Warum dieser Bericht hier?
Weil es ein Echtdampfmodell dieser Lok gibt, aber kaum jemand etwas vom Original weiss. Ich wohne im RhB Land, und bin beruflich bei der RhB angestellt. So konnte ich noch einige Informationen zu diesem Loktyp zusammentragen.
Zur RhB Verbund Lok gibt es heute ausser einigen Bilder und Plänen wenig Informationsquellen. Eingie Bilder habe ich aus Zeitschriften Fotografiert, deshalb ist die Qualität nicht besonders gut.
Verbundlokomotiven und Anfahrvorrichtungen
Dazu mehr auf: http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Verbundlokomotiven
Aufzeichungen vom Depotchef Caprez Samedan von 1942 beschreiben die Bedienung der RhB Verbundlok. Die Anfahrvorrichtung war nur in Funktion, wenn die Steuerung über 65% (max75%) ausgelegt war. Somit wurde auf der RhB nur zum Anfahren beiden Zylinder Frischdampf zugeführt, nach der Anfahrt wurde die Steuerung unter 65% genommen um das Kohle und Wasser sparende Verbundsystem ausnützen zu können.
Bei 12 Atm. Kesseldruck, erhält der Hochdruckzylinder ca. 7 Atm. die übrigen 5 Atm. strömen über den Verbund zum Receiver in den Niederdruckschieber, und werden dann im Niederdruckzylinder vollends aufgebraucht, was eben das Compound oder Verbund System bildet. Bei jeder Triebradumdrehung entstehen so zwei Auspuffschläge.
Im Modell in Spur IIm hat Regner die Lok Nr. 104. als Jahresmodell 2005 gefertigt. Zwischen 70 und 80 Loks hat Regner als Bausatz oder Fertigmodell hergestellt. Diese Loks sind als Modell aber nicht ganz einfach zu betreiben, und haben z.T. konstruktive Schwächen (Verbundventil). Dies wird dann aber zu einem späteren Zeitpunkt unter: BAUSÄTZE UND UMBAUTEN unter Bauberichte noch zum Thema.
Es waren die einzigen Schmalspur Zweizylinder Loks in der Schweiz, die RhB Nr. 101 – 104 (1904) und die verstärkte Version Nr. 105 – 106 (1906). Informationen darüber, siehe unter: https://de.wikipedia.org/wiki/RhB_G_4/5
In den letzten Jahre bei der RhB waren die Lok Nr.102 und 105 im Depot Samedan stationiert, bis sie 1949 und 1951 nach Spanien verkauft wurden. Aus der Zeit zwischen 1922 (Abschluss der Elektrifizierung der RhB) bis 1951 gibt es ganz wenige Bilder der Lok Nr.102 und 104. Die Nr.105 und 106 waren etwas mehr im Einsatz, vorallem im Winter zur Schneeräumung.
Im Bild Lok 102 im alten Dampfdepot Samedan. Man beachte die abgehängte Speiseleitung am Speisekopf. Vorsichtsmassnahme im Winter.
Im Bild Lok 105 im Lawinenwinter 1951 in Zernez. Über Wochen verkehrte diese Lok zwischen Scuol und Zernez bis die Fahrleitung nach den Lawinen wieder repariert war. Nur drei Monate später wurde die Lok nach Spanien verkauft.
Alle Dampfloks der RhB wurden mit (auf der Lok von Hand zerkleinerten) Briketts befeuert. Das zeigt sich an der Konstruktion der G 3/4, der Malletts und der Tender der G4/5 Loks, welche so gebaut sind um aufgeschichtete Briketts aufnehmen zu können. Vor den Depots gab es Brikettsvorräte.
Briketts für die Lok 11 in Chur 1975
Briketts auf Lok 107 zwischen St.Moritz und Pontresina (Berninastercke) 1986
Briketts auf dem Tender des durch Lawine verunglückten Zuges bei Davos 1917.
Auf den Tender der Verbundloks waren somit nie Jutesäcke mit Kohlen.
Die Qualität dieser Briketts verschlechterte sich zusehends, so dass Anfangs der 1990iger Jahre die Feuerung auf Steinkohle umgestellt wurde. Erst seit dieser Zeit wird die Steinkohle in Jutesäcke abgefüllt und danach auf dem Tender plaziert. Durch die Umstellung wurden die Tenderzäune erhöht damit die Säcke im Tender während der Fahrt gesichert sind.
Neustens wird die Steinkohle gleich in Plastiksäcken gekauft, welche das Bild der Lok aber nicht sehr vorteilhaft Beeinflussen.
Nur auf Plänen sieht man einen Kamindeckel, alle Bilder der Verbundloks aber haben keinen Kamindeckel.
Plan mit Kamindeckel
Lok wie sie dann tatsächlich gebaut wurden
Unter dem Firmasignet RhB ist auf historischen Bilder noch eine leeres Schild montiert. In diesem wurden die Revisionsdaten von Kessel und Fahrwerk auf einer Weichmetallplatte eingestanzt oder eingegossen.
In den Schnittzeichnungen, erkennt man, dass nicht nur der Niederdruckzylinder grösser ist, sondern auch der Niederdruckschieber. Dies ist etwas, dass man beim Modellbau eventuell auch berückichtigen muss?
Schnittzeichnung von oben
Die Frage der Farbgebung der Lok 101- 106 ist noch in Abklährung, sobald ich näheres dazu erfahre, werde ich es hier einstellen.