Teflon oder nicht?

  • Hallo!
    Bei der Herrichtung meiner IV K hatte ich die Kolben, 12mm HD und 14mm ND, gegen Teflon getauscht.

    Erst mit Luft dann mit Dampf aus einer Dampfente lief es. Danach nicht mehr. In den HD Zylindern pfiff es nur so durch, daß das Triebwerk blockierte. Nach dem Einbau der neu gewickelten alten Kolben waren die Zylinder dicht und der nächste Fehler konnte mit der Neukonstruktion des Verbundventils (Tuning einer Regner IV K letzter Beitrag) behoben werden. Im kalten Zustand waren die ND Zylinder undicht und blockierten, was sich nach dem Warmlaufen legte. Beim norddeutschen Dampftreffen zeigte sich dieser Mangel deutlich. Jetzt habe ich auch in den ND Zylindern die alten Kolben wieder eingebaut und die Lok läuft nach dem Zylinderentwässern deutlich leichter an.
    Die IV K ist eben eine komplexere Maschine mit besonderen Eigenarten.
    Gruß Gerd

  • Hallo Gerd
    Wenn ich vorher gewusst hätte, dass du in die IV K die neuen Regnerkolben einbauen möchtest, wäre von mir ein Hinweis gekommen. "Regner" hat früher jeden Zylinder nach dem Mass des vorliegenden Kolben gehont. Mit der Teflontechnologie hat sich das geändert. Jetzt sollten alle Zylinder gleich sein. Ich habe diese Lok noch teilweise zu bauen, wusste aber schon damals, dass ich die Kolben selbst fertigen muss. Das Dampfverteilerventil habe ich hervorgeholt und auf ÖLFREI mit Teflon umgebaut ( mit dem Originalgehäuse) Ich glaube, es könnte gehen, ufert aber zu einer Doktorarbeit aus.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo Gerd!


    Will mich hier beileibe nicht als Experte in Sachen Teflon ausweisen.


    Pal und Wolfgang haben es ja in diesem Beitrag schon angesprochen.


    Aber ich habe das so verstanden:
    Das A&O für Teflonteile (Kolben, Stopfbuchsen, Rundschieber etc.) die mit Dampf in Berührung kommen ist die vorherige "Wärmebehandlung" des Teflonrohlings, ich nenn das mal "Backofenmethode.
    Um so die fertigungstechnische Veränderung des Werkstoffes (Durchmesser, Länge) wieder auszugleichen oder in den Ursprungszustand zu versetzen.


    Bei Lagerbuchsen etc. die nur minder (über Rahmen oder Gestänge) mit Wärme in Berührung kommen würde ich für meinen Teil das "wärmetechnisch" unbehandelte Teflonmaterial verwenden.


    Aber wie gesagt, ich kann da nur auf meine Bescheidenen Erfahrungen mit Teflon zurückgreifen. :pff:


    Gruß, Gerald :wink:

    Zwisch'n Soizburg und Bod Ischl ....

  • Hallo Liebe Teflon-Freunde!


    Ich bin kein Expert in Teflon. Aber habe viel darüber gelesen.
    Ich möchte drei wichtige Eigenschaften der Teflon erwähnen:


    1. Sehr große Dehnungs-Koeffizient:
    16*10 ad-5
    Das heißt eine Kolbe mit 14 mm Durchmesser bei 120 Grad Celsius, dehnt sich 0,22 mm aus!
    Bei Zimmertemperatur (20 C) 14 mm, bei 120 C 14,2 mm, oder
    bei Zimmertemperatur (20 C) 13,8 mm, bei 120 C 14 mm!!!


    2. Memory Effekt:
    Ohne Wärmebehandlung das material langsam nimmt seine original Maßen auf. Das heißt was einmal gut ist, wird langsam schlecht.
    Siehe Oliever Kleine Lok in St. Pölten, vor zwei Jahren!


    3. Die Maßen kann man sehr schlecht messen!
    Wegen dieser drei unabhängigen Eigenschaften braucht man viel Geduld und Übung um einen lang(weilig) gut funktionierenden Teil produzieren.


    Gruß
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Der Teflonkolben muss im Zylinder in kaltem Zustand richtig hin und her flutschen - das ist reine Gefühlssache :E


    Man kann das Gefühl erlernen, in dem man bei einem gut funktionierenden Zylinder ohne Deckel den Teflonkolben vorsichtig vor und zurück schiebt.


    Ich hab daher bei meinem Goldkäfer den umgekehrten Weg gewählt und die Zylinder nach den Teflonkolben geschliffen.
    Das ist vermutlich der einfachere Weg als das Herumexperimentieren mit den Kolbendurchmessern.


    vlg, Christian

  • Hallo zusammen!
    In der alten Goldie-Maschine von Regner mit 3 Zylindern hab ich bei mir die ersten Teflonkoben eingebaut. Mit der hatte ich bisher keine Probleme. Überlege dafür Teflonschieber zu entwerfen um die Maschine ölfrei zu betreiben. Dann muß ich im Schiff das Kondenswasser nicht mehr auffangen, sondern kann es in den See ablassen. Das ist hier noch interessanter als bei Lokomotiven.
    Leider ist es bei der IV K in die Hose gegangen, obwohl es anfangs gut aussah. Wenn ich daran denke, was mir Dampfaussteller alles berichteten, was mit der Lok nicht geht, bin ich mit meiner Lok sehr zufrieden.
    Das Thema Teflon werde ich wohlwollend weiter verfolgen.
    Gruß Gerd

  • Hallo Christian!


    Du solltest entschuldigen, aber ich kann das nicht verstehen, warum das Herumexperimentieren mit Zylinderdurchmessern “einfachere Weg als das Herumexperimentieren mit den Kolbendurchmessern“ wäre. :GR


    Und ein Zylinderbausatz kostet 195 Euro, eine Teflonkolbe, 14 Euro, wenn man zu viel abschleift!


    VG. Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

  • Servus Christian!
    Ich habe ein Paar Kolben mit 0,2 mm Übermaß. Wie lange dauert das 200-mal weg honen?
    Ich habe noch nicht gehont. Hast Du dazu echtes Werkzeug?
    vlG. Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

    • Offizieller Beitrag

    Servus Pál!


    Bei 0,2 mm würde ich zuerst einmal das Gröbste mit einer verstellbaren Reibahle wegnehmen.
    Ich hab bei meinen Zylindern dann einen Tip vom Friedl umgesetzt und ein Röllchen aus Schleifpapier gedreht und durch den Zylinder gesteckt.
    Dieses Röllchen geht dann in der Bohrung auf, wenn man es los lässt. Danach dieses Röllchen "gegen den Strich" drehen.
    Man kann, wenn man es möchte (mit Öl fährt), mit etwas Geschick auch einen Kreuzschliff erreichen.


    vlg, Christian

  • Hallo Freunde!


    Nur jetzt verstehe ich was bedeutet, was Wolfgang oben geschrieben hat:
    "Regner" hat früher jeden Zylinder nach dem Mass des vorliegenden Kolben gehont. Mit der Teflontechnologie hat sich das geändert. Jetzt sollten alle Zylinder gleich sein.
    Das heißt, wenn man eine Teflonkolben als „Ersatz“ kauft, ist reine Glücksache, ob es funktioniert!
    Was machst Du Christian, wenn Du nächstes Mal einen kleineren Kolben kaufen würdest?


    :E Ich bleibe bei Kolbenschmirgeln!


    Gruß
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

    • Offizieller Beitrag

    Servus Pál!


    Regner hat seinerzeit gesagt, wenn man einen alten Zylinder mit neuen Teflonkolben ausrüsten möchte, sollte man die Zylinder an ihn schicken, er würde sie dann passend honen.


    Bei neuen Zylindern, die mit Teflonkolben ausgeliefert werden, sollte das von Haus aus ja passen. Wenn nicht, würde ich Kolben und Zylinder als Reklamation an Regner zurückschicken, Punkt.


    vlg, Christian

  • Hallo Pál
    Christian hat fertige Kolben zu seinen selbstgebauten Zylindern verwendet. in diesem Fall macht man den Zylinder gleich so, dass man den Kolben nicht nacharbeiten muss. Die Lok IV K wurde noch kurz vor Regners Teflonzeit gebaut. Gottfried und ich bekamen dann die ersten Regnerteflonkolben. Ich prüfte sofort, ob sie für die IV K brauchbar wären und musste feststellen, dass die 14Ø Zylinder ein Übermass haben, so hat mich Gerds Erfahrung nicht gewundert.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo Christian und Wolfgang!


    Natürlich das ist eine andere Situation, so kann ich es verstehen. Christian macht das selbst, was Regner machen würde.
    Bei mir geht es anders. Ich möchte meine alten Loks auf Teflon umbauen. So habe ich fertige Teflonkolben gekauft. Dachte die sind Serienprodukt. Wusste nicht, dachte nicht, das die Zylindern und Kolben zusamamenpaaren und honen muss.
    Ihr weiß, ich kämpfe seit Monaten mit dem Bullenumbau! Die Lok ist ölfrei zusammengebaut, aber hatte ich viel Problem mit Kolben. (darüber habe ich schon viel geschrieben).
    Die Kolben kann ich in zehn Minuten ausbauen, prüfen, schleifen, oder tauschen, zurückbauen und mit Dampf testen. Bei mir „honen“ kommt so nicht in die Rede“.
    Natürlich nächstes Mal werde ich die Kolben und Zylinder noch vor dem Einbau paaren und testen.
    Und Christian, ich hoffe dass die richtige Maßen werde ich fühlen!
    Danke die viele neue Information über die Kolbenhistorie (Erstmal habe ich Hysterie geschrieben)!


    VG. Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

  • Hallo,


    ich habe für meinen Regner- Umbau zur "Spreewald", unter anderem den Bausatz des 3-achsigen Fahrgestells (14mm Bohrung) benutzt.
    Anfangs mit normalen Kolben. Als dann die Teflon- Kolben angeboten wurden, habe ich diese eingebaut...Also es hat auf Anhieb funktioniert...nie Probleme damit erlebt.


    Hätte nicht gedacht oder erwartet, dass bei anderen solche Probleme zu beklagen seien...


    Gruß Micha

  • Hallo zusammen


    Wenn ich hier all die offenen Fragen zu Teflonkolben lese, möchte ich etwas mehr über die Verwendung von Teflon in Echtdampfloks wissen:


    1. Ist es grundsätzlich so, dass Teflon nur deshalb verwendet wird, weil man Teflonkolben und Teflonschieber nicht mit Heissdampföl schmieren muss und somit die Schienen nicht dauernd mit Öl verschmutzt werden?


    2. Geht das mit Teflon wirklich ganz ohne Ölschmierung, oder muss einfach „etwas weniger“ Öl verwendet werden?


    3. Wie verändert sich Teflon nach ein paar Jahren im Einsatz (Zustand heiss-kalt). Wird es spröde oder weich und verliert das Material seine Passform? Wie ist der Abrieb resp. die Materialveränderung im Vergleich zu Messingkolben mit Kolbenringen?


    4. Neben Kolben und Schieber sind noch viele bewegliche Metallteile zu ölen, wie verhindert man hier die Öltropfen auf den Schienen?


    Ich habe keine Loks mit Teflonteilen, deshalb meine Fragen.


    Freundliche Grüsse


    Hermann

  • Hallo Hermann!


    Ich dachte, die Professoren aus Wien beantworten Deiner Fragen. Als erste Hilfe kann ich auch etwas dazu sagen.
    Ad 1. Die Gleiteigenschaften der Teflon sind ohne Öl auch sehr gut. So kann man ohne Öl die Kolben und Schiebern, sowie die Stangendichtungen sehr dicht bauen. Dichtere Kolben mit kleineren Reibung und Dampfverlust.
    Aber die Teflon wird nicht nur in der Dampfmaschine verwendet, siehe bei 4.
    Ad 2. Das geht ohne Öl. In der Lok gibt es kein Öler mehr.
    Ad.3. Weiß ich noch nicht, aber ich denke wird es nicht so viele Probleme geben.
    (http://de.wikipedia.org/wiki/Polytetrafluorethylen)
    Ad.4. Möglichst alle beweglichen Teile laufen in Teflonhülsen. Man kann ohne spiel bauen, mit sehr kleine Reibung! Die Lok hat kleinerer Verlust.
    Aber die wichtigste bekommt man bei Steuerung. Du solltest einmal probieren, welches Spiel von der Kurbel bis Schieberschubstangen zusammenkommt! So 4-5 Zehntel mm. Das bedeutet die Steuerung funktioniert so, wie es theoretisch funktionieren sollte. Die Lok langsam läuft anders als schnell, nach vorne als nach hinten usw.
    Wenn Du alle Stellen Teflonhülsen einbauen kannst, (ohne Spiel), die Steuerung funktioniert auch ohne Spiel. Ob es gut ist, natürlich hängt von der Einstellung (Hub) auch.


    Ich hoffe Du bekommst noch genaueren Antworten auch!


    Grß
    Pál

    Wer noch vielen Spur I und IIm Loks bauen möchte

  • Hallo Hermann!
    Da Pal im Prinzip schon fast alle Deine Fragen beantwortet hat, und im Forum schon soviel geschrieben wurde ist nur mehr eine Frage offen.
    Ich bin kein Materialkundler sondern ich probiere aus wenn es erfolgversprechend ist. Ich verwende Teflon schon seit gut 13 Jahren in allen meinen Maschinen. Ich habe in Bezug auf Alterung und Abnützung noch keine Mängel festgestellt. Und wenn sich was abnützt dann ist es sehr schnell und einfach zu ersetzen, da ja nur das Teflonteil neu angefertigt wird.
    VlG Friedl

  • Hallo Pál, Sascha und Friedl


    Danke an euch alle, da habe ich eine gute Übersicht erhalten. Könnte sein, dass ich mit der Zeit auch noch auf Teflon umstelle, eure Beiträge klingen ja sehr positiv.


    Freundliche Grüsse


    Hermann