Tieftonpfeifen für Lokomotiven auf kleiner Spur

  • Moin,


    ich hatte in diesem Beitrag bereits meine kleine Tieftonpfeife vorgestellt, die ihren Platz an einer 1:13-Dampflok auf 43 mm finden sollte.


    Zwischenzeitlich habe ich eine Tieftonpfeife für meine Kastendampflok "Rudi" (REGNER "Paul") nach einem etwas anderen Design gebaut. Die Herausforderung bestand darin, sie in den verfügbaren Bauraum von 20 x 60 mm unter dem Bodenblech des Fahrgestells hinein zu bekommen. Das Ergebnis der Überlegungen sieht so aus.





    Der Resonanzkörper ist aus 0,3 mm Messingblech, die Pfeife besteht aus Messingrohr 10 x 0,5 mm, die Spaltscheibe ist 3 mm dick und der Dampfspalt 0,5 mm breit. Alle Teile sind mit Silberlot hart miteinander verlötet.


    Wenn ich sie mit dem Mund anblase, erzeugt sie einen sehr schönen runden Ton.


    Viele Grüße

    Dietrich

  • Hallo Dietrich !

    Wie schaffst du die große drucklose Dampfmenge für so eine Pfeife. Mit großem Druck und kleiner Menge ,pfeifen die Meisten von uns. Ich habe mit einem Beipass Versuche angestellt.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Hallo Wolfgang,


    hier ein Blick auf die drei getesteten Dampfpfeifen.

    Die eine ist die nach englischem Design (links oben), die zweite ist die nach meinem Entwurf für die REGNER-Kastendampflok (rechts oben) und die dritte ist ein Zukaufteil von einem deutschen Hersteller (unten).



    Das Video gibt es hier:


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    Dies sind die Spalte der Dampfpfeifen.


    Die Pfeife nach englischem Design.



    Mein Entwurf




    Die Zukaufpfeife




    Die kleinste Pfeife hat den größten Dampfverbrauch, was wohl an dem "etwas unkonventionellen" Dampfspalt liegt.


    Und so sieht es aus, wenn die kleine Tieftonpfeife an der Kastendampflok "probesitzt".




    Viele Grüße

    Dietrich

  • Hallo Dietrich


    Das ist mal ein tolles Thema! :thumbup:

    Fast jeder hat seine Loks schon mittels Chuffer ein schönes Abdampfgeräusch entlockt.

    Aber endlich kommt mal bei den Pfeifen etwas in Bewegung! :S

    Schön das Du uns auch noch aussagekräftige Bilder zeigst und gleich noch den Sound dazu!

    Ich hab auch schon einiges mit Pfeifen versucht, aber immer in klassischer Bauweise. Dein Bericht ermutigt einen neue Wege zu gehen und den Ton etwas zu verfeinern.

    Mein Hauptproblem liegt darin, das sie bei 3 Bar gut arbeitet aber mit 6 Bar nicht zurecht kommt.

    Ich freue mich schon darauf erste eigene Versuche zu unternehmen.

    Ich freue mich aber schon auf weitere Berichte von Dir.

    In Bezug auf Pfeifen wird wohl bald ein ganz neues Jahr beginnen :)

    Ich wünsche Dir einen Guten Rutsch und ein erfolgreiches Neues Jahr.


    Gruß

    Roland

  • Hallo Dietrich,


    die Tieftonpfeifen heben sich sehr wohltuend von ihren zuweilen sehr schrill klingenden Kollegen der hochtönenden Fraktion ab.

    Hast Du die Pfeife in der Einbaulage in der Regner Lok schon mit Dampf getestet? Häufig haben Tieftonpfeifen etwas Probleme bei Kondensatbildung.


    LG Marco

  • Das mit dem tollen Thema kann ich nur bestätigen. Bin auf die weitere Entwicklung sehr gespannt.


    Ich habe teilweise Herrmann große Pfeifen verwendet, haben einen guten Klang aber nicht überall ist ausreichend Platz.

    Ein netter Beginn für 2024

    Wünsche allen Schienendampfern ein erfolgreiches, gesundes Jahr.


    Heinz
    :thumbup::thumbup::thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    da ja offensich die Spalte am Tonerzeuger der kritische Teil am Bau sind, und bei vielen die (O-Ton Fritz: ) Kastratenpfeifen von Regner zuhauf in den Bastelkisten liegen sollten, drängt sich mir folgende Frage auf: Kann man aus den Regner-Standardpfeifen eine Tieftonpfeife bauen?


    Viele Grüße,

    Stefan

  • Hallo Leute!

    Ich habe, bevor es das Forum gab, Manfred Regner mit meiner Pfeife beim Workshop in der Lotus Lokstation hellhörig gemacht. Auf YouTube kann man sie noch hören. Es ist nicht leicht sie ohne Fernsteuerung zu bedienen. Es ist den Schmalspurlokomotiven angepasster Ton. Tieftonpfeifen sind für große Loks vorbehalten. Ich habe Mit der Lok von Regner Nr1 à la Wolfgang über meine Pfeife geschrieben. Die Pfeife gibt es seit 1999.

    L.G. Wolfgang Franz K.

  • Moin,


    bin ja wirklich fasziniert über die Rückmeldungen.


    Hallo Stefan,


    Zitat

    ... Kann man aus den Regner-Standardpfeifen eine Tieftonpfeife bauen?

    ja, kann man. Dazu wird der Pfeifenteil gekürzt und dann so wie im folgenden Bild gezeigt oder gerade mit einem entsprechenden Resonator verbunden.


    3934-dtwv001kl-jpg


    Ich wollte erst die zugekaufte Pfeife verwenden, was aber daran scheiterte, dass der Dampfverbrauch sehr hoch war und sie auch nicht sicher ansprach.

    Hier ein Bild von der "Versuchsanordnung". Im Resonator ist noch das Loch zu sehen, das für den Abbau des Überdrucks während des Einlötens des zweiten Resonatordeckels erforderlich ist. Das muss verschlossen sein, sonst funktioniert die Pfeife nicht.



    Das Problem des eingeschränkten Druckbereiches ist nach meiner Auffassung physikalisch bedingt und auf die Länge des Mundlochs zurückzuführen. Folglich muss man sich entscheiden, wie man es gerne hätte.


    Ganz wichtig ist nach meiner Erfahrung, dass die Blechstärke so gering wie nur irgend möglich ist, also 0,3, max. 0,5 mm.



    Hallo Wolfgang,


    ich glaube, dass ich den Beitrag über Deine erste Pfeife nach längerem Suchen gefunden habe. Damit andere Interessierte es einfacher
    haben, der ist hier zu finden.

    Die Pfeife sieht zumindest interessant aus, ich finde aber, dass sie alles andere als "leichte Kost" ist.


    Ist zwar etwas off topic, aber eine sehr interessante Lösung, wie man eine große HERRMANN-Dampfpfeife in einer kleinen Lok einbauen kann, hat Denes Papp verwirklicht.

    Der entsprechende Beitrag ist hier zu finden.



    Viele Grüße

    Dietrich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dietrich,


    Danke für die Rückmeldung. Ich hatte mal kurz nach den im anderen Thread genannten Referenzen gegoogelt, aber nichts zu Tieftonpfeifen ausmachen können. Mich würde ja interessieren, wie man derartige Pfeifen entwässert und wie die Übergänge zwischen Pfeife und Resonator aussehen.


    Viele Grüße,

    Stefan

  • Moin Stefan,


    Zitat

    ... wie man derartige Pfeifen entwässert und wie die Übergänge zwischen Pfeife und Resonator aussehen.

    da ich das bisher nicht brauchte, kann ich zum Entwässern nichts sagen.


    Wie die Pfeifen innen aussehen, zeigen diese zwei Bilder. Ich hoffe, dass das Deine Frage beantwortet.





    Wichtig ist die Ansenkung am Dampfeingangsnippel, um Turbulenzen im Dampfraum vor der Spaltscheibe zu vermeiden.


    Viele Grüße

    Dietrich

  • Moin,


    zwischenzeitlich ein paar Hinweise zur Funktionsweise von Labialpfeifen, zur Geometrie von Dampfstrahlen in freier Expansion und zur Gestaltung des Mundloches der Pfeife.


    Zuerst der Verweis auf die Grundlagen - die sind in der WIKIPEDIA - Orgelpfeifen nach meiner Auffassung sehr gut und verständlich beschrieben. Die Tonerzeugung bei Labialpfeifen wird im Abschnitt 2.4 behandelt. Zum Artikel geht es hier.


    Dampfstrahlen in freier Expansion haben in der Regel einen Öffnungswinkel von 17°. Hier ein entsprechendes Bild (Abblasen des Sicherheitsventils an 1:5-Dampf-Lkw MARTIN).




    Die besten Ergebnisse habe ich mit Mundlöchern gemacht, deren angeblasene Kante gerade ist (ganz wichtig) und genau quer im Dampfstrahl liegt.

    Bei einer anderen Gestaltung wie beispielsweise der im Bild unten gezeigten sind Probleme unterschiedlicher Art zu erwarten.


    3937-dtw-iim01002kl-jpg


    Da die Pfeife selber wie auch der Resonanzkörper schwingt (vgl. WIKIPEDIA-Artikel zur Tonerzeugung), sollte sie aus möglichst dünnwandigem Material gebaut werden um einfach die technischen Voraussetzungen zu erfüllen.


    Viele Grüße

    Dietrich

  • Hallo zusammen,


    herrlich, Pfeifen, wunderbar!
    Ich habe 2011 mal viel mit Pfeifen experimentiert und in meinem Thread von damals gibt es auch Hörbeispiele:



    Wen es interessiert, dem kann ich die Artikelserie vom Larry Bangham über die "Resonator Whistles" gerne als PDF schicken. (keinen Link zum PDF, keine Ahnung, wie es mit den Urherberrechten aussieht...)


    Viele Grüße und frohes Pfeifen im neuen Jahr!


    Gerd (die Flachpfeife....)

  • Hallo


    Nachdem ich am 2. Weihnachtsfeiertag einen herben Rückschlag für mein neues Projekt einstecken musste, war Dietrich mit den Pfeifen genau das Richtige was ich zum Jahresende gebraucht habe!

    Ich denke folgendes gehört auch zum Pfeifenbau, die Ausprobe mit Dampf, wir kennen ja die Unterschiede wenn etwas mit Druckluft läuft. ;(


    In Schramberg 2023 habe ich mir dafür einen Stationärkessel gekauft, wie sie füher in Lehrwerkstätten hergestellt wurden. Leider war dieser Kessel nicht Dicht und musste deshalb nachgearbeitet werden.

    Die Aussicht, den Kessel bald für Pfeifentests zu brauchen, haben meine Laune für 2024 deutlich gesteigert! Er hat 2 Liter Inhalt und ist aus 2mm dickem Kupferrohr hergestellt, viele werden wissen, das dies eine große Aufgabe ist, all die Lecks nachzulöten.

    Ich hatte zuerst einen Gaskeramikbrenner zur Dampferzeugung dafür gebaut und schnell feststellen müssen, das ein Kessel mit außenliegenden Siederohren auch sehr Laut sein kann 8| . Ich wollte wieder eine elektrische Heizpatrone für die Dampferzeugung verwenden, da ein solcher Kessel auch ordenlich Gas benötigen würde und die Raumluft dadurch nicht besser wird.

    Löcher in eine solch dicken Kessel zu bohren und wieder zu verlöten ist aber ein große Aufgabe die auch meist nicht auf Anhieb klappt, spreche aus Erfahrung! ;(


    Kessel ist nun abgedrückt und wartet schon auf den ersten Einsatz an einer Pfeife.


    Ich Danke Dietrich nochmals für den Begin des Thema PFEIFE.


    Gruß

    Roland







  • Hallo


    Ein kleines Update. Der Kessel funktioniert schon recht gut mit seiner elektrischen Heizung.

    Kein Stress mehr mit kälter werdendem Gastank und dadurch nachlassender Brennerleistung, bei 2 Liter Volumen muss ja schließlich auch eine Menge Energie hinein.

    Ich habe auf die schnelle mal meine 3 verschiedenen Pfeifentypen getestet. Diese Resonanzpfeife und die Ringspaltpfeife hab ich von Manfred bekommen, die 3. ist vermutlich von Regner. Diese Resonatorpfeife funktioniert leider noch nicht, man kann sie aber noch einstellen. Leider nicht so lustig wenn heiß, hat aber auch einen großen Dampfverbrauch obwohl so klein, ist eine Ringspaltpfeife.


    Hat Spass gemacht und bin jetzt mit dem Kessel ganz zufrieden und könnte jetzt auch einen Lokantrieb damit testen ;( sofern einer vorhanden wäre.


    Gruß

    Roland



  • Hallo Roland,


    das ist eine interessante Lösung.


    Für den Fall, dass Du das Problem noch "automatisieren" musst, ein paar Worte, wie ich es mal gemacht habe.


    Bei einer "antiken" Dampfmaschinenanlage habe ich den elektrisch beheizten Kessel auf eine neue Heizung umrüsten müssen. Als Heizelement fand eines aus einem Wasserkocher Verwendung und da ich sicher sein wollte, dass der maximal zulässige Kesseldruck von 1,5 bar keinesfalls überschritten wird und ich trotzdem entspannt spielen konnte, habe ich die Heizung mit einem SOLID-State-Relais und einem einstellbaren Druckschalter hinter einer Kondensatvorlage geschaltet.


    Da das Internet ziemlich dynamisch ist, verzichte ich auf einen direkten Link, mit den oben markierten Begriffen sollte eine Suche aber schnell Erfolg bringen.


    Wichtig ist in dem Zusammenhang, einen Elekrofachmann über das Werk "drüber schauen" zu lassen.


    Viele Grüße

    Dietrich

  • Hallo


    Noch ein kleiner Nachtrag zum Kessel.

    Der nötige Aufwand zur Nacharbeit ist im guten Verhältniss zum Preis.

    Jetzt habe ich einen durchaus großzügigen Dampferzeuger für meine weiteren Projekte.

    Der 230V Heizstab kann noch vom Gaskeramikbrenner unterstützt werden und zusammen könnte sogar ein 5" Antrieb getestet werden.


    @Dietrich

    Wie sieht es eigentlich mit dem Kondenswasser in dem jeweiligen Anbaubehälter aus? Kann man ein kleines Entwässerungsloch bohren?


    Gruß

    Roland



  • Hallo Roland,


    ich hatte bisher noch keine Probleme mit Kondenswasser zumal die Mundlöcher an der tiefsten Stelle liegen.



    Hallo alle miteinander,


    ich habe das Pfeifenventil etwas überarbeitet. Die Bohrung im Doppelnippel des originalen Ventils hatte einen Durchmesser von 2,2 mm. Im neuen Doppelnippel hat sie nur noch einen Durchmesser von 0,75 mm. Die Tabelle zeigt die Werte und Verhältnisse.


    Nun ist ein Überblasen der Pfeife bis zu einem Kesseldruck von 3 bar nicht mehr zu beobachten.

    Die Schwierigkeit bestand darin, den kleinen Bohrer zu finden.


    Schöner Nebeneffekt der verkleinerten Bohrung ist, dass der Kesseldruck beim Pfeifen nun stabil bleibt, vorher brach er ein.


    Viele Grüße

    Dietrich

    Durchmesser (mm) Fläche
    (mm²)
    Flächenverhältnis
    2,2 3,801 100,00 %
    0,75 0,442 11,62 %