Lokomobile von Heinrich Lanz Mannheim

  • Hallo,


    in der bayerischen Landeshauptstadt fand kürzlich das Oktoberfest statt.
    Seit einigen Jahren ist die "Oide Wiesn" Bestandteil des Oktoberfests.
    Und dort gibt`s eine Ausstellung alter Maschinen, manche davon auch in Betrieb.
    Diesmal dampfte eine Lokomobile vor sich hin. Der Kesseldruck war recht verhalten,
    das Manometer zeigte ca. 1,8 an, vermutlich Kilopond pro Quadratzentimeter.


    Die Maschine lief mit sehr gemütlicher Drehzahl. Die Zylinder-Entwässerungsventile waren offen,
    so daß bei jedem Hub ein Wölkchen Dampf austrat.
    Es war ein wenig schwierig, diese dunkle Maschine vor dem hellen Hintergrund zu fotografieren.
    Nichts desto trotz möchte ich Euch die Bilder nicht vorenthalten.














    Hier noch ein Bild mit Bedienperson. Da wird die schiere Größe dieser Lokomobile deutlich.
    Der Mann war nicht kleinwüchsig, die Breze, die er so elegant geparkt hatte, war es ebenfalls nicht.




    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    danke für die Bilder dieser außergewöhnlichen Maschine.


    Das Besondere an der ist, dass der Zylinder auf einem Blechfundament sitzt und keine direkte Verbindung zum Kessel hat. Der Dampf wird erst in einem Dom gesammelt und dann dem Zylinderblock zugeführt.


    Grüße Dietrich

  • Hallo,


    danke für die Rückmeldungen.
    Hier noch ein paar Detail-Aufnahmen.


    Dampfdom und aufgeständerter Zylinder:




    Eine satte Kubelwange. Es brauchte ein paar Fotografien, bis ich sie in dieser Lage erwischen konnte,
    die Kurbelwelle drehte sich nur gemächlich, aber sie drehte sich:




    Exzenter des Wasserpumpenantriebs (zumindest nehme ich an, daß es sich um die Wasserpumpe handelt) und Schild des Herstellers:




    Es waren sogar nur 1,5 kp/cm2. Klar, die Maschine lief so ganz gemütlich tuckernd.
    Wenn die wirklich Leistung abgeben mußte, sah das ganz anders aus. Auch für den Heizer ...



    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Godehard,


    so ein Teil würden wir wohl alle gern mal fahren wollen.
    Zuckerschlecken ist das nicht. Diese alten Arbeitsmaschinen fordern ganz schön.
    Dazu ein kleiner Exkurs, ist off topic, passt hier zu "Andere" jedoch ein klein wenig dazu ...


    Hatte vor Jahren mal eine Weinbergraupe des einstigen Herstellers Hüttenwerk Michelstadt.
    Ein Freund hatte die entdeckt und mir Bescheid gegeben. Und die mußte ich dann haben. Klar doch.
    Lebendgewicht waren ca. 800 kg, soweit ich mich erinnere. Einzylinder Zweitakt-Diesel, 600 ccm, irgendwas 12 PS.
    Tuckerte sehr beherzt. Der Auspuff, war wirklich nur ein Auspuff. Von "Schalldämpfer" konnte man nicht sprechen.
    Fünf Vorwärtsgänge und zwei Rückwärtsgänge. Der jeweils kleinste Gang fast ein Kriechgang.
    Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis wir das Schaltschema des Bedienhebels ergründet hatten.
    Ein Hebel für sieben Schaltstellungen in zwei Ebenen ...
    Mit Heckkraftheber und Zapfwelle.


    Sie kam per Spedition auf Euro-Palette:




    Bin damals ein paarmal damit gefahren. Hat echt Spaß gemacht. Nach dem Absteigen hatte ich dann
    jeweils gemerkt, wie laut und eng das Maschinchen war und welche Bedienkräfte es erforderte.




    Also ich war echt froh, dann jeweils wieder heraussteigen zu könne. Das Fahren machte richtig Spaß,
    gerade wenn es über Hindernisse ging. Das Ding kippte dann so wunderbar ...
    Aber nicht gering anstrengend. Wenn ich denke, daß das einst eine Arbeitsmaschine war und jemand
    den ganzen Tag drauf saß ... Wenn der Motor lief, zitterte der Boden im Takt ...
    Natürlich, eine Dampfmaschine läuft viel weicher.


    Eine Bekannte meinte zum Thema "Weinbergraupe": "Was wird das Ding erst, wenn es sich verpuppt?" ... :)


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    auch von mir herzlichen Dank für die vielen aufschlussreichen Fotos! Da hast Du wirklich etwas ganz seltenes erwischt, denn Straßenzugmaschinen deutscher Hersteller, selbst vom großen Unternehmen wie Lanz, sind nur noch ganz wenige erhalten. In Deutschland meines Wissens nur 4 Stück. Weist Du etwas über den Besitzer oder die Fabriknummer?


    Als Kind war immer mein Traum, solch eine Lanz-Zuglokomobile wieder fahrbereit zu machen. Ein väterlicher Freund in Marxzell im Nordschwarzwald hatte damals eine Lanz-Zugmaschine von 1922 hinter seinem als Museum dienenden ehemaligen Sägewerk stehen. Leider bin ich dann nach Norddeutschland verzogen, wo ich dann zum Schienendampf kam. Seine Söhne sollen die Zuglokomobile aber immer noch in einem unzugänglichen Kellerraum des Sägewerks stehen haben. Hier 1977 noch im Freien hinter dem Museum:



    Gruß
    Joachim

  • Hallo,


    danke für die tollen Bilder. Ich bin immer tief beeindruckt von dieser Technik. Die Laufruhe und Präzision dieser Maschinen. Und das alles ohne Computer und Simulationsprogramme. Verschweige denn Computerfertigung. Da war das wirkliche Handwerk noch gefordert. Ich zolle diesen Maschinen den grössten Respekt.


    Hans

  • Hallo Joachim,


    zu der Maschine weiß ich keinerlei Daten. Vielleicht steht sie im nächsten Jahr wieder dort.
    Dann nehme ich mir mehr Zeit für Fotografien und Fragen.


    Auf dem Foto, das Du eingestellt hast, ist ja eine Dampfspeicherlokomotive zu sehen!
    Wie es aussieht, vorn dran der Dampfspeise-Anschluß. Die sieht ungewöhnlich aus.


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo,


    vielen Dank für das Interesse an den Bildern.


    Ein Bild kann ich noch nachreichen, auf dem der Bedienstand komplett zu sehen ist:




    Ja, es handelt sich wirklich um tolle Technik. Gebaut für die Ewigkeit.
    Und das Schöne bei all diesen alten Maschinen ist, daß alles offen liegt und man so richtig schön sehen kann, wie es funktioniert.


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas


    Vielen Dank für die Bilder. Ein solches Lokomobile aus dem Hause Lanz habe ich noch nie gesehen. Ich kenne solche Fahrzeuge von Treffen und Veranstaltungen in Grossbritannien. Dort sind es hauptsächlich Maschinen der Hersteller Fowler und Charles Burell welche gezeigt werden. Ich bin immer wieder erstaunt wie viele noch betriebsfähig sind. Nicht wenige davon haben sogar eine Strassenzulassung.
    Ich hatte das Glück einmal auf einer Showman's Engine mitfahren zu dürfen und man hat mich netterweise sogar ans Lenkrad gelassen, natürlich auf einem abgesperrten Gelände. Ich war eher überrascht wie präzise und leichtgängig die Hebel zu bedienen waren. Auch die Lenkung ist nicht besonders schwergängig sobald die Maschine fährt. Aber man kurbelt viel und ganz ohne Anstrengung geht das nicht. Wenn ich mir vorstelle wie die Schausteller früher mit solchen Maschinen einige Stunden unterwegs waren....


    Die Weinbergraupe gefällt mir auch sehr gut, leider verdienen solche Maschinen nur wenig Beachtung in der Oldtimerszene. Ein zünftiger Lanz Bulldog, ein Eicher, ein Dieselross geben halt auf Treffen mehr her. Ich selber fahre einen Bührer UM 4/10 Baujahr 1957. 10 Gänge für Vorwärtsfahrt, 2 für Rückwärts. Die Halbgänge können unter Last ohne Kupplungsbetätigung geschaltet werden. Sonst ist das Getriebe natürlich unsynchronisiert.
    Das hier ist aber ein Schienendampfforum, da haben Strassenfahrzeuge mit Oelmotor ja eigentlich nichts zu suchen.

    Grüsse
    Beat

  • Bei einer Versteigerung in den Staaten drüben wurden vor ein paar Tagen erst drei Stück des Herstellers Reeves verkauft für Preise zwischen 30 000 und 40 000$. Hier der Link Klick

    Gruß Alexander