahren sind kein Problem.


    Hier noch die neuen Radsätze aus Leder, Marke Eigenbau, diesmal aber mit 40 mm Breite und 5 mm Lederdicke.




    Ich meine das sieht doch recht vielversprechend aus. Mit schwarzen Gummi-Zahnriemen mache ich eventuell noch ein paar Versuche.


    An Georg: Du kannst dich freuen, nächsten Montag kommt der CASE zu dir zur Probe. Dann kannst du sehen wie der Traktor sich unter Dampf macht.


    Freundliche Grüsse


    Hermann

  • Hallo Hermann,


    wie es bei einem großen CASE-Dampftraktor gelöst wurde, zeigen die folgenden Bilder, die während des Treffens in Alt Schwerin in diesem Jahr entstanden sind.





    Auf den Hinterrädern wurden Laufflächen von Traktorreifen verbolzt und auf den Vorderrädern Streifen aus Förderbändern. Damit soll erreicht werden, dass die Wege auf Ausstellungen und der Boden der eigenen Werkstatt nur wenig beansprucht und folglich geschädigt wird. Außerdem poltert es beim Fahren weniger. Das ist aber nur eine Anpassung an die heutigen Gegebenheiten, vor 100 Jahren waren die Wege doch deutlich anders als heute.


    Beim Original erfolgte die Dampfentnahme für die Maschine übrigens in einem Dampfdom im vorderen Drittel des Kessels, womit die Längsneigung desselben eher weniger Auswirkungen auf die Dampfentnahme im Betrieb hatte. Ganz wichtig war aber, dass die Feuerbüchsdecke stets ausreichend von Wasser bedeckt war. Es konnte also durchaus vorkommen, dass ein stärkeres Gefälle rückwärts befahren wurde.




    Grüße Dietrich

  • Hallo Dietrich


    Danke für diese schönen Fotos. Scheint eine andere Ausführung als mein 80 hp Case zu sein. Ich meine es ist eine Dreschmaschine der Fa. Minneapolis Steam Threshing Engine Co. auf der Basis eines Case Traktors. Eher selten für CASE Traktoren sind die Räder mit den wenigen Speichen.


    Offenbar ist meine Idee nicht neu. Zusammengenietete Förderbänder auf den Vorderrädern, wie meine Lederbänder auf den Treibrädern. Nur aus anderem Grund: Ich möchte meine schönen Metallräder schützen, richtige Traktoren mit Metallrädern müssen die Strassenbeläge schützen.


    Freundliche Grüsse


    Hermann

  • Hallo Hermann,


    ich werde mal auf den diversen Treffen die Augen offen halten. Ende des Monats treffe ich einen Bekannten, der sich derartige Gummiteile für seine Fahrzeuge speziell anfertigen lässt und werde ihn mal nach dem "Was und Wie" befragen.


    In Alt Schwerin trieb die Maschine übrigens ein Horizontalsägegatter an. Die Holzabfälle wanderten dann gleich in die riesige Feuerbüchse.




    Viele Grüße Dietrich

  • Hallo Dietrich


    Das würde mich sehr freuen, wenn du mir einen Hersteller von „Spezialreifen“ für Traktorenmodelle angeben könntest.
    Wie gesagt, der Innen-Durchmesser müsste um ca. 15 cm sein, das genaue Mass der möglichen Dehnbarkeit des Reifens entsprechend.


    Vielen Dank zum voraus für deine Bemühungen und freundliche Grüsse


    Hermann